Weltraummedizin Kinderuni Saar: So bleiben Astronauten im Weltall fit und gesund

Saarbrücken · Wie bleiben Astronauten und Astronautinnen fit im Weltall? Warum müssen sie so viel trainieren? Die Homburger Weltraummedizinerin Bergita Ganse gab dazu jetzt Auskunft in der vierten und letzten Vorlesung der Kinderuni Saar in diesem Semester.

Kinderuni saar: Weltraum-Medizinerin Bergita Ganse mit Damiano, Abeesh und Elmedin (von links) im Audimax auf dem Saarbrücker Campus.

Kinderuni saar: Weltraum-Medizinerin Bergita Ganse mit Damiano, Abeesh und Elmedin (von links) im Audimax auf dem Saarbrücker Campus.

Foto: Iris Maria Maurer

„Wer von euch hat sich schon mal was gebrochen?“, fragt Bergita Ganse zum Auftakt ihrer Vorlesung im Audimax der Saarbrücker Uni ihre jungen Zuhörer. Fast die Hälfte der Hände gehen hoch. „So viele?“, staunt die Professorin für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Universität des Saarlandes. „Bei wem war das Bein oder der Arm nach dem Gipsverband ganz schwabbelig?“, fragt sie weiter. Wieder melden sich die Kinder.

„Genauso fühlen sich Astronauten und Astronautinnen, wenn sie im Weltall nicht mindestens zweieinhalb Stunden täglich trainieren“, erklärt Bergita Ganse. Denn wer sich nicht bewegt, baut Knochensubstanz ab.

In der Schwerelosigkeit verlieren Knochen Substanz

Ganse ist auch Spezialistin für Weltraummedizin. Und um die ging es jetzt in der Kinderuni rund um das Thema „Raumfahrtwelten“. In Homburg forscht die 40-Jährige an innovativen Implantaten, mit denen Knochenbrüche schneller heilen könnten. Ihr Wissen kann sie auch nutzen, um mit Trainingsprogrammen und Untersuchungen dafür zu sorgen, dass die Astronauten besser mit der Schwerelosigkeit im All klar kommen. Denn die mache dem Körper zu schaffen, erklärt sie den Kindern. Unter anderem, weil Knochen ohne genügend Bewegung „weich“ werden. „Raumfahrer pinkeln quasi ihre Knochen raus, wenn sie nicht trainieren“, berichtet Ganse den staunenden Kindern. Warum? Weil der Knochen Calcium verliert, wenn die Muskeln drumherum nicht genügend bewegt werden, „schwabbelig“ werden.

 „Stellt euch auf die Zehenspitzen, auf einem Bein“ – Bergita Ganse lässt das junge Publikum erspüren, wie sich Astronauten im All fühlen.

„Stellt euch auf die Zehenspitzen, auf einem Bein“ – Bergita Ganse lässt das junge Publikum erspüren, wie sich Astronauten im All fühlen.

Foto: Iris Maria Maurer

Astronautinnen beim Training

Sie müssen also arbeiten – und zwar gegen Widerstand. Und den gibt es in der Schwerelosigkeit ja bekanntlich nicht. Wie Astronauten und Austronautinnen sich in der Internationalen Raumstation ISS fit halten, zeigte Ganse in Videos und Fotos. Auf Laufbändern, in die man sich einschnallt, oder beim Krafttraining an speziellen Maschinen.

Ganse verzichtete übrigens auf Fotos von „Superstar“ Matthias Maurer – und zeigte stattdessen Astronautinnen. Denn die Frauenquote im All ist nach wie vor niedrig. Den Kindern berichtete sie von ihrer Arbeit als Weltraummedizinerin, denn sie war einige Zeit beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln zuständig für die medizinische Betreuung der deutschen Astronauten. Und hat dort auch Experimente gemacht.

Bettruhestudie simuliert Schwerelosigkeit

Zum Beispiel eine Bettruhestudie: Probanden liegen dafür wochenlang im Bett – ohne aufzustehen, nicht mal zum Duschen. „Wer da mitmachen will, muss außerdem alles essen, was auf den Tisch kommt“, erzählt sie. Manche Kinder finden das gruselig. Wer liegt, baut Knochensubstanz ab. Wie schnell das geht und was passiert, das misst man mit solchen Studien. Man kann sie für die Weltraummedizin nutzen.

Medizinische Experimente im All

„Außerdem sind Experimente im All für die medizinische Forschung sehr gewinnbringend“, sagt Bergita Ganse. Sie selbst hat mit anderen Wissenschaftlern erforscht, wie sich Muskeln mit Strom stimulieren lassen. 16 Astronautinnen und Astronauten haben an dem Versuch mitgemacht und auf der ISS dafür ihre Blutwerte gemessen.

Am Ende stellten die Kinder – mehr oder weniger kuriose – Fragen. „Kann man im All ein Baby bekommen?“, wollte ein Mädchen wissen. „Das gab es bisher noch nicht“, lachte Bergita Ganse. Aber kann ja noch kommen.

Info: www.kinderuni.saarland

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