Kirchen dienen als neue Spielorte

Saarbrücken · „Das Fremde hat uns im Netz“ lautet dieses Jahr das Motto der Saarbrücker Sommermusik. Leiter Thomas Altpeter rückt Themen wie Diktatur, Verfolgung und Entfremdung in den Blick.

 Auch das Kammermusikensemble Saarbrücken gehört wieder zu den Akteuren der Saarbrücker Sommermusik. Foto: Simon Seidel

Auch das Kammermusikensemble Saarbrücken gehört wieder zu den Akteuren der Saarbrücker Sommermusik. Foto: Simon Seidel

Foto: Simon Seidel

25 Jahre Saarbrücker Sommermusik! Im Jubeljahr freut es den Kulturdezernenten Erik Schrader ganz besonders, dass die Reihe von der illustren Wochenzeitung "Die Zeit" auf die Liste der wichtigsten deutschen Klassik-Sommerfestivals gesetzt wurde. Das wertet Schrader als Zeichen bundesweiten Renommees und bescheinigt dem Initiator und künstlerischen Leiter Thomas Altpeter eine Vorreiterrolle: Die Sommermusik, mit 40 Veranstaltungen das umfangreichste saarländische Festival, zeichne sich bei der Programmgestaltung durch Nachhaltigkeit bar jeder Beliebigkeit aus, was man nicht von jedem saarländischen Klassikfestival behaupten könne. Altpeter erinnerte auf der gestrigen Pressekonferenz an die Anfänge der Reihe, die "aus der Not geboren" worden sei, um hiesige Gruppen im Bereich Neue Musik zu fördern. Dass regionale Künstler untereinander und mit Partnern von außerhalb kooperieren und jährlich ein auf die jeweiligen Spielstätten maßgeschneidertes Programm aus Kammermusik, Jazz und Musiktheater liefern, lobt Schrader als weiteren Pluspunkt: Die Reihe sei ein Katalysator für Ideen und Projekte.

Zum Jubiläum gönnt sich die Sommermusik nun einen handlicheren und übersichtlicheren Flyer und einen Epilog mit zwei abschließenden Terminen im November. Auch 2013 verknüpft die Reihe Kunstmusik mit einem literarisch-philosophischen Themenkomplex und stellt diesmal mit dem Motto "Das Fremde hat uns im Netz" den deutschsprachigen Lyriker Paul Celan (1920-1970) in den Fokus. Damit greift Altpeter die Themen Diktatur und Verfolgung, Surrealismus und Entfremdung auf und rückt dafür mit Komponisten des 20. Jahrhunderts Zeitgenossen aus Celans Umfeld ins Zentrum. Als Instrumentengruppe stehen in diesem Jahr die Bläser im Mittelpunkt.

Wie gewohnt läuft die Sommermusik auch dezentral; das Spielstätten-Netz wurde weiter ausgebaut, an Kooperationspartnern konnte das Saarlandmuseum wiedergewonnen werden. Außerdem spielt die Sommermusik verstärkt im Hof der Stadtgalerie und arbeitet mit Kirchengemeinden zusammen: So gesellen sich zur Bischmisheimer Schinkelkirche auch St. Michael und Christuskirche. Das Rondell im Bürgerpark entfällt, weil bei Regen kein Ausweichquartier in unmittelbarer Nähe zur Verfügung steht. Als Reminiszenz an alte Zeiten hat Altpeter Musiker und Gruppen eingeladen, die seit Anfangstagen dabei sind - das Haydn-Quartett etwa feiert parallel sein 20-jähriges Bestehen. Bei allen Terminen gilt wie gehabt: Eintritt frei!

Eröffnung: Samstag, 27. Juli, 20.30 Uhr, Christuskirche, Rotenbühler Weg 64. Mit "Das Ende der Zeit" präsentiert ein Ensemble der freien Szene eine Musik- und Video-Performance rund um Olivier Messiaens "Quartett auf das Ende der Zeit".

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