John und Hochlenert in die StichwahlJeder Ortsteil wählte seinen Mann

Limbach. In einer Gemeinde mit 8380 Wahlberechtigten sind die Zettel schnell ausgezählt. "Um 18.30 sind wir durch" prophezeite Hauptamtsleiter Otwin Wentz, in dessen Büro die Fäden zusammenliefen. Und er sollte Recht behalten. Während um 18 Uhr die Wahllokale schlossen, hatten sich bereits die ersten Beobachter im Saal des Feuerwehrhauses in Limbach eingefunden

 Auch nach der Auszählung in allen Wahlbezirke war den Kandidaten Armin Hochlenert (CDU), Frank John (SPD) und Axel Leibrock (Grüne, von links) die Anspannung noch ins Gesicht geschrieben. Foto: Thorsten Wolf

Auch nach der Auszählung in allen Wahlbezirke war den Kandidaten Armin Hochlenert (CDU), Frank John (SPD) und Axel Leibrock (Grüne, von links) die Anspannung noch ins Gesicht geschrieben. Foto: Thorsten Wolf

Limbach. In einer Gemeinde mit 8380 Wahlberechtigten sind die Zettel schnell ausgezählt. "Um 18.30 sind wir durch" prophezeite Hauptamtsleiter Otwin Wentz, in dessen Büro die Fäden zusammenliefen. Und er sollte Recht behalten. Während um 18 Uhr die Wahllokale schlossen, hatten sich bereits die ersten Beobachter im Saal des Feuerwehrhauses in Limbach eingefunden. Das erste Ergebnis lieferte der Wahlbezirk 14 aus Limbach mit einem sehr guten Resultat für Frank John: 328 Stimmen für ihn, 170 für den amtierenden Bürgermeister. Die Spannung stieg ab 18.20 Uhr immer höher, zumal Limbach ein Top-Ergebnis nach dem anderen für den SPD-Kandidaten lieferte. Erst danach folgte der Ortsteil Kirkel-Neuhäusel, der eindeutig auf Seiten Armin Hochlenerts stand. Als der amtierende Bürgermeister hier aufholte, kam leises Gemurmel auf. Die bangsten Minuten für den Bürgermeister lagen zwischen 18.20 und 18.35 Uhr, als die letzten Stimmen aus den Kirkeler Wahllokalen erwartet wurden. Um 18.35 Uhr war klar, dass es eine Stichwahl geben würde. 2114 Bürgerinnen und Bürger waren in Limbach zur Wahl gegangen. In den vier Wahllokalen hatten 65,49 Prozent (1376 Stimmen) für Frank John, 30,84 Prozent (648 Stimmen) für Armin Hochlenert und 3,66 Prozent (77) für die Grünen gestimmt. In Altstadt hatte ebenso Frank John mit 48,3 Prozent (Schulhaus) und 54,61 Prozent (Feuerwehrhaus) die Nase vorne. In den beiden Wahllokalen kamen 953 Stimmen zusammen, im Wahllokal Schulhaus lagen John (256 Stimmen) und Hochlenert (235 Stimmen) fast gleichauf, im Wahllokal Feuerwehrhaus war hingegen John mit 231 Stimmen klarer Sieger gegenüber Hochlenert, der 158 Stimmen bekam. Die Grünen kamen auf 7,36 (Schulhaus) beziehungsweise 8,04 Prozent (Feuerwehrhaus). In Kirkel-Neuhäusel waren insgesamt 2433 gültige Stimmen abgegeben worden, von denen 1426 und damit 58,61 Prozent auf Armin Hochlenert fielen, während Frank John auf 32,18 Prozent (783 Stimmen) kam. Die Grünen verbuchten 9,21 Prozent (224 Stimmen). maaKirkel. Der Jubel war groß gestern Abend bei den Sozialdemokraten im Feuerwehrhaus Limbach. Für viele so nicht erwartet, holte Frank John (36) bei der Wahl um das Bürgermeisteramt in Kirkel das beste Ergebnis der drei Kandidaten. Mit 48,2 Prozent ließ er Armin Hochlenert (CDU, 55) und Axel Leibrock (Grüne, 53) hinter sich. Amtsinhaber Hochlenert kam auf 45 Prozent, Leibrock lediglich auf 6,8 Prozent der Stimmen. Da bei Urwahlen ein Kandidat allerdings die absolute Mehrheit erreichen muss, kommt es nun zur Stichwahl. Am 23. November treten dann John und Hochlenert gegeneinander an. Die Wahlbeteiligung beim gestrigen Urnengang war mit 66,03 Prozent erfreulich hoch.Gute Stimmung bei den Sozialdemokraten, Ernüchterung bei CDU und Grünen. Frank John zu seinem Abschneiden: "Ich bin angenehm überrascht, jetzt muss ich zulegen und noch mal in die Häuser gehen. Kirkel ist für mich noch ausbaufähig." Armin Hochlenert sprach von einer "Ortsteilswahl". Er hatte in Kirkel-Neuhäusel deutlich gewonnen, John hingegen in Limbach und Altstadt. Hochlenert: "Ich werde meinen fairen Wahlkampf auch in den kommenden 14 Tagen fortsetzen. 179 Stimmen Rückstand sind aufzuholen." Axel Leibrock hielt mit seiner Enttäuschung nicht hinterm Berg: "Mit einem solch schlechten Abschneiden habe ich nicht gerechnet. Wir haben als Grüne einen guten Wahlkampf gemacht, ich kann mir das schlechte Abschneiden nicht erklären." Wie wollen sich die Grünen bei einer Stichwahl verhalten? "Da will ich jetzt noch keine Aussage machen," so Leibrock. Die Homburger SPD-Bundestagsabgeordnete Astrid Klug sprach von einem hervorragenden Ergebnis für John - "vor allem in Limbach, wo ihn die Leute kennen, haben sie ihm einen hohen Vertrauensbeweis gegeben". Das positive Ergebnis in Kirkel werde die Motivation ihrer Partei im Land weiter erhöhen.CDU-Kreisvorsitzender Stephan Toscani glaubt, dass für Hochlenert in 14 Tagen noch alles drin ist. Die Gemeinde Kirkel sei traditionell sozialdemokratisch geprägt. "Es muss uns gelingen, die Bürger von der guten Leistungsbilanz des amtierenden Bürgermeisters zu überzeugen." CDU-Landtagsabgeordneter Günter Becker war etwas enttäuscht: "Sicherlich ist der Rückstand noch aufzuholen, dennoch hatte ich mit einem besseren Ergebnis gerechnet." Hochlenerts "hervorragende Arbeit für Kirkel" schlage sich nicht vollständig im Wahlergebnis nieder. SPD-Gemeinderatssprecher Peter Voigt war begeistert von dem guten Abschneiden Johns. "Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass Leibrock so wenig Stimmen erhält." Jetzt müsse seine Partei noch einmal ranklotzen und versuchen, auch in den für die SPD weniger erfolgreichen Wahlbezirken zu punkten. Martin Baus von den Grünen war tief enttäuscht über die 6,8 Prozent für Leibrock: "Ich kann mir das nicht erklären". Immerhin gebe es eine Stichwahl, auf die die Grünen Einfluss nehmen könnten. Meinung

Punktsieg für Frank John

 Um Punkt 18 Uhr haben die Wahlhelfer mit dem Auszählen der Stimmen begonnen. Foto: Thorsten Wolf

Um Punkt 18 Uhr haben die Wahlhelfer mit dem Auszählen der Stimmen begonnen. Foto: Thorsten Wolf

Von SZ-RedakteurPeter Neuheisel Was sich gestern in Kirkel an den Wahlurnen abgespielt hat, kann man getrost als Paukenschlag bezeichnen. Mit einer Stichwahl haben viele ja noch gerechnet. Dass aber der Herausforderer Frank John die Nase vorne haben und die absolute Mehrheit nur knapp verpassen würde, ist mehr als eine Überraschung. Bis zur Auszählung des letzten Wahlbezirks lag der Sozialdemokrat sogar deutlich über 50 Prozent. In letzter Sekunde konnte sich Armin Hochlenert noch in die Stichwahl retten. Ernüchternd das Abschneiden des dritten Kandidaten, Axel Leibrock, der vor acht Jahren noch zehn Prozent erreicht hatte. Aber in diesem "Lagerwahlkampf" zwischen den Ortsteilen kam er quasi unter die Räder. Spannend wird nun sein, wie sich die Grünen bei der Stichwahl positionieren. Sie könnten Zünglein an der Waage spielen.John geht jetzt als leichter Favorit ins entscheidende Rennen, wenngleich Hochlenert durchaus noch Chancen hat. Er muss vor allem in Limbach und Altstadt zulegen. Dort hat er im Vergleich zur Wahl von vor acht Jahren deutlich an Stimmen eingebüßt. Sein Amtsbonus zog hier nicht.

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