Kalibo alias Kai Oliver Borchers und Gabor Vosteen bei der Sommerszene Magische Komik, amüsiert geflötet

Dudweiler · „Leute, ihr lacht – ich versuche hier, meinen Lebensunterhalt zu verdienen!“ Kalibo alias Kai Oliver Borchers ist nie um einen kessen Spruch verlegen. Was ungemein hilfreich ist, um Leute aus dem Publikum als Assistenten zu rekrutieren.

 Gabor Vosteen jonglierte und brillierte bei der Sommerszene in Dudweiler mit Blockflöten.

Gabor Vosteen jonglierte und brillierte bei der Sommerszene in Dudweiler mit Blockflöten.

Foto: Kerstin Krämer

Von Kalibos flottem Mundwerk und seiner Fingerfertigkeit als Magier konnte man sich am Donnerstag im Stadtpark Dudweiler überzeugen: Da zauberte der Illusionist im Rahmen der „Sommer Szene“ zum ersten Mal in seinem Wohnort. Und zwar nicht auf der Bühne des Konzertpavillons, sondern zu ebener Erde. „Die Straße ist mein Metier“, frohlockte Kalibo – nur blöd, wenn man außer Karten- und Tuchtricks gerne Mentalmagie zelebriert, was außerhalb geschlossener Räume ziemlich anspruchsvoll ist. Aber wer den Mann des gesprochenen Superlativs („Dieser Trick ist der Beste/Schlechteste, den ihr je gesehen habt“) kennt, der weiß, dass sich mancher Zauber als ziemlich fauler entpuppt – beziehungsweise: Es funktioniert immer ganz anders, als man denkt.

Das musste auch Volker erfahren: Den gebürtigen Chemnitzer mit Wahlheimat Saarbrücken kennt – zumindest vom Sehen – jeder „Sommer Szene“-Fan, denn Volker sitzt in Dudweiler grundsätzlich in der ersten Reihe, und er schafft es immer, sich irgendwie ins Geschehen einzubringen. Hier avancierte der kooperative ältere Herr zum willfährigen Partner, der für einen angeblichen Gedankenleser-Trick fünf Euro riskierte – und sie tatsächlich zurückbekam. Dass „Wegducken nicht unsichtbar macht“, musste dagegen eine arglose Annette erfahren, die von Kalibo hinterlistig für einen Kartentrick gekapert wurde. Doch auch sie ließ der Taschenspieler gut aussehen – vorgeführt wurde hier niemand.

Einen berückend nonverbalen Draht zum Publikum hat dagegen Gabor Vosteen. Der schlaksige Kerl mit den auftoupiert zu Berge stehenden Haaren ist wie der Rattenfänger von Hameln: Er pustet einmal in seine Blockflöte, und alles tanzt nach seiner Pfeife. Blockflöte? Ja, das viel geschmähte Instrument wird zunehmend salonfähig und erobert nun auch die Comedybühnen – und das in solitärer Funktion, von Piccolo bis Bass und geblasen von Virtuosen. Das konnte man erst kürzlich im Mai bei der (ebenfalls von Kulturmacher Charlie Bick kuratierten Reihe) „Comedy im Frühling“ erleben, als der diplomierte Jazzer Tobias Reisige von der Trio-Formation „Wildes Holz“ einem die Flötentöne beibrachte.

Vosteen, ebenfalls studierter Musiker, tendiert in seiner „Fluteman Show“ eher zur Klassik und beherrscht obendrein auf adäquatem Niveau das Metier des Komikers und wortlosen Bewegungskünstlers, das er unter anderem an der Zirkusschule Budapest und im Zirkus Roncalli trainierte – diese beiden Talente kombiniert er mit seiner Fähigkeit zur spontanen nonverbalen Animation zu einem One-Man-Erlebnis der Sonderklasse. Vosteen hat ein faszinierendes Gespür für Timing und Situationskomik; er beherrscht seinen Körper mit der akrobatischen Anmut eines Pantomimen, spielt meisterhaft auf der Klaviatur der Erwartungshaltung und verführt mit betörendem Charme. Durch Zusatz-Beatmung mit den Nasenlöchern intoniert er bis zu fünf Flöten gleichzeitig, jongliert außerdem mit den Holzbläsern und amüsiert mit verrückten Inszenierungen – Performances in Sachen Neuer Musik etwa kriegen fröhlich eins übergebraten. Und natürlich beherrscht Vosteen technische Tricks wie Loop-Effekte: John Lennons „Imagine“ ertönte hier als geflötete a-cappella-Nummer. Mehr noch: Vosteens Kunst ist Haute Couture, wie er mit Flötenröckchen und Indianerschmuck aus Blockflöten bewies. Das Publikum bedankte sich mit Zugabeforderungen und Hutsammlung – der ultimative Spruch zur Kollekte kam schließlich von Kalibo: „Wer ohne Münzen ist, der werfe den ersten Schein!“

Heute, Samstag, ab 15 Uhr, Schulhof der Kirchbergschule Malstatt: Finale der „Sommer Szene“ mit sechs verschiedenen Gruppen.

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