Kita St. Konrad erzieht zweisprachig

St. Ingbert. "Ich hab' rot", sagt das kleine Mädchen und zeigt der Erzieherin ihren Kreidestift. "Oui, c'est rouge", antwortet die und lächelt. Virginie Hilgert sitzt mit neun Kindern der St. Ingberter Kita St. Konrad am Boden. Die Kleinen malen auf dem langen Papierstreifen vor sich die Buchstaben des Wortes "bonjour" aus

St. Ingbert. "Ich hab' rot", sagt das kleine Mädchen und zeigt der Erzieherin ihren Kreidestift. "Oui, c'est rouge", antwortet die und lächelt. Virginie Hilgert sitzt mit neun Kindern der St. Ingberter Kita St. Konrad am Boden. Die Kleinen malen auf dem langen Papierstreifen vor sich die Buchstaben des Wortes "bonjour" aus. Natürlich landet auch ein bisschen Farbe auf der Backe des Nachbarn oder im eigenen Mund. Aber die Buchstaben füllen sie dennoch rasch in vielen Farbtönen aus. "Ihr macht das toll - c'est beaux", ermuntert Hilgert ihre kleinen Schützlinge. Sie ist seit Anfang des Monats in dem katholischen Kindergarten in der Karl-Custer-Straße. Der nimmt teil am Landesprogramm "zweisprachige Erziehung im Kindergarten". Das Land und der Saarpfalz-Kreis finanzieren die Halbtagsstelle für drei Jahre. Kita-Leiterin Barbara Hamann ist begeistert von der bilingualen Erziehung: "Die Sprachkompetenz ist bis zum siebten Lebensjahr ausbaufähig. Ich finde es gut, möglichst früh damit anzufangen und möglichst täglich dranzubleiben." Schon im vergangenen Jahr hat der Oberwürzbacher Kindergarten die französische Sprachmelodie in seinen Räumen aufgenommen. Auch die evangelische Kita Christuskirche in der St. Ingberter Albert-Weisgerber-Allee ist mit im Boot. Die Kita St. Konrad ist nach Auskunft des Bildungsministeriums jetzt die dritte St. Ingberter Einrichtung in dem Programm. Sie hat 70 Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Mit der neuen französischen Kollegin betreuen jetzt acht Erzieherinnen die drei altersgemischten Gruppen. Drei Jahre ist das Sprachprojekt finanziert, danach muss der Kindergarten eigene Möglichkeiten finden. Hamann: "Wir haben jetzt einen Förderverein gegründet mit dem Ziel, in Zukunft zweisprachig zu erziehen." Ob Alltag, Religion oder Bildung, die Kinder sollen möglichst intensiv die Sprache des Nachbarlandes kennenlernen und ihren Horizont erweitern.

Virginie Hilgert lebt in Hambach bei Saargemünd. Die 34-Jährige hat erst kürzlich eine Umschulung gemacht zur Erzieherin. Während sie von ihrem neuen Beruf erzählt, lässt sich Liv von ihr einen Hasen malen. Ein anderes Kind testet die Malstifte auch mal auf der Haut der französischen Pädagogin. "Mir hat es hier direkt gefallen", sagt Hilgert. Die Kinder seien offen und interessiert. Zum Beginn des Projekts spreche sie auch immer mal wieder einen deutschen Satz, aber das soll nach und nach wegfallen. Im Drei-Wochen-Rhythmus sieht sie die Gruppen der Kita. Ein französisches Lied haben die Kinder schon mit ihr gelernt, jetzt sind Farben und Zahlen dran.

Die Mädchen, berichten Hilgert und Hamann, seien offener für die fremde Sprache. Hamann: "Die Jungs brauchen mehr Anlaufzeit. Sie machen zunächst lieber Kraftspiele."

"Bonjour" - das Wort ist mittlerweile schön bunt ausgemalt. "Beaucoup de travail", sagt die neue Erzieherin anerkennend. "Die Jungs brauchen mehr Anlaufzeit. Sie machen zunächst lieber Kraftspiele."

Kita-Leiterin Barbara Hamann

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