Kampf gegen LeukämieEin kleiner Pieks kann große Wirkung haben

Neunkirchen/Homburg. Es war der 14. September 2010. Dieser Tag veränderte schlagartig das Leben der Familie Steinle aus Neunkirchen-Kohlhof. Stefanie Steinle (39, Bankkauffrau), Mutter von Nele (4) und Leni (1), traf die Diagnose Leukämie (Blutkrebs). Weitere Untersuchungen ergaben: Es handelt sich um eine besonders schwere Form dieser Krankheit

 Stefanie Steinle, geborene Streifler, wuchs in Homburg-Bruchhof auf und lebt heute mit ihrem Mann Peter und den beiden Kindern in Neunkirchen-Kohlhof. Foto: SZ/privat

Stefanie Steinle, geborene Streifler, wuchs in Homburg-Bruchhof auf und lebt heute mit ihrem Mann Peter und den beiden Kindern in Neunkirchen-Kohlhof. Foto: SZ/privat

Neunkirchen/Homburg. Es war der 14. September 2010. Dieser Tag veränderte schlagartig das Leben der Familie Steinle aus Neunkirchen-Kohlhof. Stefanie Steinle (39, Bankkauffrau), Mutter von Nele (4) und Leni (1), traf die Diagnose Leukämie (Blutkrebs). Weitere Untersuchungen ergaben: Es handelt sich um eine besonders schwere Form dieser Krankheit. Nur eine Knochenmark-Transplantation (siehe "Stichwort") kann helfen.

Im August waren die ersten Symptome aufgetreten, erzählt Peter Steinle (40, Diplom-Betriebswirt) beim Besuch in der SZ-Redaktion. Seine Frau litt unter extremer Müdigkeit und starken Kopfschmerzen, hinzu kam eine Entzündung im Mundschleimhäute. Ein Weisheitszahn wurde ihr gezogen. In einer Nacht voller Schmerzen kam Stefanie als Notfall in die Neunkircher Klinik. Dort wurde sie zunächst gegen Meningitis (Hirnhautentzündung) behandelt und nach zehn Tagen wieder entlassen. Allerdings mit sehr schlechten Blutwerten. Und der Gesamtzustand wurde immer schlechter. Die Hausärztin überwies Stefanie am 13. September in die Uniklinik Homburg. Am Tag darauf erhielt sie die Diagnose Leukämie. Noch im September begann die Chemotherapie, um Stefanie auf eine Transplantation vorzubereiten.

Gut tut der Familie, dass sie eine große Hilfsbereitschaft und Solidarität erfährt. So wird auch in Initiative von Familie und Freunden am Samstag in der Kreissporthalle Neunkirchen eine Typisierungs-Aktion auf die Beine gestellt. "Im Kern geht es darum, für Stefanie, aber auch für andere Leukämiepatienten einen geeigneten Knochenmarkspender zu finden", erklärt Peter Steinle. Einen "genetischen Zwilling".

"80 Prozent finden einen Stammzellspender, wenn auch nicht immer den idealen", sagt Bettina Steinbauer. Steinbauer betreut die Aktion in Neunkirchen für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Aber jeder Fünfte eben auch nicht. Steinbauer: "Wir suchen sprichwörtlich nach der Nadel im Heuhaufen." (siehe Interview) Steinle: "Wir wollen mit unserer Aktion die Wahrscheinlichkeit auf einen geeignete Spender erhöhen." In Deutschland sind vier Millionen Proben gespeichert. Weltweit 14 Millionen.

Jeder zusätzliche Spender mehr erhöht die Chancen für Stefanie. Aber auch für andere Kranke. Denn, das ist Stefanie Steinle wichtig: "Selbst wenn wir bis zum 20. November einen idealen Spender für mich finden sollten, wird die Aktion stattfinden. Vielleicht kann damit einem anderen Menschen meiner Situation geholfen werden." Als Schirmherren unterstützen die Aktion der Neunkircher Alt-Oberbürgermeister Friedrich Decker sowie Maximilian Brückner und Gregor Weber, die Kommissare des SR-Tatorts.

Typisierungs-Aktion "Hilfe für Stefanie" am Samstag, 20. November, 10 bis 17 Uhr, in der Kreissporthalle Neunkirchen, Fernstraße.

Wer kann denn Spender sein?

Steinbauer: Jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren, der mindestens 50 Kilo wiegt, kann spenden. Ausschlussgründe sind beispielsweise schwere Erkrankungen des Herzens oder der Lunge, Diabetes, Krebserkrankungen, Hepatitis B, C oder D.

Wie läuft die Registrierung am Aktionstag ab?

Steinbauer: Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung werden dem Spender fünf Milliliter Blut aus der Armvene entnommen. Für den Spender eine Sache von fünf bis zehn Minuten und ein kleiner Pieks.

Die Registrierung kostet 50 Euro. Wofür?

Steinbauer: Zwar übernehmen die Krankenkassen alle Kosten für die eigentliche Stammzellenspende und die Datenpflege, können aber aus rechtlichen Gründen die Kosten für den weiteren Ausbau der Datei nicht tragen. Die Registrierung und Typisierung eines Spenders kostet die DKMS 50 Euro. Als gemeinnützige Gesellschaft ist sie auf Geldspenden angewiesen.

Wie groß ist die Chance, einen passenden Stammzellenspender zu finden?

Steinbauer: Das ist generell unglaublich schwierig, da die Gewebemerkmale von Patient und Spender nahezu vollständig übereinstimmen müssen. Auf Grund der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der Gewebemerkmale liegt die Wahrscheinlichkeit zwischen 1:20 000 und eins zu mehreren Millionen. Wir suchen demnach sprichwörtlich die Nadel im Heuhaufen!

Verpflichtet die Registrierung schon zur Spende?

Steinbauer: Nein, der Spender entscheidet sich erst bei einer konkreten Anfrage.

DKMS-Spendenkonto: Mercedes-Benz Bank, Kontonummer 708 200 5005, Bankleitzahl 600 300 00.

Stichwort

Knochenmark- oder Stammzellentnahme: Es gibt zwei verschiedene Entnahmeverfahren:

Die Knochenmarkentnahme: Der Spender bleibt für zwei bis drei Tage im Krankenhaus. Unter Vollnarkose werden ihm aus dem Beckenknochen zirka ein Liter Knochenmark (nicht Rückenmark!) entnommen und dem Patienten übertragen. Beim Spender bildet sich das Knochenmark innerhalb von zwei Wochen nach.

Die periphere Stammzellentnahme: Dem Spender wird über mehrere Tage ein körpereigener, hormonähnlicher Stoff (Wachstumsfaktor) verabreicht. Dieses Medikament regt die Produktion der Stammzellen an und bewirkt deren Ausschwemmung in das periphere Blut. Mit einem Zellseparator werden die Stammzellen aus dem Blut gesammelt. Quelle: DKMS

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