Kinos kämpfen gegen Trickser

Neunkirchen · Dass sie ihre Handtasche vor dem Betreten des Kinosaals für einen prüfenden Blick des Personals öffnen sollte, hat einer SZ-Leserin gar nicht gefallen. Der Neunkircher Cinetower-Betreiber Andreas Simon verweist darauf, dass längst in den meisten Kinos stichprobenartig kontrolliert werde.

. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nach diesem Prinzip verfahren mittlerweile auch viele Kinobetreiber, wenn es darum geht, zu verhindern, dass die Filmfreunde Aufnahmegeräte einsetzen oder sich Proviant in die Vorstellung mitbringen. Von diesem Vorgehen ist die Neunkircher Cineastin Claudia E. (voller Name ist der Redaktion bekannt) überhaupt nicht begeistert, wie sie der SZ-Lokalredaktion Neunkirchen mitteilte. Im Neunkircher Cinetower auf dem alten Hüttenareal habe sie sich den "Medicus" ansehen wollen und wurde vor dem Betreten des Kinosaals von "einem jungen Mädchen" aufgefordert, ihre Handtasche für einen Kontroll-Blick zu öffnen. "Ich war so überrascht, dass ich mir das gefallen gelassen habe", sagt sie verärgert über sich selbst. Auch andere Leute hätten nur den Kopf geschüttelt über dieses "unfreundliche Vorgehen".

Die SZ fragte bei Cinetower-Betreiber Andreas Simon nach, warum er auf diese Art der Gäste-Begrüßung setzt, die allerdings mittlerweile vor allem in den städtischen Kinos weit verbreitet ist. "Wir müssen so vorgehen, um Urherberrechtsverletzungen durch das Mitschneiden von Filmen vom Kinosessel aus zu verhindern", weiß Simon, dass immer wieder versucht werde "Raubkopien" herzustellen. Erst kürzlich sei er aus dem Publikum darauf aufmerksam gemacht worden, dass eine junge Frau ein Aufnahmegerät mitlaufen lasse. Das sei jetzt ein Fall für Polizei und Staatsanwaltschaft. Sorgen bereitet Simon und seinen Kollegen aber auch das Mitbringen von Proviant in die Vorstellungen. "Ohne den Verkauf von Getränken und kleinen Snacks könnten die Kinos gar nicht mehr überleben", ärgert er sich über Leute, die sich mit vollen Taschen am Kinoeingang vorbeimogeln wollen. Im Übrigen hätten sich die allermeisten Leute längst an die kurzen Kontrollen gewöhnt. Es gebe nur sehr selten Beschwerden. Sollte ein Kunde den Blick in die Tasche verweigern, was sein gutes Recht sei, könne der Betreiber von seinem Hausrecht Gebrauch machen und den Gast bitten, das Kino zu verlassen. Der Ticket-Preis werde zurückerstattet.

Wobei Simon die Erfahrung gemacht hat, dass nicht nur junge Leute mit der Cola- oder Bierflasche im Kino anrücken. Und was passiert, wenn die Prosecco-Dosen oder die Tüte mit Gummibärchen gefunden werden? "Dann kann der Gast das problemlos draußen deponieren und seinen Film ungestört genießen", so Simon.

In Illingen, wo Familie Haas das Kino "Union Theater" betreibt, sieht man das Ganze entspannter. Da reiche es, so Hanna Haas, Leute mit verdächtig voluminösen Rucksäcken einfach freundlich ("mit Charme") anzusprechen, um Fehlverhalten zu verhindern. "Hier auf dem Land haben wir kaum Probleme mit unerlaubten Mitbringseln", sieht Haas Unterschiede zu den viel anonymeren Städten.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von einer Leser-Reporterin aus Neunkirchen. Wenn Sie Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Sprachnachricht unter Telefon (0681) 5 95 98 00, schicken Sie eine E-Mail an leser-reporter@sol.de oder füllen Sie unser Onlineformular unter www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter aus.

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