Keine Verehrung von Heiligen?

Saarbrücken. Kommunalpolitiker müssen Entscheidungen treffen können, ohne dafür in "einem unangenehm, auch unangemessen rauen Ton" beschimpft zu werden. Darauf weist der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bezirksrat Mitte, Herbert Meyer, in einem offenen Brief an Stefan Weszkalnys hin

 Um die Benennung des Platzes unterhalb der Schlosskirche ist ein Streit entbrannt. Foto: Becker & Bredel

Um die Benennung des Platzes unterhalb der Schlosskirche ist ein Streit entbrannt. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Kommunalpolitiker müssen Entscheidungen treffen können, ohne dafür in "einem unangenehm, auch unangemessen rauen Ton" beschimpft zu werden. Darauf weist der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bezirksrat Mitte, Herbert Meyer, in einem offenen Brief an Stefan Weszkalnys hin. Weszkalnys, Vorstand der Saarbrücker Willi-Walch-Stiftung, hatte den Bezirksrat Mitte als "einen bornierten Haufen drittrangiger Parteibönzchen" bezeichnet, weil der den Vorschlag abgelehnt hatte, den Parkplatz unterhalb der Schlosskirche nach dem Heiligen Nikolaus zu benennen (die SZ berichtete). Der Bezirksrat habe intensiv beraten und sei zu einer anderen Meinung gelangt als Weszkalnys und Charly Lehnert, der ebenfalls einen Nikolausplatz gefordert hatte. Die Entscheidung sei sauber gelaufen, "Böswilligkeit" könne er allenfalls bei Weszkalnys erkennen, sagt Meyer."Die Verehrung von Heiligen ist in der modernen Zeit bei weitem nicht mehr so weit verbreitet, wie Platzbenennerchen wohl annimmt", schreibt Meyer und erklärt: "Wenn das Plätzchen unbedingt benamt werden sollte, könnte ich mir eine Menge Persönlichkeiten vorstellen, denen auch ein Andenken in Form eines Platznamens gebühren könnte."

Während sich Lehnert vom harten Tonfall seines Mitstreiters distanziert hat, bleibt Weszkalnys dabei. Er legt sogar noch nach. Dass der Bezirksrat erst "die Weiterentwicklung des Projekts Stadtmitte am Fluss abwarten" wolle, bevor er über den Platz entscheidet, sei die Bezeichnung "borniert" für die Mitglieder des Bezirksrats passend. Schließlich bedeute borniert "beschränkt einsichtsfähig". Weszkalnys: "Gewählte Bürgervertreter, welche als Ablehnungsgrund eine baldige Eintunnelung der Stadt-Autobahn nennen, obwohl sie wissen, dass die Stadt kein Hemd am Hintern mehr hat, so pleite ist, dass ein Menschenleben nicht ausreichen wird, diese Überschuldung abzutragen, so verschuldet, dass man jeden, der ihr noch Geld leiht, der Veruntreuung bezichtigen müsste, obwohl sie auch wissen, dass der Bund und die EU nur bessere symbolische Gelder zugesagt haben, die darf man mit Recht als nur noch beschränkt einsichtsfähig bezeichnen."

Bezirksbürgermeisterin Christa Piper hat derweil mitgeteilt, das sie "das zuständige städtische Amt beauftragt" hat, "für die nächste Bezirksratssitzung eine Vorlage zur Benennung des (postanschriftfreien) Platzes unterhalb der Schlosskirche in Nikolausplatz zu fertigen".

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