Kirkel backt mittelalterliche Brötchen
Kirkel. Zu einer mittelalterlichen Burg gehören immer zwei Dinge: Wasser und Brot. Damit ernährte man nicht nur die Gefangenen - auch alle anderen Burgbewohner kamen ohne diese beiden Grundnahrungsmittel nicht aus. Wasser schöpfte man aus Brunnen, jene beliebten tiefen Steinlöcher, in die man heute hineinrufen kann, bis ein Echo kommt
Kirkel. Zu einer mittelalterlichen Burg gehören immer zwei Dinge: Wasser und Brot. Damit ernährte man nicht nur die Gefangenen - auch alle anderen Burgbewohner kamen ohne diese beiden Grundnahrungsmittel nicht aus. Wasser schöpfte man aus Brunnen, jene beliebten tiefen Steinlöcher, in die man heute hineinrufen kann, bis ein Echo kommt.Das Brot kam aus einem großen Gemeinschaftsbackofen, der stets warm gehalten wurde. Anhand von archäologischen Ausgrabungen weiß man heute sehr gut, wie römische oder keltische Backöfen aussahen. Aber auch die mittelalterlichen "Modelle" sind gut bekannt. Es war vor fast 20 Jahren eines der ersten Berufsprojekte der Archäologin Christel Bernard, den alten Backofen der Prämonstratenser-Mönche aus Wadgassen freizulegen. Als sie dann beruflich nach Kirkel kam und das Projekt Burgsommer gestartet wurde, wusste sie sofort, was das mittelalterlich wiederbelebte Kirkel brauchte: einen großen Backofen gleicher Bauart. Zusammen mit dem damaligen Mitarbeiter Yves d'Hinnin entstand 1998 der erste Kirkeler Backofen im mittelalterlichen Stil.
Tausende von Kindern haben seitdem beim Burgsommer ihr Brot aus diesem Ofen noch ganz warm und köstlich in die Hand bekommen. Nun war aber der Ofen in die Jahre gekommen, verbrauchte viel Holz und bröselte an allen Ecken und Enden. Und so kamen die bewährten Helfer und Freunde der Burg zusammen, um Abhilfe zu schaffen: Der Förderkreis Kirkeler Burg, die Gemeinde Kirkel und die Aquis, die Arbeitsbeschaffungsgesellschaft des Saarpfalz-Kreises. Mit vereinten Kräften erneuerten sie den Ofen. Von außen sieht man keine große Veränderung, denn die alten Buntsandsteinblöcke, zum Teil schon angeschwärzt, wurden wiederverwendet.
Aber innen war das ganze Können von Maurermeister Franz Plieninger aus Blieskastel gefragt. Er arbeitete eine neue Wölbung innen aus, verschalte sie mit Sand, den er später wieder entfernte und sorgte für einen möglichst geringen Wärmeverlust. Die Warmluft zirkuliert nun innen um den Ofen herum und wird nicht mehr nach außen abgegeben. Auch die Ofentür, aufwändig von Hand geschmiedet, ist neu und wird von einem "Vorhang" aus Warmluft beschützt, die Plieninger konstruiert hat: Unterhalb der Ofentür verläuft eine Rinne für glühende Holzasche, die noch Wärme abgibt und oben kann mit einer Klappe Warmluft zugeleitet werden. Beides zusammen ergibt, dass beim Öffnen des Ofens kein Wärmeverlust entsteht.
Die Kosten und auch die Arbeit haben sich Gemeinde und Aquis geteilt: Kirkel stellte das Material, Aquis die Leute. Sie waren stolz auf ihr Werk. Nun kann der Burgsommer losgehen.
Ein Ofen mit Geschichte
Von Merkur-MitarbeiterinChristine Maack
Der Steinbackofen ist die Attraktion beim Burgsommer. Da kann man noch so prima mit Pfeil und Bogen schießen, auf Steinen herumklopfen oder Becher töpfern. Es ist für die Kinder bei ihren Schulausflügen jedesmal die größte Freude, wenn sie den Teig, den sie vorher kneten und formen durften, danach in den Ofen schieben und später essen können. Kein Wunder, dass der Steinbackofen als Hauptattraktion nun erneuert wurde, denn ohne ihn ist der Sommer auf der Burg nur halb so schön. Als er vor 14 Jahren erstmals in Betrieb genommen wurde, stand er noch ganz frei herum, jetzt ist er unter einem Dach geschützt. Damals werkelte noch Yves d'Hinnin als künstlerischer Leiter auf der Burg herum, der fröhliche Korse, der am Ende heftig daneben langte und prompt gehen musste. Auch das sind Erinnerungen an den Steinbackofen, der nicht nur mit Brotbacken, sondern auch mit Kirkeler Geschichte und Geschichten verbunden ist.