Jugendkriminalität geht zurück

Saarbrücken. Die Kriminalstatistik für das Jahr 2010 ist bei Experten auf ein verhaltenes Echo gestoßen

 Ist der Rückgang der Jugendkriminalität auch Folge des demographischen Wandels? Foto: dpa

Ist der Rückgang der Jugendkriminalität auch Folge des demographischen Wandels? Foto: dpa

Saarbrücken. Die Kriminalstatistik für das Jahr 2010 ist bei Experten auf ein verhaltenes Echo gestoßen. Die Rückgänge der Fallzahlen etwa bei Diebstählen um 4,8 Prozent (von 27 164 im Jahr 2009 auf nun 25 870), bei "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" um 11,2 Prozent (von 752 auf 668 Fälle) sowie bei der Jugendkriminalität um 4,3 Prozent (von 9425 auf 9023 Fälle) werten die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) zwar grundsätzlich als Hinweis auf die erfolgreiche Arbeit der Polizei. "Für den Rückgang der Jugendkriminalität ist aber sicher auch schlicht der demographische Wandel mitverantwortlich", sagt GdP-Landeschef Hugo Müller. BDK-Landeschef Michael Rupp ergänzt: "Sinkende Fallzahlen sind nicht immer nur ein gutes Zeichen. Der Rückgang bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung etwa kann auch bedeuten, dass die Polizei wenig erfolgreich im Kampf gegen die Verbreitung von Kinderpornografie gewesen ist." Um die Kriminalstatistik präzise bewerten zu können, fehle es noch an detailierteren Angaben. Diese will das Innenministerium "voraussichtlich im April" bekannt geben, wie eine Sprecherin der SZ mitteilte. Die polizeiliche Aufklärungsrate soll mit rund 55 Prozent im Jahr 2010 erneut leicht gegenüber dem Vorjahr (54 Prozent) gestiegen sein, wie die SZ aus gut unterrichteten Kreisen bereits vorab erfuhr."Mit insgesamt rund 72 000 registrierten Straftaten im Jahr 2010 bewegen wir uns im Saarland trotz der leichten Rückgänge noch immer auf einem hohen Niveau", bilanziert GdP-Landeschef Müller. Zudem erinnert er daran, dass die Statistik nur diejenigen Delikte wiedergebe, "die uns bekannt sind". Müller: "Bei digitalen Verbrechen und der Internet-Kriminalität befürchte ich einen dramatischen Anstieg und eine hohe Dunkelziffer." Dafür spreche unter anderem der registrierte Anstieg von Vermögens- und Fälschungsdelikten um 4,4 Prozent (von 12 859 auf 13 421 Fälle), so Müller. Deutlich steigende Fallzahlen weist die Statistik auch bei "Straftaten gegen das Leben" (von 22 auf 37 Fälle, plus 68,2 Prozent), bei fahrlässiger Tötung (von 6 auf 11 Fälle, plus 83,3 Prozent), bei Totschlag (von 8 auf 9 Fälle, plus 12,5 Prozent) sowie bei Mord (von 8 auf 16 Fälle, plus 100 Prozent) auf. "Der prozentuale Anstieg hört sich dramatisch an. Doch angesichts der geringen Gesamtzahl etwa bei Tötungsdelikten wirkt sich ein Anstieg prozentual gleich exorbitant aus", erläutert Müller.

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