Katholische Kirche Die erste Frau als Lobbyist der Bistümer

Saarbrücken · Katja Göbel ist die erste Frau an Spitze des Katholischen Büros im Saarland. Die 47-Jährige will der Kirche wieder ein positiveres Image verleihen.

Katja Göbel, hier in ihrem Büro in Saarbrücken, will der Kirche wieder zu mehr Ansehen in der Öffentlichkeit verhelfen.

Katja Göbel, hier in ihrem Büro in Saarbrücken, will der Kirche wieder zu mehr Ansehen in der Öffentlichkeit verhelfen.

Foto: Michael Stephan

Kirchenaustritte, Missbrauchsfälle, weniger Gottesdienstbesucher und eine umstrittene Bistumsreform: Selbst im Saarland, dem mit knapp 60 Prozent Bevölkerungsanteil katholischsten aller Bundesländer, hat es die christliche Kirche aktuell nicht leicht. Doch Katja Göbel, seit gut vier Monaten die erste Frau an der Spitze des Katholischen Büros im Saarland, gibt sich trotz solcher Negativ-Schlagzeilen in den Medien optimistisch. Sie will die Kirche samt ihren vielen Leistungen im Bildungs-, Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und Sozialbereich wieder positiver ins Gespräch bringen und ihr so zu „mehr Ansehen“ verhelfen. Sie versteht sich als Lobbyistin und Botschafterin der Bistümer Trier und Speyer bei der saarländischen Landesregierung, dem Landtag, den Gewerkschaften, Verbänden und anderen gesellschaftlichen Gruppen. Ihr Credo: „Weniger Bürokratie, mehr Bürgernähe und neue Ideen in der Kirche.“

„Es gibt vielleicht kircheninterne Probleme, aber nach meiner Wahrnehmung ist die Kirche nicht in der Krise“, sagt die  47-jährige Ordinariatsdirektorin (so ihr offizieller Titel). „Ich selbst komme aus einer aktiven Pfarreiengemeinschaft am Schaumberg, wo schon seit zwei Jahren kein leitender Pfarrer mehr da ist. Und trotzdem funktioniert dort Kirche, weil es sehr viel ehrenamtliches Engagement vor Ort gibt und man sich gegenseitig hilft.“ Dies – so verteidigt sie die im Bistum Trier vorgesehenen Reformpläne, die im Saarland ab dem Jahr 2020 nur noch zehn Zukunftspfarreien vorsehen – sei auch Bestreben der Synode. Ziel sei es, Strukturen und kirchliches Leben vor Ort zu stärken, indem etwa Verwaltungstätigkeiten an Laien übergeben und von diesen verantwortet werden.

Der erste Saar-Fraktionschef, mit dem die neue Kirchendiplomatin Göbel auf ihrer im Sommer begonnenen Kennenlern-Tour zum  Gespräch zusammentraf, war Oskar Lafontaine von den Linken. „Ein gläubiger Mensch“, kennzeichnet sie ihn. Inzwischen ist die überzeugte Saarland-Verfechterin auch mit Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und seiner Regierungschef-Vorgängerin, der neuen CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), zusammengetroffen. Etliche andere stehen noch in ihrem prall gefüllten Terminkalender – oder sind bereits fest eingeplant.

Göbel, verheiratet und Mutter zweier Söhne, war als Diplom-Verwaltungswirtin und Beamtin lange Jahre bei der Knappschaft im Saarland im Gesundheitswesen tätig, ehe sie sich auf die von den Bistümern Trier und Speyer in der Saarbrücker Zeitung per Stellenanzeige ausgeschriebene Stelle als Leiter des Katholischen Büros im Saarland bewarb und sich gegen mehrere Mitbewerber durchsetzte.„Die Bewahrung der Schöpfung steht für uns zusammen mit der Politik auf der Agenda.“ Und: „Die Digitalisierung wird eine große Herausforderung, bei der sich die Kirche einbringen muss.“ Das sind Sätze, die Göbel kürzlich in einem Interview des „Paulinus“, der Wochenzeitung im Bistum Trier, hervorgehoben hat. Zudem moderierte sie mitten im Weihnachts-Einkaufstrubel im Saarländischen Staatstheater eine Veranstaltung der „Allianz für den freien Sonntag“ als Tag der Ruhe und Besinnung – und „vielleicht auch mal wieder für einen Kirchenbesuch“, so Göbel.

Auf der Liste ihrer Aufgaben und Themen stehen neben Anhörungen zu Gesetzen, die die Kirche betreffen, auch Fragen rund um die Zukunft katholischer Schulen, Kitas, Krankenhäuser und Altenheime sowie Arbeitsmarktfragen, der Umgang mit Flüchtlingen und die Armutsbekämpfung.

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