Jubiläumsfeier mit einer Verstorbenen

Merzig-Wadern. Ihr silbernes Jubiläum will die Firma Bio-Produkte mit einer Verstorbenen (Name der Redaktion bekannt) feiern - inklusive eines Tagesausflugs ins Burgenland. Auch Busfahrt, Frühstück und Mittagessen sollten kostenlos für sie und ihren Begleiter sein, ebenso wie das Bio-Genusspaket mit Kaffee und Tee

Merzig-Wadern. Ihr silbernes Jubiläum will die Firma Bio-Produkte mit einer Verstorbenen (Name der Redaktion bekannt) feiern - inklusive eines Tagesausflugs ins Burgenland. Auch Busfahrt, Frühstück und Mittagessen sollten kostenlos für sie und ihren Begleiter sein, ebenso wie das Bio-Genusspaket mit Kaffee und Tee. Das jedenfalls verspricht eine Einladung, die dem Witwer aus dem Kreis Merzig-Wadern dieser Tage ins Haus geflattert ist. Die Absenderin: eine Postfach-Firma namens Maris im niedersächsischen Vahren. Meldungen zur Teilnahme sollen per Postkarte an die Maris-VIP-Buchung gesendet werden. "Meine Frau ist seit gut zehn Jahren tot", sagt der Mann, der seinen Namen nicht preisgeben will. "Weiß der Himmel, wie diese Firma an den Namen meiner toten Frau gekommen ist." Post für seine Frau, verstorben 2000, erhält er nach seiner Darstellung hin und wieder mal. Dieses Anschreiben ist nach seiner Meinung besonders dreist - eine Bauernfängerei der übelsten Sorte, wie er sagt. Das Ziel machte stutzigStutzig machte den Senior bei dieser Geschichte das Ziel des Ausflugs - ein Bio-Zentrum im Burgenland. "Ins Burgenland nach Österreich - an einem Tag hin und zurück?", fragt er. Auch das Kleingedruckte kam dem Senior mehr als spanisch vor: "Aus Wettbewerbsgründen zahlen Sie eine Versicherungs- und Buchungsgebühr von drei Euro." Beim genauen Studium des "Gewinnbriefes" stolperte er über einen weiteren Satz: Ein Jahr lang werden Bio-Produkte im Wert von 2500 Euro kostenlos nach Hause geliefert. "Dann ist die Lieferung umsonst, aber die Ware zu bezahlen", schlussfolgert der Mann. Den Termin, 10. August, will er ungenutzt verstreichen lassen. "Bis der Bus alle Treffpunkte angefahren hat, kommen wir höchstens bis Nonnweiler." Für den Witwer steht fest: "Das ist eine typische Kaffeefahrt, bei der nur abgezockt werden soll." Wie die Firmen an Adressen kommen, lässt sich nach Darstellung von Getrud Truar, Verbraucherzentrale Saarbrücken, weidlich spekulieren. "Der Handel mit diesen Daten blüht", weiß die Verbraucherschützerin. Natürlich sei niemand gegen kriminelle Energie gewappnet. Dennoch gibt es nach Auskunft von Truar für die Verbraucher Möglichkeiten, sich zu wehren: die berechtigten Forderung an die jeweilige Firma, die Daten sofort zu löschen - in schriftlicher Form. "Wird das Schreiben ignoriert, soll sich der Verbraucher an den Datenschützer des Bundeslandes wenden, in dem die Firma ansässig ist." Der Hinweis auf rechtliche Schritte und dem Geltendmachen von Schadensersatz darf nach Ansicht der Verbraucherberaterin in dem Anschreiben nicht fehlen. "Wir haben einen Musterbrief entworfen, der jederzeit abgerufen werden kann." Der Name der Postfach-Firma aus Niedersachsen ist ihr unbekannt, die Masche dieser Leute nicht. "Es geht nicht um günstige Tagesfahrten, sondern ums Geschäfte-Machen", warnt sie. "Schwarze Listen mit allen Namen von Anbietern zu erstellen, ist nur schwer möglich. Sie ändern von einem auf den anderen Tag ihre Namen." SZ-Recherchen haben ergeben, dass im Internet vor der Firma Maris aus Vahren mit ihren "fingierten Gewinnspielen" mehrmals gewarnt wird. Musterbrief"Wir können nicht wissen, dass die Frau tot ist", sagt eine Mitarbeiterin, die sich unter der auf dem Anschreiben angegebenen Kunden-Servicenummer, einer Handy-Nummer, zu erreichen ist. Bei Angabe des Namens werde man ihn selbstverständlich streichen. Auf die Frage, wo das Burgenland sei, antwortete sie: "Nach Österreich wäre es ein bisschen weit. Ich kann nicht alle Ecken in Deutschland kennen."Der Musterbrief ist unter www.vz-saarland.de zu finden.

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