Arbeitskampf bei der Bahn und im Öffentlichen Dienst Chaos auf Straßen, am Flughafen und bei der Bahn? So lief der Verkehrsstreik im Saarland
Saarbrücken · Der Bahnverkehr im Saarland wurde durch den gemeinsamen Warnstreik von Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft und Verdi am Montag komplett lahmgelegt. Wie die Situation an den Bahnhöfen, am Flughafen und auf den saarländischen Straßen gewesen ist.
Im Saarbrücker Hauptbahnhof ist es am Montagmorgen sehr ruhig. Nur wenige Passanten huschen vom Quartier Eurobahnhof kommend durch die Bahnhofshalle. Bahnreisende, die durch den gemeinsamen, bundesweiten Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi am Bahnhof überrascht wurden, sind nicht zu finden. „Die allermeisten Reisenden waren wohl über den Streik informiert und vorbereitet. Beschwert über den Streik hat sich so gut wie niemand“, sagt Linda Sprang, Verkäuferin an einer der Bahnhofsbäckereien. Ihr Arbeitstag verläuft sehr ruhig. „Durch den Streik sind heute kaum Kunden da“, sagt sie.
Alle Züge im Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn und anderer Bahn-Verkehrsunternehmen im Saarland fielen seit dem frühen Montagmorgen durch den Warnstreik aus. Die Bahnsteige in Saarbrücken blieben leer. Voll sind dagegen die Abstellgleise neben dem Hauptbahnhof. Hier stehen Zug an Zug aufgereiht die unbesetzten Triebwagen von DB Regio und Vlexx.
Saarrondo im Quartier Eurobahnhof gut gefüllt
Gut gefüllt ist auch das Saarrondo im Quartier Eurobahnhof. Dort ist heute das Streiklokal der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). „Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahn im Saarland nehmen heute am Warnstreik teil“, sagt Denise Federspiel, Streikleiterin und Geschäftsstellenleiterin der EVG in Saarbrücken, die gerade Teilnehmerlisten an die Streikenden verteilt. Auch die zehn Stellwerke in der Region würden bestreikt. Wie begründet die Saarbrücker Streikleiterin den Arbeitskampf? „Die Kolleginnen und Kollegen haben während der Coronapandemie und unter erschwerten Arbeitsbedingungen den Laden am laufen gehalten. Zudem gab es die letzte echte Tariferhöhung vor fünf Jahren“, so Federspiel. Für sie ist die Forderung ihrer Gewerkschaft nach einer Lohnerhöhung von 650 Euro monatlich für alle Beschäftigten im Bahnbereich, alternativ zwölf Prozent mehr Lohn gerechtfertigt. Die Inflation und massive Preissteigerungen der Lebenshaltungskosten sorgten dafür, dass die Belegschaft in den unteren Lohngruppen auf mehr Geld angewiesen seien. „Während Corona waren wir solidarisch mit unserem Arbeitnehmer der Deutschen Bahn und haben uns 2021 mit einer Lohnerhöhung von 1,5 Prozent zufriedengegeben“, sagt auch Rudolf Deutscher, Fertigungsmeister in der Güterwagen-Instandhaltung der Bahn, „jetzt möchten wir auch wieder mehr Lohn“, so Deutscher.

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Einschränkungen bei der Saarbahn
Der Busverkehr im Saarland blieb vom bundesweiten Warnstreik weitestgehend unberührt. Der Grund: für die Angestellten dort gilt im Saarland ein anderer Tarifvertrag. Die Saarbahn konnte am Montag allerdings nur auf der Strecke zwischen den Haltestellen „Römerkastell“ in Saarbrücken und „Landsweiler Nord“ bei Lebach fahren. Fahrten von und nach Brebach, Güdingen, Bübingen, Kleinblittersdorf, Auersmacher, Hanweiler und Saargemünd fielen aus.
Gestreikt wurde am Montag aber nicht nur im Zugverkehr. Die Gewerkschaft Verdi hatte bundesweit auch zu Warnstreiks bei der Autobahn GmbH, den Flughäfen und den Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen aufgerufen. Die Auswirkungen dieser Arbeitskämpfe blieben begrenzt. Zwar wurden an Rhein und Mosel die Schleusen bestreikt, die Auswirkungen auf die Schifffahrt auf der Saar seinen aber gering, so Michael Blug, Verdi-Chef im Saarland. Auch der Flughafen Saarbrücken in Ensheim war vom Streik nur gering betroffen. Lediglich ein Flug nach Hamburg fiel nach Angaben des Flughafensprechers aus.
Auch im Straßenverkehr kaum Probleme
Auswirkungen auf den Straßenverkehr hatte der Warnstreik im Nah- und Fernverkehr nach Angaben der Polizei nicht. Es gäbe durch die Streiks keine besonderen Verkehrsbehinderungen und außergewöhnliche Staus auf den Straßen im Saarland, so die Polizei. Mit einer Ausnahme: In Homburg-Einöd viel eine Bahnschranke aus und blieb geschlossen. Durch den Streik der Bahnmitarbeiter konnte der Schaden am Montag nicht behoben werden. Der Verkehr staute sich dort zeitweise.
Kritik gab es am Rande der Warnstreiks an der Aufhebung des Sonntagsfahrverbotes durch das saarländische Verkehrsministerium. „Die Aufhebung des Sonntagsfahrverbotes als Reaktion auf den Streik der Gewerkschaften EVG und ver.di am Montag erscheint wie vorauseilender Gehorsam den Arbeitgeberverbänden gegenüber!“, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Saarland (und SPD-Landtagsabgeordnete) Timo Ahr. Am Wochenende hatten das Saarland und mehrere andere Bundesländer das Sonntagsfahrverbot für LKW aufgehoben, um Versorgungs- und Lieferkettenproblemen entgegenzuwirken.