Kinder aus armen Familien sollen kostenlos trainieren

Saarbrücken · Der Landessportverband will erreichen, dass arme Kinder im Saarland keinen Mitgliedsbeitrag in Vereinen mehr zahlen müssen. Ein geeignetes Konzept dafür gebe es bereits – es müsse nur noch umgesetzt werden.

Der Landessportverband (LSVS) ist bereit, sich bei der Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets mit "sofortiger unbürokratischer Hilfe" zu engagieren. Er will durchsetzen, dass Kinder aus armen Familien in Sportvereinen keinen Mitgliedsbeitrag mehr zahlen müssen.

Verbandspräsident Gerd Meyer reagierte mit dieser Ankündigung auf Berichte, wonach das Saarland aufgrund des bürokratischen Antragsverfahrens 36 Prozent der zur Verfügung stehenden Bundeszuschüsse für das Paket - unter anderem für die Mitgliedschaft von Kindern in Sportvereinen - nicht in Anspruch genommen habe. Er erläuterte: "Bei unserem Angebot gibt es nur Gewinner: Die Kinder aus sozial schwachen Familien können ganz einfach und ohne Kosten Mitglied im Sportverein werden." Die Verwaltung liefe über den LSVS, sodass das Jobcenter keinen großen Aufwand hätte. Als positiven Nebeneffekt könne der organisierte Sport im Saarland neue Mitglieder gewinnen.

Bereits vor zwei Jahren, kurz nach Verabschiedung des Gesetzes zum Bildungs- und Teilhabepaket, habe der damalige Geschäftsführer des Saarbrücker Jobcenters, Wilfried Hose, ein "Saarbrücker Modell" entwickelt, bei dem Kinder aus sozial schwachen Familien eine kostenlose Mitgliedschaft in Sportvereinen erhalten sollten. In den Jobcentern wäre kaum Verwaltungsaufwand angefallen, nur einen Berechtigungsschein hätten sie an die ohnehin bekannten Leistungsempfänger ausgeben müssen. Die Kinder der Hartz-IV-Empfänger hätten diesen bei der Anmeldung im Verein vorlegen müssen. Der LSVS hätte dem Verein den Mitgliedsbeitrag dann aus den Bundeszuschüssen zunächst für sechs Monate ausgezahlt. Das habe sich damals aber zerschlagen, weil es im Arbeitsministerium dagegen rechtliche Bedenken gegeben habe.

Den im "Saarbrücker Modell" entwickelten Ansatz, ohne Antragsformulare und weitere Amtsgänge auszukommen, habe man inzwischen in Hamburg erfolgreich umgesetzt. Dort erhielten Minderjährige und junge Erwachsene die meisten Leistungen, indem sie der Kita, der Schule oder dem Sportverein einen Bescheid über die Sozialleistungen ihrer Eltern vorlegen, so Meyer. Was in Hamburg möglich ist, sollte aus seiner Sicht auch an der Saar machbar sein.

Nach Angaben von LSVS-Sprecher Torsten Rott sind die Bedenken im Ministerium mittlerweile nicht mehr ganz so groß. Vielleicht lässt sich das "Saarbrücker Modell" nun doch noch im Saarland verwirklichen.