Kapelle in Keßlingen komplett renoviert

Keßlingen. Peter Klein, der langjährige stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates war die treibende Kraft bei den Renovierungsarbeiten. "Zuerst wollten wir nur das Nötigste machen, um die Substanz unserer Kapelle zu erhalten. Doch bei den Arbeiten kam eins zum anderen, und als wir fertig waren, war die Kapelle komplett renoviert", berichtet Klein

 Die Keßlinger sind stolz auf ihre "neue" Kapelle. Fotos: J. Ollinger

Die Keßlinger sind stolz auf ihre "neue" Kapelle. Fotos: J. Ollinger

Keßlingen. Peter Klein, der langjährige stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates war die treibende Kraft bei den Renovierungsarbeiten. "Zuerst wollten wir nur das Nötigste machen, um die Substanz unserer Kapelle zu erhalten. Doch bei den Arbeiten kam eins zum anderen, und als wir fertig waren, war die Kapelle komplett renoviert", berichtet Klein. "Dies konnte auch nur gelingen, weil das ganze Dorf mitgeholfen hat", erzählt er voller Stolz. Und darauf können alle Keßlinger stolz sein, denn das Dorf hat nur 140 Einwohner, und die haben eine Eigenleistung von 25 000 Euro bei der Renovierung erbracht. Hinzu kommt noch der Erlös aus den beiden Kapellenfesten 2000 und 2003, die zusammen 15 000 Euro erbrachten. Alle packen mit an In Keßlingen ist die Welt noch in Ordnung, denn hier hilft bei einem solchen Fest das ganze Dorf mit. So wurden in jedem Haus ein bis zwei Salate angerichtet und auch die Kuchen gebacken. Es ist für die Keßlinger auch selbstverständlich, dass die Frauen und Männer an den jeweils drei Festtagen hinter den Ständen mithalfen, und dies alles um "Gottes Lohn". Mit der Renovierung begann man im Sommer 2005, und im Frühjahr 2008 konnte man die Instandsetzungsarbeiten weitestgehend abschließen. Für die Gesamtrenovierung wurden Rechnungen in Höhe von 125 000 Euro an beteiligte Firmen gezahlt. Hinzu kommt noch die Eigenleistung von 25 000 Euro, so dass die Gesamtrenovierung 150 000 Euro betrug. Die Renovierung der Kapelle wurde wie folgt finanziert: Bistum Trier 70 000 Euro, Gemeinde Perl 2000 Euro, Saartoto 6000 Euro, Spenden von Vereinen und Privatpersonen 10 000 Euro, Landesdenkmalamt 3000 Euro. Was noch fehlte, wurde aus den Rücklagen der Pfarrei bezahlt. "Da wir mit der Renovierung noch nicht ganz fertig sind, wären uns weitere Spenden sehr willkommen", meint Peter Klein hoffnungsvoll. Denn die Renovierung hat Summen verschlungen, die ein so kleines Dorf fast nicht verkraften kann. Vom Bistum gibt es nur einen Zuschuss für Substanz erhaltende Arbeiten. Und von den überregionalen Denkmalämtern gab es kein Geld, da die Kapelle von Keßlingen zwar sehr alt ist, und auch von kunsthistorischem Interesse ist (Deckenfresken 14. Jahrhundert, Altarstein aus der Römerzeit, Siebenschläfer), doch keine überregionale Bedeutung hat. "Dies war die Antwort, die ich auf meine Schreiben bekam", bedauert Peter Klein.

 Blick in das Innere der spätgotischen Kapelle.

Blick in das Innere der spätgotischen Kapelle.

HINTERGRUNDDas Dorf Keßlingen ist zwar nur ein kleines Dorf mit 140 Einwohnern, doch es ist ein sehr altes Dorf mit einer Tradition, die viele Jahrhunderte zurückreicht. Das fränkische Gräberfeld am Keßlinger Berg dürfte zu den Siedlungen gehört haben, die aus der fränkischen Landnahme nach der Völkerwanderung herrührten. Die "ingen-Endung" von Keßlingen bestätigt, dass das Dorf zu dieser Zeit gegründet wurde. Doch urkundlich erwähnt wurde es erstmals 1309, als Gertrude von Kesselingen der Abtei Mettlach im Jahre 1309 ihre Allodialgüter (persönliche Besitztümer) in Kesselingen vermachte. In dem Dorfe hatte 1428 Thielman von Neumagen Besitz als Lehen von Montclair. olHINTERGRUNDDie KapelleEine Kapelle zu Kesslingen wird im Visitationsbericht von 1569 erwähnt; damals gehörte der Ort zur Pfarrei Kirf. St. Jakobus ist der Schutzpatron der Kapelle und des Dorfes. 1802 kam Kesslingen zur Pfarrei Oberleuken. Als Mensa des Barockaltars in der spätgotischen Kapelle dient der Grabstein des Römers Securius Dubitatus, was wohl ein Novum im Bistum Trier sein dürfte. Von der spätgotischen Kapelle steht noch der Chor; Sakristei und neues Schiff wurden 1769 von Meister Ternes erbaut ebenso wie der schlanke Westturm. Der kostbare Barockaltar stammt aus dem Jahre 1720 und zeigt in der Mittelnische die Figur des heiligen Jakobus, dem Schutzpatron des Dorfes. Ebenso kostbar ist die Figurengruppe aus Eichenholz, die in einer Nische hinter Gittern geschützt ist; es sind dies die "Siebenschläfer". Die Kapelle und hier besonders der barocke Turm erlitten im Zweiten Weltkrieg erhebliche Kriegsschäden. Ende der 50er Jahren konnte der Turm im alten Stil erneuert werden. Anfang der 60iger Jahre erfolgte die Restaurierung des kostbaren Hauptaltars durch einen Künstler aus Koblenz. Unter der Leitung des Bistums-Landeskonservators und des Architekten A. Löwenberg wurden in den Jahren von 1977 bis 1979 größere Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Dabei wurden Malereien aus dem 14. Jahrhundert (Darstellung der vier Evangelisten) im Deckengewölbe des Chorraumes freigelegt und restauriert. Am Martinstag 1961 erhielt die Kapelle zwei neue Glocken als Ersatz für das Geläut, dass im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. ol

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