(K)ein seltsames Paar

Saarbrücken. Eine überraschende Paarung - auf den ersten Blick. Da ist der Brite Lloyd Cole, 52, seit seinem famosen 1984er Debüt "Rattlesnakes" ein Garant feinsinnig/feingeistigen Singer/Songwriterkunst; und da ist der Berliner Hans-Joachim Roedelius, 78, eine Schlüsselfigur deutscher Elektronik-Experimentalmusik, solo oder mit den Formationen Cluster und Harmonia

Saarbrücken. Eine überraschende Paarung - auf den ersten Blick. Da ist der Brite Lloyd Cole, 52, seit seinem famosen 1984er Debüt "Rattlesnakes" ein Garant feinsinnig/feingeistigen Singer/Songwriterkunst; und da ist der Berliner Hans-Joachim Roedelius, 78, eine Schlüsselfigur deutscher Elektronik-Experimentalmusik, solo oder mit den Formationen Cluster und Harmonia.Dass Roedelius und Cole nun ein gemeinsames Album veröffentlichen, überrascht nicht vollends, hat Cole doch 2001 das instrumentale (und von manchen Cole-Puristen geschmähte) Elektronik-Album "Plastic Wood" vorgelegt, das sein Interesse an deutschen "Krautrock"-Experimenten widerspiegelte. Das Album kam Roedelius zu Ohren, dem es so sehr zusagte, dass er im Studio an Coles Aufnahmen herumspielte und ihm seine Versionen schickte. Man kam in Kontakt und blieb es. Jahre später begann eine Zusammenarbeit, deren erste Früchte nun als CD erscheinen: "Selected Studies Vol. 1".

Radikale Experimente sind das nicht; hört man die rein instrumentale Musik unaufmerksam, kann sie sich mit ihrer Unaufdringlichkeit schon mal in den mentalen Hintergrund verabschieden. Dennoch sind die zehn Stücke keine musikalischen Duftkerzen fürs Wohlfühl-Ambiente, sondern eher stilvolle Übungen in Minimalismus und Atmosphäre. Im Zentrum stehen stets kleine feine Melodien, mal an Japan, mal an Spieluhren erinnernd, die selbstgenügsam vor sich hin fließen, während Roedelius und Cole sphärische Klänge aufeinander schichten: Sie lassen es wabern und surren, manchmal piepsen und rascheln, rattern und zart knistern. Ihre Synthesizer klingen dabei wie betagte Modeller der 70er und 80er, bei denen man noch herzhaft an großen Knöpfen drehte, um ihnen verschiedenste Klänge zu entlocken. So gelingt dem Duo eine berückende Mischung aus Retro und Futurismus, statt kühler Keyboard-Sterilität stellt sich der Eindruck des handgemacht Verspielten ein.

Lloyd Cole, Hans-Joachim Roedelius: Selected Studies Vol. 1 (Bureau B/Indigo).

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