Katholischer Bischof hält erstmals Andacht vor Protestanten-Synode

Bad Neuenahr. Es ist alles andere als ein selbstverständlicher Auftritt: Die Morgenandacht bei der in Bad Neuenahr tagenden Landessynode der rheinischen evangelischen Kirche hat am Freitag einen ganz besonderen ökumenischen Charakter

Bad Neuenahr. Es ist alles andere als ein selbstverständlicher Auftritt: Die Morgenandacht bei der in Bad Neuenahr tagenden Landessynode der rheinischen evangelischen Kirche hat am Freitag einen ganz besonderen ökumenischen Charakter. Der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann spricht zu den Synodalen - für ihn "ein großer Vertrauensbeweis und eine Ehre", wie er gleich zu Anfang betont.Die Begegnung ist Teil eines neuen ökumenischen Schwungs, der sich zwischen der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Trierer Bistum in jüngerer Zeit entwickelt. Trotz einer protestantischen Ablehnung der Reliquienverehrung wollen evangelische Christen an der Heilig-Rock-Wallfahrt des Bistums teilnehmen, die vom 13. April bis 13. Mai stattfindet. Der seit dem 12. Jahrhundert im Trierer Dom aufbewahrte Heilige Rock gilt gemäß alter Überlieferung als Leibrock Jesu. Gezeigt wird er nur bei Heilig-Rock-Wallfahrten, in diesem Frühjahr erst zum 20. Mal.

Wie sehr gerade die Protestanten über ihren konfessionellen Schatten springen müssen, weiß auch Bischof Ackermann. Vor den Synodalen bekundet er Respekt vor den kritischen Stimmen. Zugleich lädt er ein, die Pilgerwege nach und in Trier gemeinsam zu gehen und dabei ökumenische "Entdeckungsreisen auf Gegenseitigkeit" zu machen. Zwar handele es sich bei der Wallfahrt um eine katholische Veranstaltung, aber es gehe um den "Glauben an den gemeinsamen Christus". In diesem Sinne symbolisiere das ungeteilte Gewand in besonderer Weise die Einheit der Christen.

Ackermann verweist darauf, dass beide Kirchen doch mit sehr ähnlichen Problemen beschäftigt seien: etwa schrumpfenden personellen und finanziellen Ressourcen, der Beantwortung schwieriger medizinisch-ethischer Fragen oder der Gewinnung von Jugendlichen für den Glauben. In der Wallfahrt sieht er nicht zuletzt ein Signal an jene Menschen, die mit Glauben und Kirche wenig anfangen können. Die Art kommt an bei den Synodalen. Sie verabschieden Ackermann mit Applaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort