Justizministerium will wegen Fall Kuß bessere Gutachten für Gerichte

Saarbrücken · . Das saarländische Justizministerium will nach dem Justizirrtum im Fall Norbert Kuß die Gutachten-Praxis verbessern.

Der Marpinger Kuß (70) wurde nach mehr als zehnjähriger Verfahrensdauer und fast zweijähriger Haft rechtskräftig vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs seiner Ex-Pflegetochter freigesprochen (die SZ berichtete).

Wie die Vorsitzende des Landtagsjustizausschusses, Petra Berg (SPD), der SZ gestern berichtete, teilte Justizstaatssekretärin Anke Morsch (SPD) in einer Ausschuss-Sitzung mit, dass das Ministerium an Verbesserungen im Gutachten-System arbeite. Denn eine Fehleinschätzung in einem Gutachten hatte zur Verurteilung von Kuß geführt. "Das Problem derzeit ist, dass nur sehr wenige Experten Glaubwürdigkeitsgutachten erstellen können", sagte Berg. Für Kuß sei das ganze Verfahren "sehr, sehr tragisch" gewesen. Der Ausschuss habe sich einstimmig für die vollständige Rehabilitation des Marpingers ausgesprochen.

Nächste Woche werde Justizministerin Anke Rehlinger (SPD) Kuß und seine Frau in Marpingen besuchen und um Entschuldigung bitten. Die Medien seien dabei, dass sei "sehr, sehr wichtig für Herrn Kuß", sagte die Justiz-Expertin der SPD-Fraktion. Zudem habe die Staatsanwaltschaft über die verschwundenen Gerichtsakten über den Fall Kuß aufgeklärt. Die Akten seien durch einen Zahlendreher falsch nummeriert ins Archiv zurückgewandert. "Das war menschliches Versagen", so Berg, was ebenfalls höchste Bedeutung für Kuß habe. Erst eine Justizangestellte, die sich durch die SZ-Berichterstattung an den Namen Kuß in den falsch nummerierten Akten erinnerte, habe sie wieder ans Licht gebracht.

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