Kein Wintervergnügen auf dem Stausee

Losheim. Gut zwei Wochen herrschten geradezu sibirische Verhältnisse in unserer Region: Temperaturen im zweistelligen Minusbereich, Dauerfrost, eisig-schneidender Wind - aber zumindest die Sonne schien zu all dem Winterwetter. Und nicht nur wir, ganz Deutschland bibberte unter der Kältewelle

Losheim. Gut zwei Wochen herrschten geradezu sibirische Verhältnisse in unserer Region: Temperaturen im zweistelligen Minusbereich, Dauerfrost, eisig-schneidender Wind - aber zumindest die Sonne schien zu all dem Winterwetter. Und nicht nur wir, ganz Deutschland bibberte unter der Kältewelle. Doch der Dauerfrost hat auch sein Gutes, so konnten die Hamburger sich am zurückliegenden Wochenende auf ein ganz besonderes Ereignis freuen, das ihnen nur bei solchen Wetterbedingungen zuteil wird: Beim Alstervergnügen wurde die zugefrorene Außenalster zur gut 160 Hektar großen Eislauf-, Hockey- und Rodelbahn.Warum lässt sich solche Volksfeststimmung wie in der Hansestadt nicht auch in unseren Breiten erleben, fragen sich da manche. So wie SZ-Leserin Barbara Paiva: "Einerseits jammern jetzt viele über den frostigen Winter, doch die schöne Seite ist, dass sich dadurch einmalige Möglichkeiten anbieten." So war der Losheimer Stausee schon seit Tagen zugefroren, was auch so manche dazu animierte, sich auf die Eisfläche zu wagen. Was die SZ-Leserin indes nicht versteht: Der See wurde trotz anhaltendem Frost und geschlossener Eisdecke nicht zum Betreten freigegeben - im Gegenteil: "Sprachlos und entrüstet sehe ich überall am Ufer Zettel mit Verboten hängen! Anstatt eines Angebots seitens der Gemeinde Losheim folgt ein striktes Verbot: So ist das Betreten der Eisfläche strengstens verboten."

In ihrer bayerischen Heimat würden zugefrorene Seen "sofort von begeisterten Schlittschuhläufern, passionierten Eisstockschießern und Hockeyspielern bevölkert". Um die Sicherheit zu gewährleisten, sei dort die Wasserwacht zur Stelle, kontrolliere die Eisdicke und sei auch tagsüber als Wache mit am See. "Wieso ist das in Losheim nicht möglich? Wieso wird der See nicht als Freizeitangebot auch im Winter für Einwohner und Touristen gesehen?", fragt sich Barbara Paiva.

Hierzu erklärt Achim Laub vom Eigenbetrieb Freizeit und Tourismus der Seegemeinde: "Das Problem ist, dass ein starkes Fließgewässer durch den See hindurchfließt - das ist der Unterschied zur Hamburger Außenalster." Der Losheimer Bach drücke mit "sehr viel Wasser" in den See hinein. Dieses Wasser laufe unter der Eisdecke hindurch und drücke nach oben.

Darum sei die Eisdecke auf dem Stausee auch nicht durchgängig gleich dick, sondern in der Mitte des Sees deutlich dünner als an den Rändern. "Am vergangenen Freitag hatten wir im Bereich des Strandbades eine Eisdicke von 15 Zentimetern." Das liegt noch fünf Zentimeter unter der durchschnittlichen Dicke des Eises auf der Hamburger Binnenalster, damit diese fürs Alstervergnügen freigegeben wird. "Diesen Bereich hätte man absperren und dort das Betreten gestatten können", gesteht Laub ein. Auf dem See als Ganzes könne man selbst unter diesen Umständen das Betreten der Eisdecke aber aus Sicherheitsgründen auf keinen Fall zulassen. Das Problem sei: Wenn die Gemeinde Teilbereiche zum Betreten freigebe, fassten viele das so auf, als sei die Eisdecke als Ganzes betretbar. "Das war auch erst einmal möglich, im Jahr 2000", erinnert sich Laub. Und weiter: "In Sicherheitsfragen muss man heute sehr vorsichtig sein."

Auch der Einwand, dass am Bostalsee Teilflächen zum Schlittschuhlaufen betreten werden durften, sei nicht ganz zutreffend: "Dort wurden Wiesen am Seeufer geflutet, um Eislaufflächen anzulegen." Die Gemeinde überlege gleichwohl, für den kommenden Winter eine mobile Eislauffläche im Bereich des Stausee-Parkplatzes zu schaffen, sagte Laub. Foto: Gemeinde "Das Eis ist nicht überall gleich dick." Achim Laub

Auf einen blick

Strengstens untersagt war auch auf dem Noswendeler See bei Wadern trotz der sibirischen Kälte der letzten Tage das Betreten der Eisfläche. Peter Ludwig, Leiter der Ortspolizeibehörde in der Hochwaldstadt: "Wir haben weder dort noch auf anderen Wasserflächen das Betreten erlaubt und werden dies auch nicht tun."

 Strengstens verboten: das Betreten der Eisfläche. Foto: rup

Strengstens verboten: das Betreten der Eisfläche. Foto: rup

 Keine freie Bahn für Schlittschuhläufer.Foto: dpa

Keine freie Bahn für Schlittschuhläufer.Foto: dpa

Am Noswendeler See sei das Problem ähnlich wie in Losheim: Durch den See fließt ein Gewässer, nämlich der Bardenbach, und das nach den Worten von Ludwig mit einem "starken Einlauf und einem starken Ablauf". Dadurch erreiche die Eisdecke nicht die notwendige Dicke, ab der ein gefahrloses Betreten ohne das Risiko des Einbrechens möglich wäre. Zwar hätten sich in den vergangenen Tagen, wie er erfahren habe, immer wieder mal Besucher auf das Eis gewagt. Aber dies sei auf eigene Gefahr geschehen. cbe

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