Klein, gemütlich, schmutzig

Saarbrücken. Vor hundert Jahren war es - da vereinigten sich die Städte Saarbrücken, Sankt Johann und Malstatt-Burbach zur Großstadt Saarbrücken. Dies wird nun gefeiert. Die SZ befragte Saarländer aus diesem Anlass, wie sie über das Thema Großstadt Saarbrücken denken

Saarbrücken. Vor hundert Jahren war es - da vereinigten sich die Städte Saarbrücken, Sankt Johann und Malstatt-Burbach zur Großstadt Saarbrücken. Dies wird nun gefeiert. Die SZ befragte Saarländer aus diesem Anlass, wie sie über das Thema Großstadt Saarbrücken denken. Der 55-jährige Siegfried Bähr sieht Saarbrücken nicht als Großstadt: "Saarbrücken ist provinziell und das ist auch gut so. Saarbrücken sollte so klein und gemütlich bleiben, wie es ist. Natürlich finde ich es gut, wenn die Stadt etwas modernisiert und aufgepeppt wird. Aber unsere saarländische Hauptstadt sollte nicht versuchen, mit den riesigen Städten wie Berlin mitzuhalten", findet der Lehrer. "Was mich stört, sind die immensen Parkgebühren, aber das ist wohl in jeder Stadt so." Vanessa Kurtz aus Wadgassen ist auch der Meinung, dass Saarbrücken keine Großstadt ist: "Saarbrücken ist eine Universitätsstadt, es gibt den Eurobahnhof und einen Flughafen und es finden auch tolle Veranstaltungen wie zum Beispiel das Saarspektakel statt", erzählt die 21-Jährige. "Aber dennoch fühle ich mich hier nicht wie in einer richtigen Großstadt. Vielleicht liegt es daran, dass man in Saarbrücken alles zu Fuß erreichen kann. Die Stadt wirkt nicht sehr groß und außerdem finde ich die Einkaufsstraße wirklich klein." Ahmed Moustakim, 23, findet, dass Saarbrücken nicht am besten als saarländische Hauptstadt geeignet ist: "Saarlouis ist die wahre Hauptstadt unseres Bundeslandes, da diese Stadt einfach viel schöner gebaut ist", lacht der Auszubildende als Kaufmann für Bürokommunikation aus Saarbrücken. "Meiner Meinung nach sind die Integrationsmöglichkeiten in Saarbrücken schlecht. Die Stadt selbst ist schmutzig und es gibt keine guten Kneipen." Das Angebot an Kleidung, Handys und Schmuck sei aber recht groß. Für die 18-jährige Schülerin Mietta Gangi aus Riegelsberg sieht Saarbrücken ebenso eher nicht wie eine Großstadt aus: "Das Staatstheater und der Bahnhof sind Merkmale einer Großstadt, aber die Shoppingmöglichkeiten in der Innenstadt lassen zu wünschen übrig." Die 18-Jährige beklagt auch, dass es wenig Vielfalt in Sachen Diskotheken gebe. Paolo Simone, 24, ist mit der saarländischen Hauptstadt zufrieden: "Hier in Saarbrücken ist das Gastronomieangebot wirklich vielfältig und Sehenswürdigkeiten wie das Saarbrücker Schloss finde ich auch klasse. Es finden auch viele kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Kunstausstellungen statt. Bezüglich des Nachtlebens ist auch für jeden Geschmack etwas dabei", sagt der Student aus Saarbrücken. "Was mich stört, ist die Dorfmentalität, denn wie es im Saarland so üblich ist, kennt hier jeder jeden." Die Erzieherin Evelyn Erfurt lässt Saarbrücken als Großstadt durchgehen: "In unserem Gebiet ist Saarbrücken die größte und auch attraktivste Stadt. Gut finde ich, dass es auf kleinem Raum viel zu sehen gibt. Ich bin nur der Meinung, dass das Radwegenetz etwas besser ausgebaut werden könnte. Auf Sauberkeit und Ordnung werde in anderen Städten mehr geachtet. "In der Nähe der Saar ist es schon ganz schön schmutzig", kritisiert die 44-jährige Saarbrückerin. Romanus Degenhardt bezeichnet Saarbrücken als Großstadt: "Für mich ist unsere Landeshauptstadt schon eine Großstadt. Durch das neue Einkaufszentrum, welches anstelle der Saargalerie erbaut werden soll, wird die Stadt noch etwas lebendiger", erzählt der 65-Jährige. Der Rentner hat nur eine Sache zu bemängeln: "Für die jungen Leute wird sehr viel gemacht, aber die älteren Menschen werden ganz vergessen. Für uns gibt es nur wenig Freizeitangebote in Saarbrücken." Michael Hiensch hat an Saarbrücken eigentlich nichts auszusetzen und fühlt sich wohl: "Saarbrücken hat alles, was eine Großstadt braucht. Das einzige, was ich ein wenig missglückt finde, ist der Saarbahnbau. Man hätte die Infrastruktur der Stadt viel schöner erhalten können, wenn man die Saarbahn untertunnelt hätte, wie es jetzt mit der Stadtautobahn geplant ist. Zu einer richtigen Großstadt gehört für mich nämlich eine U-Bahn unbedingt mit dazu", so der 32-Jährige. > Seite C 3 "In unserem Gebiet ist Saarbrücken die größte und auch attraktivste Stadt."Evelyn Erfurt

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