Kahlschlag sorgt für Wirbel

Saarbrücken · Mehrere Kahlschläge in Privatwäldern haben Umweltbehörden und -schützer auf den Plan gerufen. Derzeit wird untersucht, ob die Eingriffe rechtens waren. Das Umweltministerium plant nun eine Info-Kampagne.

 Kahlschläge in Wäldern müssen ab einer bestimmten Größe angemeldet oder gar genehmigt werden. Foto: Theobald

Kahlschläge in Wäldern müssen ab einer bestimmten Größe angemeldet oder gar genehmigt werden. Foto: Theobald

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Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) prüft derzeit, ob rund zehn Fälle von kahlschlagartigen Baumfällungen in hiesigen Privatwäldern rechtens gewesen sind. Auf SZ-Anfrage teilte das saarländische Umweltministerium mit, dass es jüngst in den Gemeinden Nohfelden und Rehlingen-Siersburg zu derartigen Fällen gekommen sei. Allerdings sei das Umweltministerium vorab nicht über die Fällarbeiten informiert worden. Entsprechend habe man diese auch nicht genehmigt. Die genannten Fälle in den beiden Gemeinden haben laut Ministerium ein Ausmaß von 0,3 bis drei Hektar. Die Kahlschlag-Fälle seien im Privatwald vorgenommen worden, hieß es. Die Behörde geht davon aus, dass bei den ihr bekannten Fällen "keine Rodung mit dem Ziel der Änderung der Bodennutzungsart" erfolgte. Wenn ein Waldbereich gerodet wird, muss er danach anderweitig genutzt werden, etwa als Viehweide oder Parkplatz. Wenn Bäume gefällt werden, ohne dass das Gebiet danach weiter genutzt wird, spricht man von Kahlschlag. Die Behörde prüft nun, wie gravierend die Vorfälle waren und ob eine Ordnungswidrigkeit begangen wurde beziehungsweise Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet werden muss, erklärte die Sprecherin des Umweltministeriums, Sabine Schorr.

Dem saarländischen Privatwaldbesitzerverband, der rund 2500 Privatwaldbesitzer mit zusammengerechnet rund 14 000 Hektar Waldfläche vertritt, sind die Fälle nicht bekannt. Wie Geschäftsführer Wolfgang Pester auf SZ-Anfrage unterstrich, müsse man genau hinschauen, ob es in den betreffenden Fällen "echter Kahlschlag" war. Pester: "Wenn zwischen den gefällten Bäumen bereits jüngere Bäume stehen, handelt es sich nicht um Kahlschlag."

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Saar prangerte unlängst den Kahlschlag auf privaten Waldflächen an. In letzter Zeit sei es im Raum Petersberg zu einigen Kahlschlägen gekommen, teilte die Organisation mit. So sei ein etwa drei bis vier Hektar großes Waldgebiet nahe Eimersdorf kahl geschlagen worden. BUND-Saar-Vizechef Michael Grittmann sagte: "Das Umweltministerium ist schon vor einiger Zeit auf Kahlschläge in Privatwäldern aufmerksam gemacht worden." Doch bislang sei das Ministerium untätig geblieben.

Ein Privatwaldbesitzer, der namentlich nicht genannt werden will, wies die seitens des BUND Saar gegen ihn erhobenen Vorwürfe als falsch zurück. Er habe bereits auf ein Schreiben des Umweltministeriums geantwortet und den tatsächlichen Vorgang geschildert. Von Kahlschlag könne keine Rede sein, weil sich insgesamt 1,6 Hektar seines Privatwaldes auf natürliche Weise verjüngt hätten und er lediglich die "wegen ihres Alters und wegen Kriegsschäden überfälligen Bäume" habe fällen lassen.

Umweltministerin Anke Rehlinger (SPD) plane nun eine Info-Kampagne für Waldbesitzer, wie Ministeriumssprecherin Schorr ankündigte. Hintergrund für die Informationsveranstaltungen sei mangelndes Fachwissen über die gesetzlichen Regelungen, so Schorr.

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HintergrundKahlschläge mit einer Größe von 0,3 bis zu einem Hektar sind nach dem Saarländischem Landeswaldgesetz dem Umweltministerium spätestens sechs Wochen vor ihrer Ausführung schriftlich anzuzeigen. Kahlhiebe von mehr als einem bis zu vier Hektar müssen vorab vom Ministerium genehmigt werden. bera

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