Jugendsynode der Evangelischen Kirche Junge Protestanten fordern mehr Mitbestimmung ein

Bad Neuenahr · Teilnehmer der ersten Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland wollen sich im EU-Wahlkampf für minderjährige Flüchtlinge einsetzen.

Die erste Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, zu der auch die meisten Protestanten im Saarland zählen, fordert konkrete Schritte zu mehr Beteiligung junger Leute an kirchlichen Entscheidungen und Strukturen.

In fünf Kirchenkreisen sollten dazu Modelle drei Jahre lang erprobt werden, forderten die 110 Synodalen am Sonntag im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr. Zudem solle die Kirchenleitung bei künftigen Beschlüssen die Auswirkungen auf junge Menschen dokumentieren.

Eine weitere Forderung des Gremiums ist eine Beteiligungsquote von 50 Prozent junger Menschen in jedem Jugendausschuss der 37 rheinischen Kirchenkreise sowie im synodalen Fachausschuss Jugend. Junge Leute sollten auch dann Mitglieder in Ausschüssen sein können, wenn sie nicht die Voraussetzungen für das Presbyteramt erfüllen. Presbyter sind die gewählten Vertreter der Gemeidemitglieder in der Gemeindeleitung. Die Kirchenleitung soll überprüfen, ob dafür Anpassungen nötig sind. In der Landessynode, dem obersten Organ der mehr als 2,5 Millionen Mitglieder zählenden rheinischen Kirche, will die Jugend künftig ebenfalls stärker vertreten sein. Die Landessynode, die am Sonntagnachmittag zu ihrer Jahrestagung zusammenkam, solle dies ermöglichen, hieß es. Die Kirchenkreise sollten mehr junge Leute in das Kirchenparlament entsenden.

Der Jugendbericht soll in seiner bisherigen Form wegfallen, stattdessen müsse sich der regelmäßige Austausch zwischen Landeskirche und jungen Mitgliedern weiterentwickeln. Die Themen der Jugendsynode sollen weiterverfolgt werden, neue Themen will die evangelische Jugend in Zusammenarbeit mit der Kirchenleitung in die Landessynode einbringen. Politisch soll sich die rheinische Kirche einem Beschluss zufolge für eine Absenkung des aktiven Wahlalters einsetzen.

Die Jugendsynode, in dieser Form in der evangelischen Kirche auch bundesweit ein Novum, hatte am Freitag begonnen. Auch vier Saarländer waren dabei (die SZ berichtete).

Das Schicksal unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge muss nach Ansicht der rheinischen Kirchenjugend stärker in den Blick genommen werden. „Sie bedürfen des besonderen Schutzes vor Missbrauch, Menschenhandel und Ausbeutung“, erklärte die erste Jugendsynode. Die Kirchengemeinden sollten vor der Europawahl mit Politikern über die Probleme an den EU-Außengrenzen und insbesondere die Situation der minderjährigen Flüchtlinge sprechen. Zudem sollten sie eine freie Kollekte für ein Projekt mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bestimmen. Der Umgang mit Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen beschäftigt auch die im Anschluss tagende Landessynode, das oberste Organ der rheinischen Kirche. Ihr wird der Beschluss der Jugendsynode vorgelegt. Die Landessynode wird noch bis Freitag in Bad Neuenahr tagen und Beschlüsse fassen.

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