Keine Durchsagen, keine Anzeigen

Dillingen. Wo der Zug wohl bleibt? Diese Frage steht den ratlosen Reisewilligen am Dillinger Bahnsteig ins Gesicht geschrieben; sie strecken ihre Köpfe nach vorn, zucken mit den Schultern

 Leere Anzeigetafeln sind in Dillingen normal - Verspätungen werden Kunden oft nicht angekündigt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Leere Anzeigetafeln sind in Dillingen normal - Verspätungen werden Kunden oft nicht angekündigt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Dillingen. Wo der Zug wohl bleibt? Diese Frage steht den ratlosen Reisewilligen am Dillinger Bahnsteig ins Gesicht geschrieben; sie strecken ihre Köpfe nach vorn, zucken mit den Schultern. "So geht das öfter", sagt SZ-Leser-Reporter Stefan Becker, "denn am Dillinger Bahnhof gibt es überhaupt keine Kundeninformationen!" Täglich fahre er mit der Bahn von Dillingen nach Burbach zur Arbeit, häufig komme es zu Gleiswechseln, zum Ausfall oder zu wesentlicher Verspätung eines Zuges, ohne dass die Wartenden davon erfahren. "Die Anzeigetafeln sind tot und es erfolgen keine Durchsagen."

Die Vorwürfe weist ein Sprecher der Deutschen Bahn zurück: "Bei Verspätungen von mindestens zehn Minuten erfolgt eine Durchsage durch den Fahrdienstleiter vor Ort." Jedoch werde nicht protokolliert, ob und wann etwas durchgesagt wurde. "Jeder hat heute ein Web-Handy", behauptet der Sprecher der Bahn und wirbt mit deren Service auf bahn.de. Ob ihr Zug pünktlich ist, können sich Kunden mit einem solchen Handy mit Internetzugang jederzeit selbst beantworten.

An einem Morgen, an dem unser Leser-Reporter vergeblich auf die Information wartete, dass sein Zug 15 Minuten später einlaufen würde, habe der Dillinger Fahrdienstleiter "wegen einer Weichenstörung und den deshalb zusätzlichen sicherheitsrelevanten Handlungen die Ansage vernachlässigt", erklärt der Bahn-Sprecher. "Wir haben den Kollegen gebeten, bei Störungen möglichst trotzdem Informationen zu geben."

Auch die toten Anzeigetafeln sind erklärlich: "Weil Züge öfter Verspätungen haben oder ausfallen, wurden die Tafeln außer Betrieb genommen", sagt der Bahn-Sprecher. Das alte System sei nicht in der Lage, Fahrplanänderungen anzuzeigen. "Die Apparate sind bereits leergeräumt; nur die Hüllen hängen noch da". Da der Bahnhof in Dillingen "kein Umsteigebahnhof" ist, sei dort keine neue Technik angebracht worden. Man investiere dort, wo möglichst viele Reisende Nutzen davon haben. "Sonst müsste ja auch an jeder Bushaltestelle so eine Tafel hängen", so der Sprecher der Bahn.

Der Bund sieht das - zum Vorteil vieler Bahnkunden - anders. 2,9 Millionen Euro spendiert der Staat den saarländischen Bahnhöfen im Rahmen des Konjunkturprogrammes 2009 bis 2011. Das Geld soll vor allem in die Kundeninformation fließen: An 26 Bahnhöfen im Saarland, darunter der Dillinger Bahnhof, soll die Deutsche Bahn diese verbessern. Dillingen soll vier dynamische Schriftanzeiger erhalten.

"Wie ein großes Handy" sollen sich Bahn-Kunden die neuen Anzeiger vorstellen. Diese erhalten vom Zentralrechner alle Daten per SMS, wie ein Bahn-Sprecher erklärt. Sie haben dieselbe Quelle wie der Internetservice fürs Mobiltelefon und stellen so ab demnächst das Web-Handy für alle dar. Das Modernisierungsprogramm von Bund und Bahn für Dillingen sieht außerdem Arbeiten an Dach, Bahnsteig und Vitrine vor und soll noch im Frühjahr beginnen.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von unserem Leser-Reporter Stefan Becker. Sie haben auch Spannendes zu erzählen und sogar Fotos gemacht? Dann schicken Sie uns ihre Anregungen und Fotos als Leser-Reporter: per Sprachnachricht, SMS/Fax oder MMS mit Foto an Tel. (06 81) 59 59 800, E-Mails an leser-reporter@sol.de.

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