Kammerjäger beim Fiskus Kakerlaken im Finanzamt unterwegs

Saarbrücken · Der Kammerjäger geht beim Fiskus am Saarbrücker Stadtgraben ein und aus. 109 Schaben-Fallen sind in der alten Immobilie aufgestellt.

 Das Finanzamt am Saarbrücker Stadtgraben muss voraussichtlich in den nächsten Jahren abgerissen oder kernsaniert werden.   

Das Finanzamt am Saarbrücker Stadtgraben muss voraussichtlich in den nächsten Jahren abgerissen oder kernsaniert werden.  

Foto: BeckerBredel

Dem Fiskus droht eine kostspielige und aufwändige Problembaustelle mitten in der Saarbrücker City: das Finanzamt am Stadtgraben. Dort sollten ursprünglich schon vor eineinhalb Jahren im Rahmen des ehrgeizigen Projektes „Finanzamt 2020“ die Abteilungen für Einkommens- und Lohnsteuer der Ämter aus dem Regionalverband zentralisiert werden. Doch der Umzug der Beamten aus den Finanzämtern in Sulzbach und Völklingen musste kurzfristig gestoppt werden. Ein Statiker zog die Notbremse. Die Decken des alten Gebäudes (Baubeginn: 1947) mit einer Nutzfläche von 5184 Quadratmetern in fünf Geschossen hätten eine zusätzliche Belegung und weitere Aktenberge nicht verkraftet.

Die Planer mussten umdisponieren, Ausweichquartiere suchen. Vor einigen Wochen machten Besoldungs- und Beihilfestelle Platz. Rund 110 Leute zogen aus, etwa 80 Mitarbeiter der Finanzämter sollen im Herbst einziehen. Bis dahin laufen notwendige Instandhaltungs- und Malerarbeiten. Das Besondere an der Fiskus-Immobilie: Ein Prüfstatiker muss die Belegung jedes einzelnen Büros abnehmen, er bestimmt, wo genau Schreibtisch und Aktenschrank stehen dürfen. Nach der Auswertung zahlreicher Kernbohrungen legten die Experten die maximale Tragkraft pro Quadratmeter auf  200 Kilogramm fest.

Regierungsdirektor Daniel Kempf, Leiter der Hochbauabteilung im saarländischen Innen- und Bauministerium, gibt zu Protokoll: „Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude hat seine besten Zeiten längst hinter sich.“ Aus rein  technischer Betrachtung müsste die Tendenz eher in Richtung Abriss und Neubau statt Kernsanierung gehen. Über die Zukunft des Hauses ist aber noch nicht entschieden, In dieser Woche fiel nach Kempfs Angaben der Startschuss für eine Raumbedarfsanalyse. Das Finanzministerium muss genau definieren, was die Hochbauabteilung planen und liefern soll. Dies bedeutet auch, dass Gutachten, etwa zur Haustechnik und zur Bausubstanz, eingeholt werden, ehe eine Entscheidung fällt.

Zu dem Mammutprojekt gehört das gesamte Finanz-Areal am Stadtgraben, auch das Hochhaus neben dem Ministerium. Wann genau und über welches Vorhaben – Sanierung oder Neubau – eine Entscheidung fällt, steht in den Sternen. Julia von Oetinger-Witte, Landesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, hält ein Zeitfenster von bis zu zehn Jahren bis zum Projektabschluss für denkbar. Möglicherweise ziehen aber demnächst  aus Völklingen und Sulzbach Beamte am Saarufer in das sanierungsreife Haus ein, dessen Brandschutz gerade überprüft wird, um in einigen Jahren ihre Büros wieder zu räumen, weil das Haus abgerissen werden muss. Diese Spekulation kursiert zumindest in Mitarbeiterkreisen. Dort wird auch über Barackenklima im Sommer und kalte Büros mit zugigen Fenstern und einer anfälligen Heizungsanlage im Winter geklagt.

Kein Geheimnis ist in Kreisen des Fiskus mehr, dass das Haus am Stadtgraben ein Problem mit Schädlingen hat: Kakerlaken, auch Küchenschaben genannt, tauchen zumindest im Untergeschoss und Erdgeschoss auf. Abteilungschef Kempf bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung den Kakerlaken-Befall: „Es war schon viel schlimmer. Das haben wir jetzt im Griff. Das Problem ist eingedämmt.“ Dies sieht auch die Gewerkschafts-Vorsitzende von Oetinger-Witte so.

 Kakerlaken bevölkern das Finanzamt am Stadtgraben.

Kakerlaken bevölkern das Finanzamt am Stadtgraben.

Foto: picture-alliance/Picture Press/W/Willner, Wolfgang

Es gibt ein „Schaben-Monitoring“. Der Kammerjäger ist ständiger Gast im Finanzamt. 109 Messpunkte wurden mit Köderfallen im ganzen Haus belegt. Zuletzt wurden noch drei Schädlinge gezählt. Die Höchstzahl war 2016 neun in einem Monat. Ratten wurden übrigens bislang nur im unmittelbaren Außenbereich des Amtes gesichtet.

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