Christliche Weihnachtsbotschaft Sterne leuchten als Boten der Hoffnung in dunkler Zeit

In einer Straße in Bous haben die Anwohner große leuchtende Sterne in ihre Vorgärten gestellt. Das sieht tröstlich und friedlich im Dunkeln aus. Es macht mir Freude, wenn ich dort entlanggehe. Was für eine schöne, ermutigende Idee in der Adventszeit 2020, die oft von trüben Gedanken geprägt ist: Mit wem werde ich Weihnachten feiern?

Werden wir gesund bleiben? Kommen mit den Beschränkungen überhaupt noch Weihnachtsstimmung oder Weihnachtsfreude auf?

„Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“ So berichtet die Bibel im Matthäusevangelium über die Weisen aus dem Morgenland. Als der Weihnachtsstern über dem Stall in Bethlehem stehen bleibt, wissen sie: Wir sind angekommen! Hier ist das, was wir suchen!

Wie ist das mit den Sternen in den Bouser Vorgärten? Wie ist das mit den Sternen, mit denen wir jetzt unsere Häuser schmücken? Wie ist das mir den Sternen außerhalb der Weihnachtszeit? Sterne, die wir in unzähligen Wertungen im Internet verteilen? Sternerestaurants, Sternehotels, Stars? Selbst ohne jeden christlichen Zusammenhang sagt ein Stern: Hier ist etwas Besonderes! Das hier ist gut, außergewöhnlich!

Der Stern von Bethlehem hat den drei astronomisch geschulten Weisen gesagt: Jetzt kommt ein ganz besonderer Mensch zur Welt. Einer, der unsere Welt menschlicher machen wird. Diese Aussicht begeistert die drei so sehr, dass sie sich auf den beschwerlichen Weg nach Jerusalem machen, in die Fünf-Sterne-Großstadt. Aber dort finden sie keinen neuen Herrscher. Nur den argwöhnischen König Herodes, der schickt sie weiter nach Bethlehem. In ein kleines Dorf, das  mit Sicherheit keinen Stern hat. Aber nun steht dort der größte, hellste und bedeutungsvollste Stern überhaupt! Mitten in der dunklen Nacht leuchtet dieser Stern über einem armen Stall.

Unsere Deko-Sterne leuchten trotz aller Corona-Beschränkungen über einem festen Dach über unserem Kopf. Sie erstrahlen in einer warmen Wohnung, in der es genug zu essen und zu trinken gibt. Wahrscheinlich geht es dort in diesem Jahr nicht ganz so lebhaft zu wie an zurückliegenden Weihnachtsfesten. Ja, vielleicht melden sich Sorgen und Ängste: um kranke Angehörige, um einsame Freunde, um die eigene Existenz.

Aber vielleicht spüren wir auch unsere Sehnsucht: Was ist es denn genau, dass mir fehlt in diesem Advent, an diesem Weihnachtsfest? Welche Menschen vermisse ich besonders? Wo meine tiefste Sehnsucht ist, da leuchtet auch mein Stern, mein eigener Weihnachtsstern!

Die Sterne in der Straße zeigen mir: Da haben sich Menschen zusammengetan. Sie haben etwas aufgebaut, was hell und schön anzuschauen ist. Die Sterne lösen keine Probleme. Aber sie berühren mich und zeigen, dass es Hoffnung gibt: Zeichen, die im Vorbeigehen einen kleinen Moment der Freude schenken. Lichter, die ermutigen, nach innen zu schauen: Auf die eigene Weihnachtssehnsucht und auf die Weihnachtsbotschaft: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“

Frieden, Liebe, Verbundenheit, Trost, Hoffnung, Geborgenheit und Freude – das sind Sehnsuchtssterne, durch die uns Gott in eine menschlichere Welt führt. Wo ich diesen Sternen folge, da entzündet sich ein heller Funke in meinem Inneren, ein Funke der Sehnsucht. Ein Stern geht auf und führt mich hin zu Gott, mir selbst und zu den Menschen. Das wünsche ich Ihnen allen – frohe und gesegnete Weihnachten!

 Juliane Opiolla, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Schwalbach.

Juliane Opiolla, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Schwalbach.

Foto: Evangelische Kirchenkreise an der Saar/EKS

Juliane Opiolla ist Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Schwalbach und seit Dezember 2020 Synodalassessorin im Kirchenkreis Saar-West. Sie wohnt mit ihrer Familie in Bous.

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