Kinderbuch-Tipps: Vier besondere Bücher Gute Bücher, die aus dem Rahmen fallen

Saarbrücken · Ein besonderer Sherlock Holmes und das Paradies mit Huhn und Katze. Dazu ein neues Meisterwerk von Peter Sís und ein Rezept gegen Traurigkeit. Wir stellen Ihnen außergewöhnliche Bücher vor.

 Unverkennbar Hannes Binder. Der Bilderbuch-Künstler hat „Sherlock Holmes – Das letzte Problem“ von Arthur Conan Doyle illustriert.

Unverkennbar Hannes Binder. Der Bilderbuch-Künstler hat „Sherlock Holmes – Das letzte Problem“ von Arthur Conan Doyle illustriert.

Foto: NordSüd Verlag AG, Zürich/ Schweiz/Nord-Süd Verlag

Manche Bücher lassen sich nicht so ohne Weiteres in ein Schema pressen. Sie sind kunstvoll, aber keine Kunstbücher, lehrreich, aber kein Sachbuch oder hüpfen aus anderen Gründen aus jeder Schublade. Wir stellen hier ein paar Bücher vor, die jeweils auf ihre eigene Weise den Rahmen sprengen.

Ab sechs Jahre und für alle: Sherlock Holmes – Das letzte Problem. Von Hannes Binder nach einer Geschichte von Arthur Conan Doyle. Nord-Süd Verlag, 16 Euro.

Wer  je ein von Hannes Binder illustriertes Buch in der Hand hielt, wird seine atemberaubende Kunst immer wieder erkennen. Mit seiner außergewöhnlichen schwarz-weißen Schabkarton-Technik hat er schon manchen Klassiker fantastisch in Szene gesetzt. Seine neueste Arbeit ist ein Muss für alle Fans von Sherlock Holmes und sowieso für alle Menschen, die kunstvolle Bücher lieben. In grandiosen, surrealistischen Bildern zeigt Hannes Binder „Das  letzte Problem“, die finale Auseinandersetzung zwischen Holmes und Dr. Moriarty, so vielseitig, dass man in dem Geschehen regelrecht versinken kann. Dabei fügt er der Conan-Doyle-Story seine eigene Doppeldeutigkeit hinzu. Ein Buch-Genuss!

Ab zehn Jahre: Eines Nachts im Paradies von Rotraud Susanne Berner mit einem Text von Jürg Schubiger. Peter Hammer Verlag, 18 Euro.

So hatte man sich den Baum der Erkenntnis gar nicht vorgestellt. Bei Rotraud Susanne Berner sitzen da schon mal gepunktete Hühner und rote Katzen drauf rum. Wie diese wunderbare Illustratorin Jürg  Schubigers bezaubernde Geschichte von Adam und Eva und dem Kuss bebildert, ist ein großes Vergnügen. Ihre ganz eigene Evolutionsgeschichte hat sie dem hübschen Text zugefügt und so ein kleines, kunterbuntes  Berner-Meisterwerk geschaffen. 
Ab fünf Jahre: Nicky & Vera. Ein stiller Held des Holocaust und die Kinder, die er rettete. Von Peter Sís. Gerstenberg Verlag 18 Euro.

 Ein faszinierendes Buch über Menschlichkeit in dunkler Zeit hat Peter Sís auf seine grandiose Weise gestaltet. „Nicky & Vera“ setzt einem bis dahin kaum bekannten Retter Hunderter jüdischer Kinder ein wunderschönes Denkmal.

Ein faszinierendes Buch über Menschlichkeit in dunkler Zeit hat Peter Sís auf seine grandiose Weise gestaltet. „Nicky & Vera“ setzt einem bis dahin kaum bekannten Retter Hunderter jüdischer Kinder ein wunderschönes Denkmal.

Foto: Peter Sís, Gerstenberg Verlag

Peter Sís ist einer ganz großen Bilderbuchkünstler. In seinem neuesten Werk übertrifft er sich wieder selbst. Die Geschichte von „Nicky & Vera“ wäre dabei schon für sich genommen bewegend. Weil sie von einem stillen Helden erzählt, der der Barbarei der Lauten und Bösen die Menschlichkeit entgegensetzte ohne viel Aufhebens zu machen. Peter Sís erzählt vom jungen Engländer Nicholas Winton, der 669 jüdische Kinder vor den Nazis rettete, weil er Kindertransporte von Prag nach England organisierte ud so die Kinder dem Zugriff der Mörder entzog. Parallel erzählt das Buch von Vera Gissing, einem der geretteten Kinder. Das alles wäre schon ein tolles Buch. Ein Meisterwerk wird es durch die außergewöhnlichen Illustrationen, in denen Peter Sís sein ganzes Können, seine unbändige Fantasie zeigt.


Ab fünf Jahre: Ein Ort für meine Traurigkeit von Anne Booth mit Bildern von David Litchfield. Gabriel Verlag, 15 Euro.

Eltern wollen ihre Kinder gern fern halten von allem Dunklen, Traurigen und schrecken vor Büchern wie diesem vielleicht zurück. Aber was wäre wohl, wenn wir die Traurigkeit, die uns ja alle von Zeit zu Zeit besucht, nicht mit aller Kraft bekämpfen würden, sondern willkommen heißen als etwas, das einfach zu uns gehört? Der kleine, weise Junge in diesem außergewöhnlichen Bilderbuch baut seiner Traurigkeit ein Haus. Hier hat sie alles, was sie braucht – und da ist es gar nicht schlimm, wenn der Junge sie eine Zeitlang mal nicht besucht. Das ist Weisheit, die schon die Kleinen verstehen und die ihnen vielleicht hilft, ihre eigenen dunklen Seiten zu akzeptieren.

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