Juncker glaubt nicht an Verrat des Großherzogs

Luxemburg. Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker hat sich in einer undurchsichtigen Affäre um den Geheimdienst des Fürstentums vor Großherzog Henri gestellt

 Premierminister Jean-Claude Juncker. Foto: dpa

Premierminister Jean-Claude Juncker. Foto: dpa

Luxemburg. Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker hat sich in einer undurchsichtigen Affäre um den Geheimdienst des Fürstentums vor Großherzog Henri gestellt.Juncker sagte gestern in Luxemburg vor Journalisten, er schenke den Gerüchten, wonach der Monarch enge Beziehungen zum britischen Geheimdienst gehabt habe, keinerlei Glauben: Schließlich gehe es dabei um Hochverrat, sagte der Premierminister den luxemburgischen Medienberichten zufolge.

Der Großherzog hatte in der Nacht zum Donnerstag eine Erklärung veröffentlichen lassen, in der er eine Aufklärung der Berichte und Gerüchte forderte. Bereits zuvor hatte er kategorisch dementiert, jemals irgendwelche Beziehungen zum britischen Geheimdienst unterhalten zu haben.

 Großherzog Henri von Luxemburg. Foto: Kumm/dpa

Großherzog Henri von Luxemburg. Foto: Kumm/dpa

Die Wochenzeitschrift "Letzebuerger Land" hatte ein Gespräch veröffentlicht, das Juncker 2007 mit dem damaligen Chef des Geheimdienstes geführt hatte und das von diesem ohne Junckers Wissen mithilfe einer präparierten Armbanduhr aufgenommen worden war. Darin hatte der Geheimdienstchef behauptet, Großherzog Henri habe enge Beziehungen zum britischen Geheimdienst MI6. Er habe versucht, sich Abhörmaterial zu verschaffen. Der Hof sei dabei, eine "Privatarmee" aufzubauen: "Die machen, was sie wollen", soll der Geheimdienstchef geklagt haben. Auch eines der regelmäßigen Gespräche Junckers mit dem Staatschef soll abgehört worden sein. Juncker sagte gestern, der Hof sei 2005 bedroht worden. Nähere Angaben machte er nicht. Sowohl im Palast als auch in der Privatresidenz Schloss Colmar-Berg seien aber damals Telefon-Fangschaltungen angebracht worden, die später wieder entfernt worden seien. Als er erfahren habe, dass sein eigener Geheimdienstchef ein Gespräch mit ihm aufgenommen hatte, habe er auf die sofortige Entlassung des Geheimdienstlers nur deshalb verzichtet, weil er gefürchtet habe, der luxemburgische Geheimdienst könne dann von Informationen durch ausländische Dienste abgeschnitten werden. Juncker zeigte sich verwundert darüber , dass plötzlich eine fünf Jahre alte Sache in die Öffentlichkeit komme. Er habe dazu Vermutungen, wolle diese aber weiter nicht äußern.

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