Kindheit ohne kleinen Tiger?

Zugegeben, als Mutter eines Kindes, das zum Leidwesen der Eltern im Begriff ist, erwachsen zu werden, neigt man dazu, die ersten Jahre mit dem Nachwuchs durch eine knallrosa Brille zu sehen. Man erinnert sich der Spaziergänge, die erstes naturkundliches Interesse weckten.

Denn, was tut eine Mutter lieber als ihrem Kind die Welt zu erklären! Man erinnert sich auch des abendlichen Vorlese-Rituals. Die Tochter bevorzugte das leicht zerfledderte Märchenbuch mit den aquarellierten Illustrationen, in dem schon die Mutter so gerne geblättert hatte. Dass die Geschichten ziemlich blutrünstig waren - da wurden dem bösen mehrköpfigen Drachen mit Schwertern die Hälse durchtrennt - haben die Vorleser dem Kind natürlich verschwiegen und die Geschichte so hingebogen, dass am Ende alles gut war. Was durchaus zur Herausforderung wurde, wollte das Kind seine Lieblingsgeschichten doch wieder und wieder hören. Wobei es Wert auf die immer gleichen Worte legte. Vorbei! Längst ist das Kind groß, seine Freude an den fabelhaften Welten zwischen Buchdeckeln ist aber unverändert groß.

Dass die Beschäftigung mit Büchern Kindern gut tut ist eine klare Sache. Da trifft die Erkenntnis, dass es Elternhäuser gibt, in denen der Nachwuchs bis zum Eintritt in die Schule nie mit Büchern in Kontakt kommt - in dieser Woche formuliert von Mitarbeiterinnen der katholischen Familienbildungsstätte in Neunkirchen - umso härter. Kann das sein? Keine Raupe Nimmersatt, kein Eisbär Lars, kein Kater Findus und kein Bauer Pettersson, kein kleiner Bär und kein auch kein ebenso kleiner Tiger? Diese Bekanntschaften sind einfach unersetzlich!

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