Jupp Zahms Nachfolger

St. Johann. "An der Theke hier", sagt Jürgen Becker, "da haben sie früher in Dreierreihen gestanden." Die Zeiten sind vorbei im Gasthaus Zahm. Dafür sind andere angebrochen - auch keine schlechteren, andere eben. Und für Jürgen Becker ganz neue Zeiten. Seit April, also seit gut vier Monaten erst, ist er der Wirt des Gasthauses

St. Johann. "An der Theke hier", sagt Jürgen Becker, "da haben sie früher in Dreierreihen gestanden." Die Zeiten sind vorbei im Gasthaus Zahm. Dafür sind andere angebrochen - auch keine schlechteren, andere eben. Und für Jürgen Becker ganz neue Zeiten. Seit April, also seit gut vier Monaten erst, ist er der Wirt des Gasthauses. Ein Wimpernschlag lang nur in der langen Geschichte des Zahm. 100 Jahre ist das Traditionsgasthaus in diesen Tagen geworden.1911 wurde das Haus in der Saarstraße am St. Johanner Markt gebaut und eröffnet - als Hotel und Gaststätte unter dem Namen "Zum weißen Ross". Erster Inhaber war Heinrich Zahm, ein Pferdehändler und Züchter aus Walsheim im Bliesgau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus 1945 umgebaut. Das Hotel und Gasthaus firmierte nun unter "Nassauer Hof". Ab 1949 wurde es vom Saar-05-Förderer Jupp Zahm geführt. Seit 1975 nennt sich der Betrieb nur noch "Gasthaus Zahm". "Mit dem plötzlichen Tod von Jupp Zahm am 31. März 1987 endete eine Ära", sagt Jürgen Becker. Das Gasthaus wurde von Fritz Dilger und seiner Familie weitergeführt. Nach 17 Jahren ging Fritz Dilger in den Ruhestand und das Gasthaus wechselte die Biermarke. Seitdem wird im Zahm Bruch-Bier ausgeschenkt. Im März 2008 übernahm Peter Ruppel das Gasthaus.

Jürgen Becker, der gelernte Koch und Hotelfachmann, der unter anderem das Gasthaus Woll in Spichern, für Brauer Thomas Bruch die Stiefel-Gastronomie-Gruppe geführt, für den Großmetzger Schwamm gearbeitet und für Asbach Spirituosen verkauft hat, will ein neues Kapitel in der Zahm-Geschichte aufschlagen. Im Herbst soll aus dem Hinterzimmer eine Weinstube werden. Becker will auch Wein verkaufen. Als Wirt will er nicht einfach fragen: "Was wollen Sie trinken?" Er will, dass sich seine Gäste auf seine Empfehlungen verlassen können.

"Ich versuche, mit meinen Gästen das Leben zu gestalten", sagt Jürgen Becker. Die Schankstube bezeichnet er als sein Wohnzimmer. "Du lebst das. Wenn Du das nicht leben willst, geht es nicht." Zurzeit sperrt Jürgen Becker den Laden morgens um zehn auf und sperrt ihn irgendwann am späten Abend oder in der Nacht wieder ab. Bevor er morgens ins Zahm kommt, war er schon einkaufen. "Auf Dauer schaffe ich das so nicht, das ist klar", sagt er. Aber wenn man wie er "eine personenbezogene Gaststätte" führen wolle, müsse man das mit viel Einsatz tun.

Und ein Händchen haben, wenn es darum geht, den Weg zwischen Tradition und Moderne zu finden. Die alten Bleiglasfenster gibt es zum Beispiel nicht mehr - zu dunkel sei das Gasthaus dadurch.

 Die Theke ist immer schon der zentrale Ort im Gasthaus Zahm gewesen, sagt Jürgen Becker. Foto: Dietze

Die Theke ist immer schon der zentrale Ort im Gasthaus Zahm gewesen, sagt Jürgen Becker. Foto: Dietze

Die Zeiten ändern sich, sagt Jürgen Becker. Und mit ihnen die Ansprüche der Gäste. Andere Zeiten eben, keine besseren und keine schlechteren als vor 100 Jahren.

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