Katholiken wehrten sich gegen die Nazis

Katholiken wehrten sich gegen die NazisZu "Spurensuche in der Vergangenheit", SZ vom 28

Katholiken wehrten sich gegen die Nazis

Zu "Spurensuche in der Vergangenheit", SZ vom 28. August:

Dem Verfasser des Berichtes "Spurensuche in der Vergangenheit", Jürgen Neumann, muss ich als Zeitzeuge energisch widersprechen, vor allem, wenn er mit seiner Aussage, die überwiegende Mehrzahl der evangelischen und katholischen Pfarrer habe mit den Nationalsozialisten kooperiert, all jene Katholiken, die während des Dritten Reiches für ihren Glauben gestritten und gelitten haben, diskreditiert.

Wäre 1932 überall wie in den überwiegend katholischen Gegenden Deutschlands gewählt worden, hätte Hitler keine Chance gehabt. Im Klerus waren hervorragende Köpfe, die sich nicht scheuten, Kritik zu üben: Kardinal Faulhaber hielt mehrere Predigten über "Heidentum, Germanentum und Christentum", die bis an die Saar gelangten, Kardinal von Galen kämpfte mutig gegen die Euthanasie, der Berliner Propst Lichtenberg erhob seine Stimme gegen die Judenverfolgung, wofür er 1943 in Dachau ermordet wurde. Kardial Preysing grenzte sich ebenfalls vom kriegsführenden NS-Staat ab und forderte die Einhaltung der Menschenrechte. Der Klerus stand mit ganz wenigen Ausnahmen hinter seinen Hirten und dieses Zusammenhalten inspirierte das katholische Volk, für seinen Glauben einzutreten.

In vielen Gotteshäusern in und um Homburg hingen damals im Chor große Transparente mit dem demonstrativen Aufdruck: "Wir sind römisch-katholisch". Nach dem Verkünden der päpstlichen Enzyklika "Mit brennender Sorge", wo sämtliche Geistliche in ganz Deutschland die Gestapo blamierten, weil diese im Vorfeld nicht mitbekommen hatte, steigerte sich Adolf Hitler in einen Hassfeldzug gegen Kirche und Bischof, der in Speyer dahingehend zu eskalieren drohte, dass zur Feier des 20. Bischofsjubiläums am 15. August 1937 die Nazis die Feier mit einer Großkundgebung von SA und HJ boykottieren wollten, was ihnen aber nicht gelang.

Unsere Jugendarbeit wurde im März 1939 verboten, wir arbeiteten im Untergrund weiter und zeigten im wahrsten Sinne des Wortes "Flagge", so 1938 beim Bischofsbesuch in Homburg. Von St. Michael bis weit in die Eisenbahnstraße bewegte sich ein mit Fahnen beschmückter Korso, zum großen Ärger der auf dem Marktplatz postierten HJ. Bis heute bin ich stolz darauf, als junger Mensch mit vielen anderen überzeugten Katholiken gegen die Nationalsozialisten agiert zu haben.

Hugo Fell, Homburg

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