Klein-Lieselottes fast fatale Neugier

Neunkirchen. Wer sich noch ein allerletztes Mal in die erfrischenden Fluten des Kasbruchbades stürzen möchte, sollte die Gelegenheit in den nächsten Tagen nutzen. Am 16. September wird um 16 Uhr das Kasbruchbad offiziell geschlossen. "Am Kasbruchbad hängen unwahrscheinliche Emotionen", weiß auch Oberbürgermeister Friedrich Decker

Neunkirchen. Wer sich noch ein allerletztes Mal in die erfrischenden Fluten des Kasbruchbades stürzen möchte, sollte die Gelegenheit in den nächsten Tagen nutzen. Am 16. September wird um 16 Uhr das Kasbruchbad offiziell geschlossen. "Am Kasbruchbad hängen unwahrscheinliche Emotionen", weiß auch Oberbürgermeister Friedrich Decker. Das sei aus den Beiträgen der Neunkircher herauszulesen, die in der Saarbrücker Zeitung in den vergangenen Wochen erschienen sind ("Tschüss Kasbruchbad!"). Deshalb lädt der Verwaltungschef die Bevölkerung am 16. September zur Schließung des Bades ein, "insbesondere diejenigen, die der SZ Beiträge über das Kasbruchbad überlassen haben, aber auch die "unverwüstlichen Stammgäste". Ihnen soll an diesem Tag Gelegenheit gegeben werden, ein paar Worte zu sagen. Eine kleine Broschüre, die am Abschiedstag verteilt wird, enthält eine Chronik des beliebten Bades. Der Oberbürgermeister wies bei einer Pressekonferenz noch einmal darauf hin, dass die Tage des Kasbruchbades nun endgültig gezählt sind, da es seit Jahren nur mit Duldung der Unteren Wasserschutzbehörde offen gelassen worden sei. "An der Schließung führt kein Weg vorbei", so der OB. Aber in der nächsten Saison können die Neunkircher im dann eröffneten Freibad Die Lakai schwimmen. Beim offiziellen Schlussakt können sich die Besucher darüber informieren, wie es auf dem Gelände weiter geht. Die Becken werden abgerissen und verfüllt, danach wird das Gebiet, das bekanntlich an ein Naturschutzgebiet angrenzt und in der Wasserschutzzone liegt, der Natur quasi zurück gegeben. Da beim Bau des Kombibad auch ein Stück Wald zwischen dem ehemaligen Sportplatz und der Landstraße "dran glauben" musste, ist die Renaturierung des Kasbruchs als Ausgleichsfläche festgelegt worden. hek Ludwigsthal. Das Kasbruch hat Lieselotte Dietz aus Ludwigsthal durch ihr ganzes Leben begleitet. Gerne ist sie immer dorthin zum Schwimmen gegangen. Dabei hatte es eigentlich gar nicht so gut angefangen. Eine der ersten Erinnerungen, die Lieselotte Dietz ans Kasbruchbad hat, ist nämlich eine eher dramatische. Fünf Jahre war die heute 84-Jährige damals alt. Mit ihren Eltern war sie ins Kasbruch. Die setzten die kleine Lieselotte auf eine Bank neben dem Schwimmbecken und ermahnten sie, hier schön sitzen zu bleiben, bis sie selbst sich in der Umkleidekabine umgezogen haben. Wie das Fünfjährige so an sich haben, hatten die Eltern kaum die Kabinentür geschlossen, da machte sich Klein-Lieselotte auf Erkundungstour. Vorsichtig begann sie die Stufen ins Schwimmerbecker hinabzusteigen. Rutschte auf der glitschigen Treppe aus - und weg war sie. "Zum Glück war noch eine Frau mitten im Becken am schwimmen. Die sah mich untergehen und ist ganz schnell zu mir geschwommen gekommen und hat mich rausgezogen. Sonst gäbe es mich heute nicht", erinnert sich die Ludwigsthalerin. Angst vorm Schwimmen hatte sie deshalb nicht. Im Gegenteil. Das Kasbruchbad war immer beliebter Ausflugsort. "Das war einfach unser Bad." Auch zu ungewöhnlichen Zeiten. Als junge Frau, so erzählt Lieselotte Dietz, war sie beispielsweise morgens gemeinsam mit einer Freundin immer schon um fünf Uhr dort schwimmen. "Da war noch kein Wächter da, aber die Tür war offen." Die beiden Frauen waren da meist ganz allein. Da haben sie ihre Bahnen gezogen, dann sind sie nach Hause und haben sich fertig gemacht für die Arbeit im Büro des Neunkircher Eisenwerkes. Später dann war das eigene frühe Kindheitserlebenis für Lieselotte Dietz Grund genug, den eigenen Kindern schon ganz früh das Schwimmen beizubringen. Natürlich im Kasbruch. Dort haben Ulrike und Werner bereits mit fünf, sechs Jahren gelernt, sich im Wasser fortzubewegen ohne zu ertrinken. "Ich hatte mein eigenes Erlebenis eben immer im Kopf." ji

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