Kein Anfang und kein Ende

St. Wendel · Zu einem Werkgespräch mit der Künstlerin Andrea Neumann lädt das Stadtmuseum am Donnerstag ein. Die Ausstellung mit ihren Werken unter dem Titel Vice versa ist dort noch bis zum 13. Mai zu sehen.

 Dieses Werk Andrea Neumanns aus dem Jahr 2011 trägt den Namen "Warten" - Eitempera auf Baumwolle. Fotos: Andrea Neumann

Dieses Werk Andrea Neumanns aus dem Jahr 2011 trägt den Namen "Warten" - Eitempera auf Baumwolle. Fotos: Andrea Neumann

St. Wendel. Vice versa ist der Titel der Ausstellung mit Werken von Andrea Neumann, die derzeit im Stadtmuseum St. Wendel zu sehen ist. Der lateinische Begriff vice versa heißt wörtlich übersetzt: "an Stelle" (vice) "wenden" (vertere). Im deutschen Sprachraum bedeutet vice versa "hin und her", "reihum" (der Reihe nach), " . . . und umgekehrt" (in der gleichen Weise zutreffend). Interessant ist, dass diese Bezeichnungen eine Bewegung beschreiben, wobei es keinen Anfang und kein Ende gibt. Vice versa beschreibt die zwei Seiten einer Sache, die sich nicht nur gegenseitig voraussetzen, sondern sogar voneinander abhängig sind.

Thema: menschliches Tun

Andrea Neumann hat sich bereits während ihrer Studienzeit in Saarbrücken - in einer Zeit, als die Videokunst als "das neue Malen" bezeichnet worden ist - für die figurative und gegenständliche Malerei entschieden. Auf den ersten Blick ist ihr wichtigstes Thema der Mensch, genauer gesagt, das menschliche Tun. Wenn er nicht selbst in den Bildern zu sehen ist, hat er zumindest deutliche Spuren hinterlassen.

Als Vorlage dienen meist Fotos aus dem Alltag der Künstlerin: Familien- und Urlaubsfotos, die im Laufe der malerischen Umsetzung die Realität übersteigen. Nach dem Moment, in dem eine Bildidee entsteht, beginnt das Suchen, Abwägen, Wegstreichen. Mit ihrer Arbeitsmethode hebelt sie in den Bildern die Menschen - oder eben die "Menschendinge" - aus der Zeit heraus. Die ursprüngliche Geschichte löst sich in Unendlichkeit und Zeitlosigkeit beinahe auf. Andrea Neumann zeigt Zeitraffer und Zeitlupe in einem - und vice versa. Erst auf den zweiten Blick entdeckt der Betrachter ihr eigentliches Thema: die Erfahrung von Raum und Zeit, das Problem der Zeitvorstellung, Gegenwärtigkeit und Existenz. red

 "Kreidegrundriss", Eitempera auf Baumwolle, 2011.

"Kreidegrundriss", Eitempera auf Baumwolle, 2011.

Die Ausstellung dauert bis einschließlich Sonntag, 13. Mai. Der 32-seitige Katalog zur Ausstellung ist für fünf Euro (Inhaber der Museumsjahreskarte: vier Euro) im Museum erhältlich. Für Donnerstag, 26. April, 17 Uhr, ist ein Werkgespräch mit Andrea Neumann geplant. Die Teilnahme ist kostenlos. Führungen sind nach Voranmeldung möglich. Tel. (0 68 51) 8 09 19 45.

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