Kinder lernen Selbstverteidigung

Saarwellingen. Was tun, wenn ein Fremder ein Kind anspricht? Das Kind sollte sich im Ernstfall verteidigen können. Wie das geht, lernen Grundschüler zurzeit in Saarwellingen in einem Karateverein. Zusammen mit zwei Trainerinnen des Saarwellinger Vereins Shotokan üben sich 15 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren diese Woche in Selbstbehauptung und -verteidigung

 Die Kinder übten, wie man sich richtig wehrt. foto: jenny kallenbrunnen

Die Kinder übten, wie man sich richtig wehrt. foto: jenny kallenbrunnen

Saarwellingen. Was tun, wenn ein Fremder ein Kind anspricht? Das Kind sollte sich im Ernstfall verteidigen können. Wie das geht, lernen Grundschüler zurzeit in Saarwellingen in einem Karateverein. Zusammen mit zwei Trainerinnen des Saarwellinger Vereins Shotokan üben sich 15 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren diese Woche in Selbstbehauptung und -verteidigung.Der Kurs läuft seit Montag, fünf Tage lang von 15.30 bis 16.30 Uhr. Die Gemeinde Saarwellingen hat den Kurs in der Donauschule organisiert.

In Rollenspielen lernen Kinder, sich in Alltagssituationen sicher zu verhalten. Was tun, wenn die Eltern nicht da sind und es läutet an der Tür oder das Telefon klingelt? Am besten ganz ignorieren. Und wenn der Fremde mit einem spricht: nicht ausfragen lassen. Dann darf man auch lügen, haben die Kinder gelernt: Ich bin gar nicht allein, sollen sie sagen, Mama schläft gerade. Oder duscht. Oder sie sitzt mit Durchfall auf der Toilette. "Die Kinder haben gut mitgemacht bei den Rollenspielen und viel positive Fantasie bewiesen", sagt Karate-Trainerin Hildegard Schulz-Jungmann.

"Was tut ihr, wenn euch ein Fremder von der Schule abholen will?", fragt sie, als Test für das gerade Gelernte. Die Antwort: andere Kinder rufen, in einen Pulk stellen, schreien. "Denn auch Erwachsene bekommen Angst, wenn sie eingekesselt werden und da eine ganze Gruppe laut schreit", sagt Schulz-Jungmann.

Justin Engels hat gelernt, immer Abstand zu halten zu fremden Autos, am besten gar nicht mit Fremden zu sprechen. "Wir lehren, Fremden erst einmal kategorisch aus dem Weg zu gehen", sagt Schulz-Jungmann. Auch wenn es unhöflich erscheint, einem Fremden, der nur nach dem Weg fragt, entgegnen Kinder am besten mit, dass sie nicht mit Fremden reden dürfen. "Gerade für die jüngeren Kinder ist das oft besser."

Das Katz- und Maus-Spiel hat Leon Freyda, acht Jahre, am besten gefallen. "Damit führen wir den Kindern vor Augen, dass eine größere Gruppe ein schwaches Mitglied schützen kann, wenn sie zusammenhält", erklärt die Karate-Trainerin. Zum Beispiel auch bei Mobbing von Mitschülern. Das ist laut Grundschullehrerin Claudia zwar in den ersten Klassenstufen noch nicht weit verbreitet, "kann aber eine gute Vorsorge für die weiterführenden Schulen sein", sagt sie.

Die Kinder lernen Signalwörter kennen, beispielsweise ein "Stopp!" oder "Lassen Sie mich in Ruhe!" Schulz-Jungmann rät: "Kinder müssen unbedingt lernen, fremde Erwachsene mit 'Sie' anzusprechen.

Das hat Signalwirkung. Sonst wirken sie auf Passanten im Ernstfall nur wie ein ungezogenes Gör, das nicht mit dem Papa mitgehen möchte." Claudia Küster hat auch ihren sechsjährigen Sohn Simon zum Training geschickt. "Er kommt jetzt in die erste Klasse und muss mit dem Bus zur Schule fahren", sagt sie, "und da gibt es ja auch einen Schulweg zu überwinden. Einige der Situationen, die hier besprochen werden, kannte er noch gar nicht. Ihm war gar nicht bewusst, dass ihn mal ein Fremder ansprechen könnte."

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