Patientenverfügung soll griffbereit sein Patientenverfügung sollte griffbereit sein

Saarbrücken/Bexbach · Kassenärztliche Vereinigung und Rettungsdienste bitten Pflegeheime und Hausärzte, dass die Papiere der Patienten für den Notfall bereit liegen.

 Manche Alten- und Pflegeheimbewohner können ihren Willen bei der Frage der Klinikbehandlung nicht mehr selbst ausdrücken. Da hilft eine vorher verfasste Patientenverfügung. Gerade in Corona-Zeiten.

Manche Alten- und Pflegeheimbewohner können ihren Willen bei der Frage der Klinikbehandlung nicht mehr selbst ausdrücken. Da hilft eine vorher verfasste Patientenverfügung. Gerade in Corona-Zeiten.

Foto: dpa/Oliver Berg

Es sind die schwersten Entscheidungen, die Angehörige zu treffen haben. Wenn ein geliebter Mensch mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung in ein Krankenhaus kommt und sich nicht mehr selbst äußern kann, wie er weiter behandelt werden will. Ob er an die Beatmungsgeräte angeschlossen werden soll. Entscheidende Fragen, die gerade in der aktuellen Corona-Krise eine zusätzliche Dringlichkeit erfahren.

In der vergangenen Woche hat deshalb der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar (ZRF) die Kassenärztliche Vereinigung Saar (KVS) gebeten, ihre Mitglieder für die Lage in den Altenpflegeheimen zu sensibilieren. „Wenn die Notärzte in die Pflegeheime kommen, kennen sie die Rahmenbedingungen des einzelnen Patienten nicht“, sagte ZRF-Sprecher Lukas Hoor der SZ auf Anfrage. Deshalb sei es von großer Wichtigkeit, dass Patientenverfügungen der Altenheimbewohner, wenn diese solche verfasst hätten, immer griffbereit seien. „Es geht in diesen Notlagen nicht, dass lange gesucht werden muss. Und man erstmal gucken muss, ob die Patientenverfügung im Ordner links steckt“, sagte Hoor. In der vergangenen Woche mussten die Rettungsdienste innerhalb von 24 Stunden zehn Akut-Patienten aus Altenpflegeheimen abholen und in die Krankenhäuser bringen. Hoor weiter: „Da ist es dann enorm wichtig, dass die Patienten bei der Einweisung die Patientenverfügungen dabei haben“. Deshalb habe der ZRF der KVS nahe gelegt, die niedergelassenen Ärzte neben den Pflegeheimen darum zu bitten, dass vorhandene Patientenverfügungen für den Ernstfall direkt greifbar seien. Denn die Hausärzte hätten vielfach bei der Abfassung der Patientenverfügungen beratend zur Seite gestanden. „Unser Aufruf ist keine Besonderheit, aber es sind in dieser Krise die Risikogruppen in den Altenpflegeheimen, die besonders betroffen sind“, erklärte Hoor.

Harald Kilian, Vorsitzender der Saarländischen Pflegegesellschaft, sagte der SZ, er verstehe das Anliegen von ZRF und KVS in Sachen Patientenverfügung. „Da ist nichts Ehrenrühriges dran, wenn die Standards eingehalten werden, sagte Kilian.

KVS-Vize Dr. Joachim Meiser, der am vergangenen Donnerstag das Info-Fax an die KVS-Ärzte versandt hatte, erklärte der SZ, es gehe darum, an die vorhandenen Patientenverfügungen zu erinnern. Damit diese, wenn der Notfall eintrifft, den behandelnden Ärzten und Pflegern in den Krankenhäusern auch gleich zur Verfügung stünden. „Es gibt Patienten, die wollen nicht an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden“, erklärte Meiser. Da gelte es, den aufnehmenden Krankenhäusern Klarheit zu verschaffen. „Vielleicht liegt eine Patientenverfügung ja noch in der Schublade“, betonte Meiser. Darum habe die KVS die Mitglieder angeschrieben. Die Hausärzte und die Pflegeheimbetreiber könnten gemeinsam dafür Sorge tragen, dass die Patientenverfügungen für den Notfall parat seien. Dabei gehe es auch darum, diese Patientenverfügungen gegebenfalls zu aktualisieren oder solche erst zu erstellen. „Der Rettungsdienst kann in aller Regel nicht in den Alten- und Pflegeheimen in einer Notfallsituation den Patientenwillen klären“, erinnerte Meiser. Wenn jedoch die Patienten von sich aus eine intensivmedizinische Behandlung per Patientenverfügung abgelehnt hätten, könnten Hausärzte in den Pflege- und Altenheimen eine Begleitung und Behandlung der Patienten gewährleisten. Wenn jedoch keine Patientenverfügung vorliege, würden die Patienten in die Covid-Kliniken transportiert. Dort müsse man sich entscheiden, welche Ressourcen man für welche Patienten verfügbar machen könne. „Diese Empfehlungen sind vorbeugend gedacht. Im Moment ist die Lage noch halbwegs händelbar. Aber der Höhepunkt der Pandemiefälle wird in den nächsten zwei Wochen bei uns erwartet“, erklärte Meiser.

Die Rückmeldung vom ZRF in Bexbach auf sein Schreiben an die KVS-Mitglieder sei „gut“ gewesen. Ausnahmen gebe es jedoch. Am Wochenende habe ein Pflegeheim im Saarland eine ganze Station in ein Krankenhaus einweisen lassen wollen. „Aber nicht alle mit 37,8 Grad Temperatur und ein bisschen Husten müssen ins Krankenhaus“, betonte Meiser. Die erkrankten Heimbewohner seien zunächst in Quarantäne gekommen. In manchen Fällen sei das Heimpersonal auch übervorsichtig, weil es dort an Schutzmaterial mangele.

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