Kinderklinik soll schrumpfen Proteste hatten Erfolg

Merzig. In der Merziger Kinderklinik soll es künftig nur noch insgesamt fünf Betten geben - für Frühgeborene und Kinder. Diesen Plan hat SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel gestern auf SZ-Anfrage angekündigt. Bislang sind es zwölf. Die Betten stellt die SHG, Trägerin des Merziger Krankenhauses, der Saarbrücker Winterberg das Personal

 Eltern machten 2006 für den Klinik-Erhalt mobil. Foto: rup

Eltern machten 2006 für den Klinik-Erhalt mobil. Foto: rup

Merzig. In der Merziger Kinderklinik soll es künftig nur noch insgesamt fünf Betten geben - für Frühgeborene und Kinder. Diesen Plan hat SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel gestern auf SZ-Anfrage angekündigt. Bislang sind es zwölf.

Die Betten stellt die SHG, Trägerin des Merziger Krankenhauses, der Saarbrücker Winterberg das Personal. Dafür kooperiere sein Haus mit dem Winterbergkrankenhaus in Saarbrücken, sagt der Geschäftsführer. "Für die kleinen Patienten, die außerhalb der sprechstundenfreien Zeit die Kinderklinik in Merzig aufsuchen, bleibt alles beim Alten." Vier bis fünf Kinderärzte vom Winterbergkrankenhaus werden nach seiner Darstellung rund um die Uhr im Einsatz sein, um die Kinder zu behandeln - ob ein gebrochener Arm eingegipst oder Bauchschmerzen kuriert werden müssen. "Zudem sollen Chefarzt und Oberärzte mindestens ein- bis zweimal die Woche in der Kinderklinik Visiten machen - und natürlich dann, wenn sie gebraucht werden", sagt Vogtel. Auch das sehe die künftige Zusammenarbeit vor. Als Grund für die Umstrukturierung der Kinderklinik nennt er den Weggang von Professor Rainer G. Galaske. Der Leiter der Kinderklinik verabschiede sich im Mai kommenden Jahres in den Ruhestand. "Es ist schwer, auf dem Markt für eine Kinderklinik dieser Größe einen geeigneten Nachfolger für Professor Gaslaske zu finden." Daher habe sich sein Haus zu diesem Schritt entschlossen.

Die Kinderklinik soll an die Frauenheilkunde angegliedert werden. Die Entscheidung über die Änderung muss das Land absegnen. "Wir stehen mit dem Land in Verhandlungen." Gerüchten, dass die Reduzierung der Betten die Schließung der Kinderklinik einläute, tritt er entschieden entgegen. "Wir wollen die Grundversorgung der Kinder im Kreis erhalten und dafür sorgen, dass sie kindgerecht behandelt werden." Die Umwandlung nennt er einen ersten und nachhaltigen Schritt, die Kinderklinik langfristig zu erhalten.

Merzig. Schnell hatte sich 2006 eine Protestwelle formiert, als eine mögliche Schließung der Kinderklinik in Merzig bekannt worden war. Einig im Widerstand waren sich Kinder, Eltern, Hebammen und Politiker aller Couleur im Kreis. Sie protestierten vehement für den Erhalt der Abteilung - sowohl bei der SHG-Klinikgruppe, dem Träger des Krankenhauses als auch bei der Landesregierung. Ob Unterschriftenaktion, Veranstaltungen, die Aktion "kleine Hände", bei der unzählige Kinder und Jugendliche ihre Hände auf Papier verewigten, oder die Resolutionen der Stadt- und Gemeinderäte im Kreis: Mit Nachdruck versuchten die Menschen, für den Erhalt der Kinderklinik zu kämpfen. Und das mit Erfolg. Im Mai dann die Entscheidung: Die Kinderabteilung am Merziger SHG -Klinikum bleibt erhalten, wenn auch in abgespeckter Form. Zwölf Betten gab es statt bislang 30. mst

Meinung

Ein Sterben

auf Raten?

Von SZ-Redakteurin

Margit Stark

Schlechte Nachrichten aus der SHG-Zentrale Saarbrücken. Wieder geht es um die Kinderklinik Merzig, die nach vier Jahren nochmals schrumpfen soll - dieses Mal von zwölf auf fünf Betten. Will man die einzige Kinderabteilung im Grünen Kreis jetzt auf Raten sterben lassen? Zwar weisen dies die Verantwortlichen weit von sich. Die Beteuerungen vernehmen wir wohl, allein es fehlt der Glaube. Zu frisch sind noch die Erfahrungen aus dem Jahr 2006, als die Klinik vor dem Aus stand. Nur der vehemente und andauernde Protest im Grünen Kreis hatte damals zum Einlenken von Landesregierung und SHG geführt und eine Schließung abgewendet. Warum sollen jetzt wieder Betten gestrichen werden?

Die Gelackmeierten sind im jeden Fall die Kinder im Grünen Kreis. Müssen deren Eltern im Notfall am Ende doch von Perl nach Saarlouis oder gar Saarbrücken fahren, wenn ihr Kind in der Nacht plötzlich Bauschmerzen bekommt und ärztliche Hilfe erforderlich ist? Fünf Betten sind schnell belegt.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass im Saarland die Welt tatsächlich in Völklingen oder Saarlouis aufhört. Sonst würde man sich einen solchen Plan nicht ausdenken.

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