Kein Jazz-Konzert ohne Rudi Förster

Saarbrücken. Es grenzt an Pech, ihn beim Jazz mal zu verpassen. Sicher gibt's dann ein Parallelkonzert, bei dem er - wie gewöhnlich - direkt vor der Bühne thront: kräftige Gestalt, grauer Bart, kariertes Hemd. Die Rede ist von Rudolf Förster, kurz Rudi genannt. Er ist der wohl eifrigste Jazzbesucher weit und breit, ein Szene-Original mit dem Herz am rechten Fleck

Saarbrücken. Es grenzt an Pech, ihn beim Jazz mal zu verpassen. Sicher gibt's dann ein Parallelkonzert, bei dem er - wie gewöhnlich - direkt vor der Bühne thront: kräftige Gestalt, grauer Bart, kariertes Hemd. Die Rede ist von Rudolf Förster, kurz Rudi genannt. Er ist der wohl eifrigste Jazzbesucher weit und breit, ein Szene-Original mit dem Herz am rechten Fleck. Es soll schon vorgekommen sein, dass startbereite Musiker noch eine Weile warteten - bis Rudi da war. In die Wiege gelegt wurden dem 1949 geborenen Saarbrücker die Blue-notes freilich nicht. Erste Tuchfühlung mit Musik hatte er Mitte der 60er-Jahre, als er seine Stimme im Männergesangsverein Borussia Rußhütte erhob. "Auf der Rußhütte" ist Rudi geboren, hier lebt der pensionierte Kfz-Meister noch heute - Nachbar ist der Jazzpianist Christoph Mudrich. Neben den Choraktivitäten schätzte der Teenager die damaligen "Beat"-Bands à la The Who und Beatles - letzteren hält er bis heute die Treue. Und der Jazz? Mit dem kam Förster erstmals während der Bundeswehrzeit in Berührung, über Kollegen von der US-Army in Baumholder und Idar-Oberstein. Dass er nicht bereits 1970 auf Dauer den Blue-notes verfiel, hing mit seinem Bekanntenkreis zusammen. Dort konnte man damit wenig anfangen, und alleine wollte Rudi nicht losziehen. Erst in den 90er-Jahren wurde die alte Liebe wieder geweckt: Bei den Jazzfrühschoppen in der Mercedes-Niederlassung auf der Bellevue, Försters Arbeitsplatz. Damals begann er auch, CDs zu kaufen, was er heute bei fast jedem Konzert tut. Zum Hardcore-Fan wurde er schließlich 2003, mit dem Eintritt in den noch jungen Förderverein Jazz-Syndikat. Bei dessen mehrwöchigem November-Festival Jazz Transfer ist der Jazzjünger jedesmal voll in seinem Element. Und muss dann nur noch planen, welche (Jazz-)Termine er sich an den wenigen Transfer-freien Tagen vornimmt. Und selbst die närrische Saison im Rußhütter Karnevalsverein "Die Eule" - Rudi ist Gründungsmitglied, singt im Eulenchor -- kann ihn nicht von regelmäßigen Konzertbesuchen abhalten. Sein Kommentar: "Drei Monate harter Einsatz".Liebe zum ExperimentellenZuhause, am liebsten in der Sauna, hört Förster bevorzugt Modern-Klassiker à la Rollins, Gillespie, Davis, Coltrane und Keith Jarrett. Live mag es der passionierte Eulen-Sammler und Angler abwechslungsreicher, Hochexperimentelles inklusive: Rudis Konzerte-Territorium reicht von Ensdorf ("Am Bad"), Saarwellingen (Altes Rathaus), Völklinger Hüttenjazz, Illinger Illipse (Gumbo), Studio "Spielraum" in Schiffweiler über Göttelborner Grubenjazz, Jazz der Musikschule Sulzbach, St. Ingberter Festival und "Hofjazz" bei Hassel bis zur Brasserie Le Terminus in Saargemünd. Bequemer sind die Ausflüge in Saarbrücken: Ob HfM-Jazz, Blue Notes im Schloss, Saarbrücker Sommermusik, "Jazz Live..." auf dem Halberg, Ini-art im TiV oder - ganz wichtig! - die Jam-Session im Hirschen, der freundliche Rudi optimiert überall das Jazzklima.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort