"Kläpper, kläpper, de Beetglack lout"

Viele alte und schöne Bräuche aus früheren Jahren sind ausgestorben und meist vergessen, da sie vermeintlich nicht mehr in unsere moderne und aufgeschlossene Welt passen. Es ist sehr schade darum, denn Brauchtum ist etwas, was wir von unseren Vorfahren übernehmen und unseren Nachkommen bewahren und daher auch pflegen sollten

Viele alte und schöne Bräuche aus früheren Jahren sind ausgestorben und meist vergessen, da sie vermeintlich nicht mehr in unsere moderne und aufgeschlossene Welt passen. Es ist sehr schade darum, denn Brauchtum ist etwas, was wir von unseren Vorfahren übernehmen und unseren Nachkommen bewahren und daher auch pflegen sollten. Doch ein alter Brauch hat sich bei uns auf dem Saargau seit vielen Jahren hartnäckig gehalten und wird auch heute noch in jedem Jahr ausgeübt. Er hat sich von Generation zu Generation vererbt; es ist das "Kläppern" in der Karwoche. Am Gründonnerstag ruht der Glockenstrang (doch ist dieser heute meist vom Schalter des elektrischen Glockengeläutes ersetzt worden), die Kirchenglocken schweigen. Die Alten haben uns früher erzählt, der Papst habe die Glocken zu sich befohlen und sie seien auf dem Wege nach Rom, um dort zu beichten. Nun müssen deren Dienst die "Kläpperjongen" (Kläpperjungen) übernehmen und das Läuten der Kirchenglocken mit ihren knarrenden und rasselnden "Kläppern" ersetzen und anzeigen. Die "Kläpper" ist eine schwere, drehbare Knarre, auf deren Achse die langen, hölzernen Zähne sitzen. Diese "schnerren" (schlagen) beim Drehen der seitlichen Kurbel gegen die federnden Holzbrettchen, welche das laute, knarrende Geräusch verursachen. Wenn eine Gruppe von "Kläpperjongen", jeder mit einer solchen Knarre versehen, loslegt, so springt selbst die "letzte Schlafmütze" am Ostermorgen senkrecht im Bett hoch; da bleibt keiner mehr liegen. Es machte uns Jungen früher einen Heidenspaß, am Ostermorgen durch das stille, verschlafene Dorf zu ziehen und die Bewohner mit diesem Höllenlärm der Kläppern zu wecken. Ungestraft durften wir morgens diesen Lärm machen; das machte riesigen Spaß. Diese Knarren sind nicht zu verwechseln mit den harmlosen "Holzschellen", die nur leise klipp-klapp machen können. Wenn in meiner Jugend einer mit so einer "Holzschelle" ankam, so wurde er ausgelacht; dies war etwas für kleine Kinder. Die Kläpperjungen hatten die schwere Knarre, bei deren Drehen man richtig Kraft aufwenden musste; entsprechend war denn auch der Krach. Diese Knarren waren meist von einem Schreiner oder Stellmacher angefertigt worden. Sie waren praktisch unverwüstlich und wurden von Generation zu Generation vererbt, um jedes Jahr in der Karwoche ihren Dienst zu tun. Früher waren die Jungen, die in dem Jahr zur ersten heiligen Kommunion gingen, die "Kläpperjungen". In unserem Dorf ist es inzwischen Brauch geworden, dass die Kommunionkinder durch die Messdiener beim "Kläppern" verstärkt werden. Dies kam durch die geburtenschwachen Jahrgänge, die keine "Kläppermannschaft" mehr zusammenbrachten. Da mittlerweile auch Mädchen die Messe dienen, sind sie über den Messdienerdienst auch zum "Kläppern" gekommen und haben damit eine uralte Jungen-Domäne erobert. Die Kläpperjungen und -mädchen ziehen nun ab Gründonnerstag mit ihren "Kläppern" durch das Dorf und rufen morgens, mittags und abends "de Beetglack" (die Betglocke) aus. Mit den "Kläppern" vollführen sie einen Höllenlärm und rufen in unregelmäßigen Abständen im Chor "Kläpper, kläpper, de Beetglack lout" (Klapper, klapper, die Betglocke läutet), dann wird wieder gekläppert, bis so das ganze Dorf informiert ist. Dabei durfte früher keine Straße vergessen werden, auch die kleinsten Nebensträßchen nicht; sonst gab es an Ostern in diesen Häusern keine Eier. Wir gingen früher in einer Gruppe durch das ganze Dorf; entsprechend groß war auch der Lärm, den wir machten. Heute teilen sich die "Kläpperjongen" in einzelne Gruppen auf, so dass sie schneller mit "kläppern" fertig sind. Dieses Kläppern und Rufen ist an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag zu hören. Am Ostersonntag hieß es zu unserer Zeit für die "Kläpperjongen" schon früh aufstehen, denn an diesem Tag mussten wir dreimal durch das Dorf gehen und "kläppern". Wir mussten mit dem "Kläppern" fertig sein, bevor die Ostermesse begann. Beim ersten Gang (etwa um fünf Uhr) durch das morgendliche Dorf riefen wir "et lout i'schd" (es läutet zum ersten Mal). Beim zweiten Mal wurde gerufen "et lout zwett" (es läutet zum zweiten Mal) und erst beim dritten und letzten Mal riefen wir "Ste.it op, ste.it op, dess Uschderdaach" (Steht auf, steht auf, es ist Ostertag). Heute hat man dies auf einmaliges "Kläppern" mit dem Ruf "Ste.it op, ste.it op, dess Uschderdaach" reduziert. Am Ostersonntag nach der Messe gehen nun die "Kläpperjongen" wie eh un je durch das Dorf, klopfen an jedem Haus an und fordern ihren "Kläpperluhn" (Kläpperlohn) mit den Worten "Hier in diesem Hause wünschen wir viel Glück und Segen, doch nicht nur Glück und Segen, sondern auch ein paar Eier heraus". Die auf diese Aufforderung von der Hausfrau gespendeten Eier landen in dem großen Korb, den zwei Jungen tragen. Doch auch Geld anstelle von Eiern ist den "Kläpperjongen" willkommen. Die ganze Ausbeute wird am Ende des Tages geteilt, so dass jeder der "Kläpperjongen" den gleichen Anteil erhält. Auch zu unserer Zeit wurden die Eier gezählt und untereinander verteilt. Wenn die Rechnung nicht glatt aufging, so wurde der Rest in die Pfanne geschlagen und an Ort und Stelle gemeinsam verzehrt; eine sehr nahrhafte Lösung damals in der armen Nachkriegszeit. Bei den "Kläpperjongen" wiederum, die zur ersten heiligen Kommunion gehen, bekommt die Mutter die vielen Eier, die ihr "Kläpperjong" als Anteil bekommen hat. Mit diesen Eiern werden die Kuchen für die Erstkommunionfeier gebacken.Der Text ist aus dem Buch "Geschichten und Sagen von Saar und Mosel", Band 1, von Josef Ollinger entnommen. "Wir gingen früher in einer Gruppe durch das ganze Dorf; entsprechend groß war auch der Lärm, den wir machten.""Es machte uns Jungen früher einen Heidenspaß, am Ostermorgen durch das stille, verschlafene Dorf zu ziehen und die Bewohner mit diesem Höllenlärm der Kläppern zu wecken."

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