Kleine Funde, große Aussagekraft

Otzenhausen. Arno Braun, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Mainz, hält kleine Stückchen Holzkohle in der Hand. Gerade haben Studenten diese aus dem Graben am Hunnenring geborgen. Diese unscheinbare Menge Holzkohle kann wichtige Informationen enthalten

 Die Studentinnen Lisa Markus, Jennifer Peacock, Susan Proud und Madlen Engel (von links) graben einen Schnitt durch den Erdhügel am Fuße des Nordwalles. Fotos: Hornung

Die Studentinnen Lisa Markus, Jennifer Peacock, Susan Proud und Madlen Engel (von links) graben einen Schnitt durch den Erdhügel am Fuße des Nordwalles. Fotos: Hornung

 Arno Braun zeigt die gerade gefundenen Holzkohlepartikel.

Arno Braun zeigt die gerade gefundenen Holzkohlepartikel.

Otzenhausen. Arno Braun, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Mainz, hält kleine Stückchen Holzkohle in der Hand. Gerade haben Studenten diese aus dem Graben am Hunnenring geborgen. Diese unscheinbare Menge Holzkohle kann wichtige Informationen enthalten. Denn mit Hilfe der so genannten C-14-Methode können die Forscher im Labor das Alter der Holzkohle bestimmen und somit das Alter des Erdwalles, in dem sie zurzeit graben. Dieser Erdwall liegt mitten im Wald des Dollberges, wenige Meter vor dem Ostende des Nordwalles des Hunnenringes. Der Erdwall läuft auf den Nordwall zu und verschwindet unter diesem. Er muss also, so die Annahme der Wissenschaftler um Sabine Hornung von der Uni Mainz, eigentlich älter sein als der Nordwall. Vielleicht ein Teil einer älteren Festungsanlage? Antwort auf diese Frage soll die Grabung durch den Erdwall bringen. Zur Datierung sind die Forscher auf kleinste Funde, Holzkohle, Keramikscherben, angewiesen. Beim SZ-Besuch arbeiten Studenten der Universität Mainz und der Universität Durham in England gemeinsam, der Beginn einer Partnerschaft, die weiter ausgebaut werden soll. Bis Oktober sind die Studenten unter der Anleitung von Sabine Hornung an der keltischen Befestigungsanlage in wechselnder Besetzung im Einsatz. Dass der Erdwall, der unter den Steinwall des Hunnenringes führt, von Menschen geschaffen wurde, ist den Forschern schon jetzt klar. Das zeigen ihnen die unterschiedlichen Verfärbungen des Erdreiches. Diese wechseln von schwarz über rötlich bis zu gelb. Hornung: "Diese Bodenverfärbungen sind deutliche Zeichen von menschlichen Eingriffen." Neben dem Wall haben die Fachleute auch einen Graben entdeckt. Vermutlich ist dieser Wall in der frühkeltischen Zeit entstanden und später überbaut worden.Vom Flugzeug aus entdeckt Dass dieser unscheinbare Erdwall inmitten des recht steilen Hanges und von Bäumen bewachsen überhaupt entdeckt wurde, ist der Fachhochschule für Vermessungswesen in Mainz zu verdanken. Denn diese hat im vergangenen Jahr einen Laserscann vom Flugzeug aus gemacht. Der Laser hat das Gelände am Hunnenring aus der Luft mit einer hohen Präzision vermessen, sechs bis acht Messpunkte pro Quadratmeter gesetzt. Am Computer lässt sich dann das Geländeprofil erstellen, lassen sich Bäume und Sträucher rausrechnen. So ist der auf den Nordwall zulaufende Erdwall praktisch erst zu Tage getreten. Diese Zusammenarbeit über verschiedene Wissenschaftsdisziplinen hinweg, macht die Forschung am Hunnenring so spannend. Die Studenten und Wissenschaftler aus Mainz graben parallel auch einen Schnitt durch den Vorwall des Hunnenringes. Sie wollen wissen, wie alt der Vorwall ist und ob es unterschiedliche Bauphasen gegeben hat. Damit nicht genug. Die Terrex unter der Leitung von Thomas Fritsch erforscht in diesem Jahr die Tempelanlage im Inneren der ehemaligen Festung näher, hat schon eine Reihe von Speerspitzen gefunden. "Wir wollen die Zusammenarbeit mit der Uni Mainz ausbauen", kündigt der Nonnweiler Bürgermeister Hans-Uwe Schneider auf SZ-Anfrage an. Auch bei dem jetzt laufenden Grabungsprojekt ist die Gemeinde unterstützend aktiv. Sie sorgt zum Beispiel für die Unterbringung und Verpflegung der ausländischen Studenten. Denen macht die Arbeit am Hunnenring richtig Spaß. "It's good", sagt Jennifer Peacock. Und ihre Kollegin Susan Proud ergänzt: "Es ist eine schöne Gegend, um zu arbeiten. Sehr interessant."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort