Kalender erinnert an alte Zeiten

Bouzonville/Merzig-Wadern · „Gau un Griis“, die Vereinigung zur Erhaltung und zur Förderung der moselfränkischen Sprache, unserer Mundart, hat den „Muselfränkischen Kalenner 2014“ vorgelegt: mit alten Ansichten von Dörfern und Städten.

 Ortsansicht von Beckingen im 19. Jahrhundert. Foto: Kalender

Ortsansicht von Beckingen im 19. Jahrhundert. Foto: Kalender

Foto: Kalender

Das Titelbild zeigt einen alten Bauernhof von Becherholz (Gemeinde Félschtroff) Anfang 1939. Hier spürt man noch nichts von der hereinbrechenden Katastrophe des Zweiten Weltkrieges, als im lothringischen und im saarländischen Grenzgebiet zwischen Westwall und Maginotlinie Tausende Menschen zwangsweise ihre Heimat verlassen mussten.

Auf den zwölf Monatsblättern sind alte Ansichten von Dörfern und von Städten aus dem Saarland und aus Lothringen dargestellt. Benannt werden die einzelnen Orte ebenfalls in den alten und neuen Bezeichnungen. Ein Beispiel: Beaumarais (Gemeen Saarlouis) Bohmarä mit einem Foto von Hans Nicola "De grooß Gass ém Wénter, en Strooß so lang wie Beaumarais".

Itzbach (Siersburg) ist mit einem seltenen Foto "Anfang der 1930er Jahre" mit der Pfarrkirche St. Martin vertreten. Wie zu allen anderen Orten ist auch der Spitzname angegeben: "Itzbach Bohnenstach, Gross Schossel, nét vill drén, Der Deiwel mecht én Itzbach senn" (Itzbach Bohnenstange, Große Schüssel, nicht viel darin, der Teufel möchte in Itzbach sein). Damit wird sehr treffend auf den kargen Sandboden hingewiesen.

Merzig (Miertzich) ist mit einem seltenen Foto der 1939 irrtümlich gesprengten Eisenbahnbrücke über die Saar in Richtung Silwingen-Waldwisse vertreten. Interessant ist die älteste bekannte Aufnahme, die Beckingen 1874 zeigt.

Bei jedem Monatsblatt werden "Kénnerreimchen" (Kindereime) veröffentlicht und so der Vergessenheit entrissen.

Aus Lothringen sind Kolmen (Colmen), Busendroff (Bouzonville), Bolchin (Boulay), Kaarléngen (Carling), Louweln (Longeville-lès-Saint-Avold), Sant Avoar Santafoa (Saint-Avold), Edléngen (Eidling) und Folkenbéerch (Faulquemont) vertreten.

In einem besonderen Teil werden frühere Geschäfte und Gasthäuser gezeigt. Aus dem Saarlouiser Raum: ein Kleidergeschäft in Wallerfangen um 1900, das Gasthaus Dietzen in Gerlfangen und das alte Gasthaus "Zur Post" (M. Gross) in Fremersdorf.

Die Rückseite des Kalenders enthält Auszüge aus der ebenfalls von "Gau un Griis" herausgegebenen dreisprachigen Literaturzeitschrift "Paraple". Die dreisprachige Gegenüberstellung der Spitz- und Necknamen, der Sprichwörter und der Kinderreime ist auch für den Französischunterricht von Vorteil.

Die Texte sind in der bisher üblichen Form in Deutsch, in Französisch und in Mundart. Damit behält der im saarländisch-lothringischen Grenzraum seit vielen Jahren beliebte Kalender seine Kontinuität.

Der Mundartkalender 2014 ist zum Preis von fünf Euro bei den Saarlouiser und Dillinger Buchhandlungen, bei Bock & Seip in Merzig, im Rathaus Siersburg, bei Schreibwaren Theobald in Siersburg, bei der Vereinigung für Heimatkunde im Landkreis Saarlouis (Landratsamt) und beim Heimatverein Rehlingen erhältlich.

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