Keine Lösung im Schwimm-Streit

Saarbrücken · Wenn nicht noch ein "entscheidendes Signal" komme, dann müsse sich der ein oder andere Verein auflösen, weil für seine Schwimmer keine bezahlbare Trainingsmöglichkeit mehr bestehe, sagt der Vorsitzende des Schwimmvereins Malstatt-Burbach, Franz-Joseph Schreiner.

Saarbrücken. 400 demonstrierende Schwimmer, das waren zu viel, um im Stadtrat zur Tagesordnung überzugehen. Und ein paar zu viel, um im Juni einfach zu beschließen, dass ab 2013 die Trainingszeiten für die Schwimmvereine im Calypsobad nicht mehr in vollem Umfang von der Stadt finanziert, die dazu nötigen rund 60 000 Euro gespart werden. Der Beschluss wurde auf die Stadtratssitzung am 11. September vertragt. "Es wäre gelacht, wenn wir in einer Stadt, die Schwimmbäder ohne Ende hat, bis dahin keine Lösung finden", sagte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz. Eine Lösung gibt es bisher nicht, und zum Lachen ist niemand zumute.Für Franz-Joseph Schreiner, den Vorsitzenden des Schwimmvereins Malstatt-Burbach, sind die Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Vereinen gescheitert. Mehr als die bereits zugesagten Calypso-Trainingsmöglichkeiten montags und mittwochs sei nicht angeboten worden. Das bedeute: Einige der Vereine seien in ihrer Existenz bedroht. In Malstatt habe es bereits 20 Austritte gegeben. Es sei nun mal nicht möglich, dass Kinder, die vorwiegend aus sozial schwachen Familien kommen, zum Training in weiter entfernte Bäder im Stadtgebiet gebracht werden. Eltern seien verunsichert und meldeten ihre Kinder erst gar nicht mehr zum Schwimmtraining an, sagt Schreiner. "Jede weitere Hinhaltetaktik" führe zu einem "Ausbluten und Sterben unseres Vereins".

"Natürlich tut es mir Leid, wenn Leute aus dem Verein austreten. Aber mir sind die Hände gebunden, was das Geld angeht", sagt Sportdezernent Harald Schindel (Linke). Er habe wegen des strikten Sparkurses nur eine Möglichkeit: Den Vereinen die Trainingszeiten, die die Stadt im privat betriebenen Calypsobad nicht mehr bezahlen könne, in den städtischen Bädern anzubieten. Er bedauere, dass es dazu "keine Kompromisslinie bei den Vereinen gibt".

Wenn es nach ihm ginge, dann könne jeder Schwimmverein im Calypso trainieren, dann bekomme auch jeder Fußballverein einen Rasenplatz. Aber die Vorgaben von Finanzdezernent Ralf Latz (SPD) seien aufgrund des Spardrucks, den das Land ausübt, sehr streng. Es gehe jetzt nur noch darum, Lösungen zu finden, die kein Geld kosten.

Derweil hat der Saarländische Schwimmbund (SSB) in einem Brief an die Oberbürgermeisterin den Finanzdezernenten erneut scharf kritisiert. Weil Latz im Vertrag mit dem neuen Calypso-Betreiber die bisher geltenden Regeln und Preise fürs Vereins- und Schulschwimmen nicht festgeschrieben habe, sei die ungute Situation, die die Vereine nun in Not bringe, erst entstanden. Um 300 000 Euro mehr Pacht in die Stadtkasse zu bringen, habe Latz die Interessen der Vereine geopfert.

"Es hätte eine Selbstverständlichkeit sein müssen, den Vereinen ihre Existenzgrundlage in Form der Trainingszeiten im Calypso ungeschmälert zu erhalten", schreiben SSB-Präsident Bernd Coen und Ehrenpräsident Norbert Kugler.

Nun liegt die Entscheidung beim Stadtrat.

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