Fipronil-Skandal Jost kritisiert Discounter im Umgang mit Fipronil-Eiern

Saarbrücken · Verbraucherschutzminister: Supermärkte hätten früher Bestände kontrollieren und Kunden informieren müssen.

 In zahlreichen Eiern wurden Rückstände  von Fipronil gefunden.

In zahlreichen Eiern wurden Rückstände von Fipronil gefunden.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der saarländische Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) hat die schleppende Informationspolitik der Verantwortlichen in Belgien und in den Niederlanden im Skandal um die mit dem Insektengift Fipronil belasteten Eier kritisiert. Viel zu spät und auch unzureichend hätten diese Länder über den Einsatz des verbotenen Insektizids und die Vertriebswege informiert. „Hier gibt es Nachbesserungsbedarf“, sagte Jost gestern mit Blick auf das Meldesystem der EU. Aber auch der Austausch zwischen den deutschen Bundesländern sei zu beanstanden. So habe ein großer Konzern seine Kenntnisse, wohin belastete Chargen geliefert wurden, nur seinem Bundesland mitgeteilt, nicht aber den ebenfalls betroffenen Ländern.

Kritik übte Jost auch am Verhalten einiger Discounter: Manche hätten nach Bekanntwerden des Skandals Eier-Paletten heimlich aus dem Verkauf genommen, ohne den Verbrauchern eine Rückmeldung zu geben, dass die zu der Zeit gekauften Eier zurückgebracht werden könnten. Sie hätten teilweise früher ihre Eierbestände kontrollieren müssen. „Viele Bürger kamen auf uns zu und teilten uns mit, dass sie Eier aus betreffenden Chargen gekauft hätten – zu einem Zeitpunkt, wo die Discounter dies hätten wissen können“, kritisierte Jost. Das Landesamt für Verbraucherschutz werde nun die Verantwortlichen diesbezüglich sehr genau befragen. Gegebenenfalls würden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Die Höhe eines möglichen Strafmaßes bezifferte der Minister nicht. „Schlimmer aber als eine Geldstrafe dürfte der Vertrauensverlust der Bürger in den Handel wiegen“, sagte Jost.

Die Aufklärung des Skandals werde noch Zeit in Anspruch nehmen. Die saarländischen Lebensmittelkontrolleure überwachten die Rücknahmeaktionen und zögen möglicherweise belastete Eier und Ei-Produkte aus dem Verkehr. „Nach heutigem Stand sind die in der Region produzierten Eier und Ei-Produkte in Ordnung. Ich kann den Verbrauchern deshalb nur empfehlen, regionale Produkte zu kaufen“, sagte Jost. Seit Bekanntwerden des Skandals am 28. Juli seien 50 Eiererzeuger mit einem Legehennenbestand von mehr als hundert Hühnern sowie Eierpackstellen und Eiergroßhandelsbetriebe kontrolliert worden. Hier habe es keine Beanstandungen gegeben. Zudem seien eierverarbeitende Betriebe, darunter Wurst- und Dönerhersteller, Teigwarenhersteller, Hersteller von Backmischungen und Großbäckereien, Betriebe für Molkereiprodukte, Pralinenhersteller sowie Gastronomiebedarfs- und Großhandelsbetriebe untersucht worden. An insgesamt drei dieser Betriebe wurden Fipronil-belastete Eier aus Belgien und den Niederlanden geliefert. Ein Großteil der belasteten Chargen wurde gesperrt, der Rest ging an Nudelhersteller in Frankreich, die umgehend informiert wurden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort