Kein Fasten, aber Ostern feiern

Homburg. Bevor fröhliche Osterstimmung aufkommen kann, steht zunächst der Karfreitag, der wichtigste Feiertag der Protestanten, auf dem Kalender, zu dem Fröhlichkeit und bunte Eier noch nicht so recht passen wollen. Für andere ist der Karfreitag der Tag, an dem noch gefastet wird, bevor man dann am Ostermorgen schlemmen darf. Aber es geht in der Fastenzeit ja nicht nur ums Essen

Homburg. Bevor fröhliche Osterstimmung aufkommen kann, steht zunächst der Karfreitag, der wichtigste Feiertag der Protestanten, auf dem Kalender, zu dem Fröhlichkeit und bunte Eier noch nicht so recht passen wollen. Für andere ist der Karfreitag der Tag, an dem noch gefastet wird, bevor man dann am Ostermorgen schlemmen darf. Aber es geht in der Fastenzeit ja nicht nur ums Essen. Renate Rötsch beispielsweise fastet, indem sie aufs Auto verzichtet. Dies sei für sie eine innovative Idee, um Gottes Schöpfung ein wenig zu schonen, erklärt sie. Sonst ginge es den meisten Menschen beim Fasten nur um das "Zu- oder Abnehmen", berichtet sie.Ein kirchlicher Bezug sei in vielen Fällen nicht mehr vorhanden, auch wenn der Gottesdienst am Karfreitag besucht werde. Ein jüngerer Homburger, den wir auf der Straße befragten, berichtete, dass er nicht fasten würde. "Das ist doch eine veraltete Institution", sagte er. Dass an Gründonnerstag das letzte Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern gefeiert werde, interessierte ihn nicht, ebenso wenig die Bedeutung des Karfreitags.

Ganz anders der 19-jährige Student Frederik Zorn. Er verzichte in der Fastenzeit auf Fleisch, teilte er mit, "das ist aber nichts Religiöses". Vielmehr unterzieht sich der Homburger dabei einem "Selbsttest", um zu erproben, ob er ohne Fleisch einen bestimmten Zeitraum durchhält, bisher erfolgreich. "Ich finde, Fleisch hat in unserer Gesellschaft einen zu hohen Stellenwert", erklärt Zorn und weist darauf hin, dass Fleisch inzwischen schon fast täglich auf den Teller komme, und die Menschen sich nicht mehr Gedanken machten, wo es ursprünglich herstamme. Eine Frau gab an, sie sei "erz-evangelisch" und würde am Karfreitag nur eine Mahlzeit zu sich nehmen. Auf Fleisch habe sie in der gesamten Fastenzeit verzichtet, ebenso auf Süßigkeiten. Sie will am Karfreitag der "Passion Christi gedenken". Karfreitag ist für viele Protestanten der höchste Feiertag und wird dementsprechend bei Gläubigen gefeiert. Cäcilia Manderscheid erklärt, sie sei zwar katholisch erzogen worden, Karfreitag habe für sie dennoch eine besondere Bedeutung. Auf jeden Fall, so Manderscheid, besuche sie an Ostern einen Gottesdienst. Außerdem steht bei ihr auch ein großes Familientreffen an. Auch Martin Jurecka feiert Ostern mit seiner Familie. Zwar nicht im traditionellen Sinne mit Fasten und vielen Kirchenbesuchen, dafür dürfen sich seine Kinder darauf freuen, Ostereier sammeln zu gehen. Ein besonderes österliches Festessen gebe es jedoch nicht. Ein weiterer Passant erklärt, er würde zwar auch nicht fasten, jedoch hätte der Ostersonntag eine große religiöse Bedeutung für ihn. "Natürlich" werde er in einen Gottesdienst gehen. Sonst stehen seine Enkel an Ostern im Mittelpunkt. Auch ein Ehepaar gibt an, dass das Familientreffen an Ostern sehr wichtig sei, fürs Fasten haben die beiden allerdings nichts übrig. Der Mann ist nicht mehr in der Kirche, weswegen Ostern als religiöses Fest keine Bedeutung für ihn habe. Seine katholische Frau verneint ebenso, dass Karfreitag und Ostern generell einen Einfluss auf ihr Verhalten hätten. Allerdings wird bei ihr zu Hause das Essen österlich gestaltet. Lamm stehe auf dem Speiseplan, auch beim geplanten Familientreffen. Eine junge Frau spricht sich gegen das Fasten, aber nicht gegen den österlichen Gottesdienst aus: "Es ist ein Feiertag, man besinnt sich", erklärt sie.

Für Angelika Braun hat Ostern eine etwas andere Bedeutung. "Das ist für mich ein Frühlingsfest", sagt sie lachend. Bei der Protestantin, die den Hintergrund des Osterfestes ausführlich kennt, war Fasten allerdings nicht auf dem Programm. Der österliche Gottesdienst ist für sie nicht allzu wichtig, und auch das Essen gestaltet sie nach Lust und Laune. Vor allem freue sie sich jetzt erst einmal auf einen warmen und sonnigen Frühling.Foto: Fritsch

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