Kerzen für eine faire Welt

Saarbrücken. 112 Kerzen für die 112 Toten, die am vergangenen Wochenende in einer Textilfabrik in Bangladesch verbrannt sind - mit einer Schweigedemonstration hat das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES) gestern vor der Europagalerie in Saarbrücken an die Opfer des Brands erinnert, die in dem Entwicklungsland als Arbeiter unter anderem für C&A Kleidungsstücke genäht hatten

 Das Netzwerk Entwicklungspolitik erinnerte gestern in Saarbrücken an die 112 Brandopfer in einer Fabrik in Bangladesch. Foto: Dietze

Das Netzwerk Entwicklungspolitik erinnerte gestern in Saarbrücken an die 112 Brandopfer in einer Fabrik in Bangladesch. Foto: Dietze

Saarbrücken. 112 Kerzen für die 112 Toten, die am vergangenen Wochenende in einer Textilfabrik in Bangladesch verbrannt sind - mit einer Schweigedemonstration hat das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES) gestern vor der Europagalerie in Saarbrücken an die Opfer des Brands erinnert, die in dem Entwicklungsland als Arbeiter unter anderem für C&A Kleidungsstücke genäht hatten. Rund 90 Menschen demonstrierten. "Solche Tragödien passieren, wenn Kleidung unter prekären Bedingungen produziert wird und die Sicherheit auf der Strecke bleibt", sagte NES-Koordinator Harald Kreutzer der SZ. "Wir fordern von C&A, H&M, KiK und weiteren Textilunternehmen die Durchsetzung von elementaren Arbeitnehmerrechten, wenn diese verletzt werden. C&A fordern wir auf, in der Branche künftig eine Vorreiterrolle bei Sozial- und Umweltstandards einzunehmen und der Fair Wear Foundation beizutreten." Die Aktion ist ein aktuelles Beispiel für die Arbeit des Netzwerks, das sich seit 1998 in Straßenaktionen, Schul-Workshops und Projekten im In- und Ausland für eine faire Welt einsetzt.Damit die Entwicklung dorthin sozial gerecht, ökologisch verträglich und wirtschaftlich tragfähig verlaufe, müsse sich der globale Konsum auch im Saarland verändern, so das NES. Der Preisdruck aus Europa begünstige die "teils katastrophalen Arbeits- und Produktionsbedingungen wie in Bangladesch". Für "globales Lernen" und nachhaltigen Konsum, auch bei Lebensmitteln oder Elektronik, wirbt das NES vor allem im Saarland. Kreutzer: "Es ist für ein besseres Verständnis wichtig, die globalen Themen auf die Region herunterzubrechen". Im NES sind rund 40 Vereine, Initiativen und Nichtregierungsorganisationen zusammengeschlossen. Finanziert wird der Dachverband über Bundes- und Landesmittel sowie über Spenden.

Einen Appell formuliert das NES auch für den Konsum im laufenden Weihnachtsgeschäft. "Wie kaufe ich ein und welche Auswirkungen hat das global?", das sollten sich die Saarländer fragen, so Kreutzer, auch im Hinblick auf Bangladesch. "Lieber weniger und bewusster schenken, und dabei nicht nur an die denken, die es bekommen, sondern auch an die, die es produziert haben."

Erste Schritte zu einem Wandel in der Konsumgesellschaft sehe er bereits. So habe sich die Bio-Bewegung von der Nische zum Mainstream gewandelt. Auch fairer Handel werde zunehmend unterstützt. Für das Erreichen entwicklungspolitischer Gleichheit, oder zumindest von globalen "Mindeststandards", hofft das NES trotz akuter "Widerstände" auf Ähnliches. "Die Gesellschaft bewegt sich weg von der 'Geiz-ist-geil'-Haltung", sagte Kreuzer. Damit sei man auf einem guten Weg.

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