Keine Pausen für Raucher

Merzig. Die Zeiten, in denen auf der Arbeit hemmungslos gequalmt werden darf, sind längst vorbei. Auch wenn Detailfragen bislang ungeklärt sind, gesetzlich hat jeder Arbeitnehmer Anspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz (BAG, Az. 9 AZR 84/97)

 Kommt das Verbot der Raucherpause auch bei uns? Foto: SZ

Kommt das Verbot der Raucherpause auch bei uns? Foto: SZ

Merzig. Die Zeiten, in denen auf der Arbeit hemmungslos gequalmt werden darf, sind längst vorbei. Auch wenn Detailfragen bislang ungeklärt sind, gesetzlich hat jeder Arbeitnehmer Anspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz (BAG, Az. 9 AZR 84/97). Doch auch abgesehen von juristischen Handhabung, ist bei vielen Arbeitgebern und -nehmern das Bewusstsein für gesunde Arbeitsbedingungen in Büros und Produktionsstätten gewachsen. Die Stadt Köln ist nun noch einen Schritt weiter gegangen: Ein Mitarbeiter der Stadt hatte geklagt, weil die Stadtverwaltung auf die Einrichtung von Raucherräumen verzichtete. Das Gericht wies nicht nur den Anspruch auf einen Raucherraum ab. Ebenso hätten die Angestellten kein Recht darauf, während der Kernarbeitszeit eine Raucherpause einzulegen. Diese sei keine zulässige Arbeitsunterbrechung, wie zum Beispiel der "Gang zur Toilette", der Kaffee im Büro oder das schnelle private Gespräch auf dem Flur, heißt es im Urteil. Rauchen am Arbeitsplatz - wie behandeln die Arbeitgeber in unserem Landkreis das heikle Thema? So hart wie die Stadt Köln gehen die Unternehmen in Merzig und Umgebung mit ihren rauchenden Angestellten nicht um. Trotzdem scheinen die Zeichen eindeutig: "Wir haben bereits eine Initiative für ein rauchfreies Unternehmen gestartet", sagt Almut Hähner-Ural von Villeroy & Boch. So biete man zum Beispiel Seminare für Mitarbeiter an, die mit dem Rauchen aufhören wollten. Das Ziel: Bis zum 1. August 2010 soll der blaue Dunst aus allen Produktionsstätten und der Verwaltung des Mettlacher Keramik-Herstellers verbannt sein. Allerdings, räumt Hähner-Ural ein, gebe es noch einige wenige Plätze im Unternehmen, die Rauchern zur Verfügung stünden. Auch sei die Raucherpause nicht über eine Zeiterfassung geregelt. Man habe sich mit der Arbeitnehmervertretung abgestimmt, dass sich die Pausen in Grenzen hielten. Anders beim Merziger Unternehmen Kohlpharma. "Raucherpausen sind bei uns keine bezahlte Arbeitszeit", sagt Pressesprecher Karsten Wurzer. Zwar gebe es im Außenbereich drei wettergeschützte Raucherräume. Wer sich jedoch zum Qualmen dorthin verziehe, müsse diese Pause über ein elektronisches Zeiterfassungssystem registrieren lassen. "Natürlich ist es gesünder, nicht zu rauchen", so Wurzer. Grundsätzlich gelte jedoch: "Auch rauchende Mitarbeiter sind geschätzte Mitarbeiter." "Sehr offen geregelt" hat der Beckinger Schraubenhersteller Acument die Raucherfrage. Rauchen sei, sofern sich in den Büroräumen niemand gestört fühle, grundsätzlich in Ordnung. Eine Zeiterfassung für Raucherpausen gebe es auch nicht, sagt Werkleiter Jörg Bosch. Natürlich sei man bestrebt, etwas gegen das Rauchen zu tun. "Aber wir setzen vor allem auf eine positive Art der Unterstützung. Ein 'Integrations-Team' kümmert sich zum Beispiel um Nichtraucher-Programme", so Bosch. Raucherräume Beim Autozulieferer Saargummi in Büschfeld gilt dagegen in den Büroräumen ein grundsätzliches Rauchverbot. "In den meisten Gebäuden gibt es gekennzeichnete Raucherräume und auf den Freigeländen speziell ausgewiesene Raucherzonen", sagt Pressesprecher Bruno Seifert. Die Raucherpausen orientierten sich aber an der allgemeinen Pausenregelung. Noch gilt das Urteil aus Münster nur im konkreten Einzelfall in Nordrhein-Westfalen. Doch könnte es ein zarter Vorbote eines bundesweiten Endes der Raucherpause bedeuten. Gewappnet für dieses Szenario scheinen die meisten großen Arbeitgeber im Landkreis Merzig-Wadern mit ihren Maßnahmen offensichtlich zu sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort