Kinder müssen umziehen

Homburg · Zwölf Kinder besuchen derzeit das Internat der staatlichen Förderschule körperliche und soziale Entwicklung, der Schule am Webersberg in Homburg. Die Einrichtung wird nun zum neuen Schuljahr geschlossen. Die Kinder können aber zusammen bleiben, werden bei einem privaten Anbieter untergebracht, allerdings nicht in Homburg, sagte Schulleiter Stefan Friderich.

 Das Internat der Schule am Webersberg in Homburg soll zum Ende des Schuljahres geschlossen werden. Derzeit ist es im Dachgeschoss des Gebäudes untergebracht. Diese Räume sind allerdings stark sanierungsbedürftig. Foto: Thorsten Wolf

Das Internat der Schule am Webersberg in Homburg soll zum Ende des Schuljahres geschlossen werden. Derzeit ist es im Dachgeschoss des Gebäudes untergebracht. Diese Räume sind allerdings stark sanierungsbedürftig. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Ein gutes Jahr ist es her, da war das Internat der Schule am Webersberg in Homburg, einer Förderschule körperliche und motorische Entwicklung, schon einmal Thema. Auch damals ging es um die Privatisierung und die Suche nach einem entsprechenden Anbieter. Hintergrund waren die Räume im Dachgeschoss, in denen das Internat untergebracht ist: Sie waren schon da und sind bis heute dringend sanierungsbedürftig - von den sanitären Einrichtungen über die Elektroinstallationen bis hin zu den Fußböden. Eigentlich sollte ein privater Träger Ende 2012 nahtlos übernehmen - allerdings in seinen Räumen, nicht auf dem Schulgelände. Als problematisch wurden die Kosten dargestellt: Die Sanierung des Dachgeschosses oder ein Neubau auf dem Gelände seien einfach zu teuer.

Nun ist es mit zeitlicher Verzögerung etwas anders gekommen. "Das Internat wird zum neuen Schuljahr geschlossen", bestätigte Schulleiter Stefan Friderich auf Anfrage unserer Zeitung. Es werde aber eine Lösung geben. "Die Kinder sitzen nicht auf der Straße", betonte er. Sie würden bei einem renommierten Anbieter im Saarland untergebracht, "werden weiter in diese Schule gehen", stellte er heraus. Entgegen der ursprünglichen Pläne, nämlich dass dies in Homburg passieren soll, sei der Träger aber in einer anderen Stadt angesiedelt. "Wichtig war uns aber, dass die Kinder ab dem neuen Schuljahr eine feste Bleibe haben", erläuterte Friderich. Zudem blieben alle Kinder zusammen. Träger des Internats, das der Aufsicht des Bildungsministeriums obliegt, ist das Saarland.

Untergebracht, so Friderich, seien hier derzeit zwölf Kinder. Zehn Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen seien hier beschäftigt, dazu kommen Ergo-und Physiotherapeuten sowie Krankenschwestern, die aber auch für die Schulkinder da sind. Darüber, was mit dem Internats-Personal passiere, konnte Friderich nichts sagen. In den zuständigen Ministerien war ebenfalls noch keine Aussage zu erhalten - wohl auch bedingt durch den Feiertag am Donnerstag und den sich anschließenden Brückentag.

Die Internatsschüler sollen künftig vom Bus abgeholt und nach Homburg gebracht werden, eine Praxis, die ohnehin gepflegt werde bei den Tagesschülern, erklärte Friderich. Das Einzugsgebiet der Förderschule erstrecke sich über St. Wendel, Neunkirchen und den Saarpfalz-Kreis - etwa 140 Schüler zähle die Förderschule insgesamt. Die Gründe, warum ein Schüler auch das Internat besucht, sind sehr unterschiedlich. Manche Kinder sind so stark beeinträchtigt, dass ein täglicher Transport nicht zumutbar ist, bei anderen ist die Situation zu Hause stark belastet, sind Betreuende daheim schlicht überfordert.

Die Eltern hatten bereits bei Bekanntwerden der ersten Privatisierungspläne ihren Unmut ausgedrückt. Und sie hatten sich auch aktiv dagegen gewehrt, einen Brief an Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer geschrieben und Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Auch aktuell hat die Schließung des Internats für Besorgnis und Verwirrung gesorgt. In einem anonymen Brief, der unserer Zeitung vorliegt, wurde noch von einer "ersatzlosen" Schließung gesprochen. Die Eltern seien nicht über die Entscheidung informiert worden, nicht einmal im Vorfeld, hieß es darin. Es seien "buchstäblich die Schwächsten, mit denen die Landesregierung, vorweg der Kultusminister, ein übles Spiel" treibe. Auch von einer "brutalen Sparmaßnahme" auf dem Rücken behinderter Kinder war die Rede. Schulleiter Friderich konnte in Sachen Information Erklärungen liefern: Die Lösung mit dem privaten Träger in einer anderen Stadt sei erst Mitte vergangener Woche bekannt geworden, sagte er.

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