Kaffee statt Cappuccino, Kalorien statt Kummer

Saarbrücken. Eine Bühne, zwei Kochplatten, vier Zutaten (Butter, Sahne, Bailey's und Eierlikör) - das ist alles, was Horst Lichter braucht, um sein Publikum fast drei geschlagene Stunden lang zu unterhalten. Ja, ja, beim Lichter, da kriegt man noch was für sein Geld! Ob man's goutiert, ist Geschmacksache

Saarbrücken. Eine Bühne, zwei Kochplatten, vier Zutaten (Butter, Sahne, Bailey's und Eierlikör) - das ist alles, was Horst Lichter braucht, um sein Publikum fast drei geschlagene Stunden lang zu unterhalten. Ja, ja, beim Lichter, da kriegt man noch was für sein Geld! Ob man's goutiert, ist Geschmacksache. Jedenfalls macht der als Fernsehkoch bekannte Lichter als Entertainer eine passable, professionelle Figur. Die Marke Horst Lichter brummt, der Kölner kommt kaum noch zum Kochen, so geschäftstüchtig tourt er durchs Land und bringt seine (Koch-)Bücher unters Volk. Gekocht wird in der Saarlandhalle am Donnerstagabend kaum. Und wenn, ist es eine Riesen-Ferkelei. Alles wird wahlweise mit viel Bailey's, Eierlikör oder Metaxa getränkt. Das Publikum grölt: Endlich einer, der die Gesundheitsapostel in die Schranken weist.

Horst hungrig im Stau, Horst besoffen im Flugzeug, Horst all inklusive in der "DomRep" - mit kölschem Charme und einer gehörigen Brise dreckigem Witz kalauert sich Horst Lichter souverän durch den Abend.

Der hat - vor allem im ersten Teil - Längen. Nach der Pause - und einem dem mittelmäßigen Niveau der Vorstellung entsprechenden Plastikbecher noch mittelmäßigeren Rotweins lässt es sich dann leichter mit Lichter in die Clubanlage der Karibik-Insel reisen, wo er dem drohenden "Burn out" entkommen will. Jetzt ohne Quatsch, Horst, fast drei Stunden sind einfach zu lang. Obwohl du ja ','ne nette Kerl" bist.

Aber auch das ist, wie gesagt, Geschmackssache. Denn das Publikum kann gar nicht genug kriegen. Und doch fragt man sich: Warum den Lichter für viel Geld in dieser ungemütlichen Halle live erleben, wenn's viel bequemer vorm heimischen Fernseher ginge? Mit einem guten Glas Rotwein, der Fernbedienung zum Umschalten und leckerem Essen.

Vielleicht, weil man seinen Kumpel Horst mal erlebt haben will. Wie er, der "zweite Reinhold Messner, Bezwinger des Butterbergs", sich über seine Sterne-Koch-Kollegen lustig macht, den Johann Lafer auf die Schippe nimmt, bei dem sich "die Viecher zum Casting anstellen, bevor sie sich schlachten lassen". Lichter präsentiert ein erlösendes "Wohlfühlprogramm für Mucklige", in dem "Knochenmobiles" und die "Weight Watcher's Mafia" ihr Fett weg kriegen. Seine Botschaft: Ich bin einer von euch. Freut euch des Lebens, suhlt euch im Genuss. Lasst das Kalorienzählen! Und trinkt gefälligst Kaffee statt "cream-blended Cappuccino".

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