Kampf gegen die Volkskrankheit

St. Wendel. Weltweit nimmt die Zahl psychisch erkrankter Menschen zu. Ein Trend, der auch im St. Wendeler Land zu spüren ist. Daher liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Caritasverbandes Schaumberg-Blies in diesem Bereich. Dies sagte Michael Schütz, Geschäftsführer der Caritas Schaumberg-Blies, bei der Präsentation seines Jahresberichtes für 2011

St. Wendel. Weltweit nimmt die Zahl psychisch erkrankter Menschen zu. Ein Trend, der auch im St. Wendeler Land zu spüren ist. Daher liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Caritasverbandes Schaumberg-Blies in diesem Bereich. Dies sagte Michael Schütz, Geschäftsführer der Caritas Schaumberg-Blies, bei der Präsentation seines Jahresberichtes für 2011.

Irene Zerfaß, Leiterin der sozialen Dienste der Caritas, verdeutlichte an Studien, dass bis zum Jahre 2020 zu den häufigsten Erkrankungen psychische Störungen gehören werden. "Künftig wird die Depression an erster Stelle stehen", ergänzte Zerfaß. Problematisch hierbei laut der Expertin: "60 Prozent gehen zum Arzt, davon erhalten 50 Prozent die Diagnose. Und nur die Hälfte dieser Erkrankten geht auch in Behandlung."

Ein Caritas-Projekt, das sich der Bekämpfung dieser Entwicklung widme, sei das betreute Einzelwohnen für psychisch Kranke. Hier soll die Hilfe zur Selbsthilfe Betroffener gefördert werden. "Ich diene als Ansprechpartnerin für meine Leute und helfe bei alltäglichen Dingen", erklärte Caritas-Mitarbeiterin Margit Goebel. Etwa einmal in der Woche suche sie ihre zurzeit 13 Klienten auf. Ihr Ziel sei es, die Erkrankten dauerhaft zu stabilisieren und Einweisungen in Psychiatrien dadurch zu verhindern. Jedoch kritisierte sie die Gesetzeslage, die eine Einkommensgrenze für die Inanspruchnahme ihres Dienstes festgesetzt habe. Goebel: "Die Antragstellung ist beschämend, da die genaue finanzielle Situation durchleuchtet wird. Für viele ein Grund, nicht mit uns in Verbindung zu treten."

Beschämend sei laut Caritas Mitarbeiter Frank Lauer auch, dass psychisch Kranke in der Gesellschaft stigmatisiert werden. Daher habe der Ergotherapeut sein Tageszentrum für psychisch Kranke in Café Jonas umgetauft. "Wie der Jonas aus der Bibel, der vom Wal verschluckt wurde und wieder rauskam, wollen wir den Menschen aus einer Lebenskrise heraushelfen", erläuterte Lauer.

Somit sei es sein Anliegen, seinen Klienten einen geregelten Tagesablauf zu vermitteln, um die psychische Krankheit kontrollieren zu können. Dabei stellte Lauer heraus, dass die Teilnehmer am Café Jonas immer jünger werden.

An Kinder von psychisch Kranken richte sich ein besonderes Projekt, dass im Saarland einmalig sei: das Café "Oase". "Viele Kinder verstehen die Erkrankung ihrer Eltern nicht, machen sich Selbstvorwürfe und haben Ängste. 61 Prozent der Kinder werden krank, wenn ein Elternteil eine psychische Krankheit hat", legte Petra Scherschel, Leiterin der Oase, dar. Ziel ihrer Arbeit sei es, Kinder und Eltern zu sensibilisieren und zu verhindern, dass die Erkrankung der Eltern sich auf die Kinder auswirke. Scherschel führt Gespräche mit Betroffenen und leitet eine Kindergruppe, die sich regelmäßig trifft. Jedoch: "Das Projekt läuft erst ein Jahr, allerdings suchen wir nach Finanzierungsträgern, um das Angebot zu erhalten und auszuweiten." Wenn ein erkrankter Elternteil die alltäglichen Dinge nicht mehr packe, greife die Familienpflege der Caritas. "Unser Fachpersonal übernimmt dann die Alltagspädagogik, kocht, versorgt die Kinder", erklärte Christina Müller von der Einsatzleitung Familienpflege. Außerdem biete ihre Stelle auch ein Haushalts-Organisations-Training an: "Die Wohnungen vieler psychisch Kranker sind vermüllt. Wir wollen den Leuten die Kraft geben, wieder Ordnung zu schaffen."

Die Caritas habe nicht nur Angebote für psychisch Kranke. Sie verfüge auch über einen Migrationsdienst, der sich um Integration kümmere, dazu einen Sozialdienst. Dazu unterhält sie die St. Wendeler Tafel. Außerdem betreut sie demenzkranke Patienten. Leiter Schütz: "Wir sind der größte lokale Verband mit 500 Mitarbeitern und über 2600 ehrenamtlichen Helfern."

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