Kahlschlag auf dem Beethovenplatz

Saarbrücken. Der ein oder andere Bürger, der mit offenen Augen durch die Stadt geht, hatte schon länger den Verdacht: Die Bäume auf dem Beethovenplatz sterben. "Wenn man die winzigen Inseln im Asphalt sieht, die die Bäume umgeben, könnte man meinen, man hätte ihnen das Wasser abgedreht", sagte zum Beispiel der am Beethovenplatz ansässige Juwelier Pirmin Hüther, vor zwei Jahren

Saarbrücken. Der ein oder andere Bürger, der mit offenen Augen durch die Stadt geht, hatte schon länger den Verdacht: Die Bäume auf dem Beethovenplatz sterben. "Wenn man die winzigen Inseln im Asphalt sieht, die die Bäume umgeben, könnte man meinen, man hätte ihnen das Wasser abgedreht", sagte zum Beispiel der am Beethovenplatz ansässige Juwelier Pirmin Hüther, vor zwei Jahren. Das langsame Sterben der Bäume hat ein Ende. Gestern Morgen gegen neun Uhr hat die Firma Q-Park, die den Beethovenplatz als Parkplatz bewirtschaftet, damit begonnen, Bäume zu fällen.Ein von der städtischen Tochtergesellschaft KBS, die den Platz an Q-Park verpachtet, bestellter "unabhängiger Baumgutachter" habe bereits 2010 bestätigt, "dass die Bäume auf dem Beethovenplatz überaltert und fast alle nicht erhaltenswert sind", teilte Q-Park mit. Deshalb habe man in Absprache mit der Stadtverwaltung "beschlossen, dieses Jahr 21 Bäume zu fällen". In zwei Etappen sollen 21 neue Bäume gepflanzt werden. "Damit die neuen 21 Bäume rechtzeitig in die Erde kommen und bestmögliche Bedingungen für optimales Wachstum vorfinden, wird der alte Baumbestand schnellstmöglich gefällt". Auf Wunsch des Baudezernates werde man Götterbäume pflanzen. "Diese schnellwüchsige Laubbaumart gilt als anerkannter Stadtbaum und fügt sich harmonisch in das Stadtbild ein", erklärt Q-Park. Es werde auch "völlig neue große Baumscheiben und ein Bewässerungs- und Belüftungssystem" geben.

Das ist auch notwendig, sagt Manfred Dörr, der Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft KBS, die den Platz an Q-Park verpachtet. Die meisten der Bäume seien nämlich nicht altersschwach, sondern seien kaputtgegangen, weil die nicht asphaltierte Fläche um sie herum zu klein und nicht vor den Autos geschützt war. Zu wenig Erde und die wenige auch noch platt gefahren - "die Bäume halten das nicht aus", sagt Dörr. Deshalb habe man das Gutachten anfertigen lassen, auf dessen Grundlage Q-Park jetzt neue Bäume unter besseren Bedingungen wachsen lasse.

Meinung

Helden und ihr Bürgermeister

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen

Q-Park, so hat es gestern die Unternehmenssprecherin formuliert, "leistet einen wesentlichen Beitrag zur Aufwertung des Beethovenplatzes und trägt gleichzeitig zur Verbesserung des Stadtklimas bei". Das klingt nach einer Heldentat. Was Q-Park wohl zu erwähnen vergessen hat: Die meisten der Bäume, die abgesägt werden, sind nicht altersschwach. Sie haben die Bedingungen auf dem Parkplatz nicht überlebt.

Dass Q-Park die negativen Seiten seines Geschäftsmodells als Erfolg preist, passt zu einem Unternehmen, das seit Jahren erklärt, dass steigende Parkgebühren keine Abzocke, sondern eigentlich nur verbesserter Kundenservice seien.

Was aber wundert, ist, dass Saarbrückens Bürgermeister Ralf Latz (SPD) sich vor den Q-Park-Karren spannen lässt. In einer Pressemitteilung von Q-Park lässt sich der Bürgermeister mit dem Satz zitieren: "Die Maßnahme dient der Verbesserung des Stadtklimas und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Aufwertung des Beethovenplatzes."

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