Kampf gegen Taubengitter

Siersburg/Trier. Die Taubenschutzmaßnahmen an der Pfarrkirche Sankt Martin in Siersburg schaden mehr als sie nutzen. Das behauptet SZ-Leser-Reporter Helmut Steil. Der 78-Jährige Siersburger ist seit Ende der 1980er Jahre Mitglied des Naturschutzbundes (Nabu). Er sagt: Die Gitter an den Fenstern waren nicht notwendig und versperren ansässigen Tieren den Weg

 Vergittert sind die Fenster der Pfarrkirche Sankt Martin. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Vergittert sind die Fenster der Pfarrkirche Sankt Martin. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Siersburg/Trier. Die Taubenschutzmaßnahmen an der Pfarrkirche Sankt Martin in Siersburg schaden mehr als sie nutzen. Das behauptet SZ-Leser-Reporter Helmut Steil. Der 78-Jährige Siersburger ist seit Ende der 1980er Jahre Mitglied des Naturschutzbundes (Nabu). Er sagt: Die Gitter an den Fenstern waren nicht notwendig und versperren ansässigen Tieren den Weg.Im Mai 2010 wurden die Fenster am Glockenturm, die Außenseite der Schallluken und die Bullaugen der Kirche vergittert. Im Kirchendach lebten seit etwa 25 Jahren Schleiereulen. Die Vögel hatten sich selbst Zugang verschafft, die Pfarrgemeinde erlaubte den Tierschützern, Brutkästen für die Eulen in die Dachgauben zu bauen. Seit 1996 hatten Turmfalken außen in der Bullaugen-Nische genistet.

"Es gab keinerlei Dreck an der Fassade oder auf dem Boden, der jemanden hätte stören können", sagt Steil. Er selbst hatte, um Verschmutzung zu vermeiden, zwei Kotbretter unter den Bullaugen angebracht und regelmäßig gereinigt. Die Bretter wurden bei der Maßnahme entfernt.

Die Gitter an den Schallluken verhindern außerdem den gewohnten Zugang der ansässigen Fledermäuse zu deren Ruheplätzen. Steil: "Die Gitter an den Bullaugenfenstern schaden letztendlich den Schleiereulen, denen nun die Turmfalken den Weg zu deren Brutkästen versperren."

Die von den Tieren genutzten Örtlichkeiten seien seit Jahren vom Nabu kontrolliert worden. "Außerdem", sagt Steil, "sind die Schallluken an den Turmfenstern nach innen verjüngt, der Abstand ist gerade mal drei Zentimeter groß - wie sollte da eine Taube durchpassen?"

Gerhard Müller, in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg zuständig für Natur und Umwelt, kennt den Fall aus dem vergangenen Jahr. "Ich war sicher, dass der Pfarrgemeinderat die Vorschläge von Herrn Steil umsetzen würde, schließlich ist der Nabu die Fachorganisation, die sich um den Vogelschutz kümmert", sagt Müller. "Solche Baumaßnahmen laufen ab und zu nicht optimal und sind nicht mit dem Naturschutz abgestimmt."

Grundsätzlich unterstütze das Bistum Trier Maßnahmen, die Vögeln und Fledermäusen das Bewohnen von Kirchentürmen und -dächern ermöglichen, sagt Stephan Kronenburg, Sprecher des Bistums Trier. "Wir sehen das auch als Beitrag, unsere Mitverantwortung für die Schöpfung wahrzunehmen. Es gibt von daher auch wohl kaum eine Kirche im Bistum, in der nicht auch Tiere leben." Dabei sei die Zusammenarbeit der Naturschutzverbände mit den Kirchengemeinden vor Ort von großer Bedeutung.

"Der Nabu wird wie bisher bei der ständigen Kontrolle der Schleiereulenkästen im Dachraum der Kirche für Sauberkeit sorgen - und auch im Glockenturm, sofern es einmal erforderlich sein sollte", verspricht Helmut Steil und fordert einen zumindest teilweisen, möglichst kostengünstigen Rückbau der Fenstergitter. Schon Material und Montage mit extra dafür angemietetem Autokran waren für Steil "absolute Geldverschwendung". Dabei bezieht er sich auf die Aussage des Trierer Bischofs Stephan Ackermann, das Bistum wolle bis Ende 2014 insgesamt 40 Millionen Euro einsparen. Kronenburg schätzt die Kosten für die Edelstahlnetze samt Montage auf rund 500 Euro.

Auch Ingo Flach, Pastor der Gemeinde Rehlingen-Siersburg gibt den Tierschützern Recht: "Wir sind bereit, die Gitter wieder abzunehmen. Die Kirchengemeinde hat 2010 einen Vertrag nach Trier gesendet, in dem geregelt ist, dass der Nabu sich auch in Zukunft um die Pflege der Tiere und deren Brutkästen kümmert. Wir warten nur noch auf die schriftliche Erlaubnis aus Trier."

Der Vertrag wartet in Trier also auf Unterschriften, das Bistum Trier gibt jedoch an, keine der Maßnahmen angeordnet zu haben. "Das Bistum hat damit nichts zu tun, das wurde von der Kirchengemeinde Siersburg beauftragt. Als Eigentümer des Gebäudes kann sie diese Entscheidung treffen", sagt Kronenburg. Angeordnet aus Trier waren lediglich die nach innen verjüngten Schallluken am Glockenturm. "Diese dienen dazu, dass kein Schlagregen und Flugschnee in den Turm gelangen kann, was zu Schäden an der Glockenanlage und dem Bauwerk führen würde", erklärt Kronenburg. "Was die Vergitterung der Bullaugen angeht, darüber haben wir keine Kenntnis."

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