Kerzen, Rock und Reden als Zeichen gegen Rassismus

Saarbrücken. "Dein Christus ist ein Jude, dein Auto ein Japaner, deine Pizza italienisch, deine Demokratie griechisch, dein Kaffee brasilianisch, dein Urlaub türkisch, deine Schrift lateinisch, deine Zahlen arabisch, dein Ipod amerikanisch - und ein Nachbar nur ein Ausländer?" Das sagte Leonie Netter gestern Abend vor der Europagalerie

 Teilnehmer der Saarbrücker Mahnwache zündeten hunderte Kerzen an. Foto: heiko lehmann

Teilnehmer der Saarbrücker Mahnwache zündeten hunderte Kerzen an. Foto: heiko lehmann

Saarbrücken. "Dein Christus ist ein Jude, dein Auto ein Japaner, deine Pizza italienisch, deine Demokratie griechisch, dein Kaffee brasilianisch, dein Urlaub türkisch, deine Schrift lateinisch, deine Zahlen arabisch, dein Ipod amerikanisch - und ein Nachbar nur ein Ausländer?" Das sagte Leonie Netter gestern Abend vor der Europagalerie. Die 17-Jährige war mit vielen Jugendlichen aus dem Café Exodus zur ersten Mahnwache für Opfer von Rechtsterrorismus und zum Kampf gegen rassistische Gewalt gekommen. Der Integrationsbeirat der Stadt hatte dazu eingeladen, und mehrere Hundert Menschen kamen. "Toll, dass so viele hier sind. Es ist so viel geschehen, dass wir uns verpflichtet sahen, die Menschen aufmerksam zu machen", sagte Sadija Kavgic-van Weert aus dem Integrationsbeirat. "Wir wollen ein Zeichen setzen und hoffen, dass Nichtdeutsche in diesem Land irgendwann ohne Angst leben können", fügte sie hinzu. Auf der Bühne rockten Roland Helm, Jörg Metzinger und die Band "Blingpoint". Das Lied "Yeboah" sollte an den aus Afrika stammenden Samuel Kofi Yeboah erinnern, den Rassisten vor 20 Jahren in Fraulautern ermordeten. Die Täter wurden nie gefasst. "Es ist schade, dass man sich als Ausländer in Deutschland nicht bewegen kann, ohne Angst zu haben. Ich habe oft das Gefühl, dass die Sicherheitsbehörden solche Themen schleifen lassen", sagt Mohamed Maiga, der Sprecher des Integrationsbeirates der mit Sadija Kavgic-van Weert ankündigte, dass die Mahnwache vor der Europagalerie nicht die letzte Aktion dieser Art gewesen sei.Das Schlusswort gehörte wieder der 17jährigen Leonie Netter. Sie trug das Gedicht eines afrikanischen Kindes vor, das 2005 einen Literaturpreis erhielt. "Wenn ich geboren bin, bin ich schwarz. Wenn ich aufwachse, bin ich schwarz. Wenn ich in die Sonne gehe, bin ich schwarz. Wenn ich erschrecke, bin ich schwarz. Wenn ich krank bin, bin ich schwarz. Und wenn ich sterbe, bin ich schwarz. - Und du, weißer Bursche? Wenn du geboren, bist du rosa. Wenn du aufwächst, bist du weiß. Wenn du in die Sonne gehst, bist du rot. Wenn dir kalt ist, bist du blau. Wenn du erschrickst, bist du gelb. Wenn du krank bist, bist du grün. Und wenn du stirbst, bist du grau. Und du nennst mich farbig?"

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